Ethisches Handeln und die Scheinmoral

Jeder hat es schon gesehen: ein T-Shirt für 3,99 €. Die einen schlagen zu, die anderen gehen für diesen Betrag lieber Kaffee trinken (fair angebaut und gehandelt natürlich!). Bin ich unmoralisch, wenn ich bei diesem scheinbar unschlagbaren Angebot schwach werde? Kann ich diesen unmoralischen Kauf kompensieren?

Wir alle können selber entscheiden, ob wir ein Kleidungsstück kaufen wollen, bei dessen Herstellung Menschen gelitten haben. Oder ob wir lieber die fairere Variante wählen. Gerade in dieser Möglichkeit zum moralischen Handeln zeigt sich unsere Freiheit. Sonst wären wir einfach willenlose Konsumenten. (Evi Hartmann)

Wir stehen ja heutzutage vor einem gar unüberschaubaren Markt, egal ob nun Kleidung oder andere Produkte. Im Einkaufsladen beispielsweise: Da gibt es 250 g Butter zu 89 ct oder für 2,29 €. Da denke ich ja auch nicht nach, ob es den Kühen beim Melken nun schlecht ging oder nicht.

Aber hilft es vielleicht auch meinem eigenen Ego, zum teureren Produkt zu greifen? Ob ich nun Butter von Gut&Günstig oder von demeter kaufe, interessiert später keinen, wenn sie erst mal im Kuchen gelandet ist. Aber beim T-Shirt? Primark oder G-Star? Das trägt man ja schließlich am Körper, jeder sieht es zwangsläufig. Da greift der, der etwas auf sich hält doch zum Shirt für 49,99 €. Ein Schelm, wer hier eine Doppelmoral erkennt.

Vielleicht ist das ja auch eine Art Kompensationsreflex, billige Nahrung, teure Kleidung. Witzigerweise kann man manchen auch genau das Gegenteil unterstellen – teure Fair-Trade-Produkte, billige Kleidung (ich glaube wir haben da ja unsere Vorstellung bestimmter Menschen).

Aber Weg von der Butter: Wir alle haben ja eine Verantwortung mit unseren Taten (Käufen), auch wenn wir uns dieser nicht gleich bewusst sind. Die Frage ist ja eher, was uns als Konsument besser fühlen lässt? Diese Freiheit kann einem bisher nicht genommen werden, insofern nicht strenger kontrolliert wird, wie sehr der Milchbauer unter der billigen Butter leidet oder wie Menschen in Fabriken behandelt werden.

Wie denkt Ihr darüber? Ist man konsequent, was ethisches Handeln betrifft? Oder legt man eher darauf wert, was einen immerhin so aussehen lässt? Seid Ihr konsequent?

2 Kommentare

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Hallo turnupdon,
ich denke niemand von uns kauft wirklich konsequent nur Produkte die weder Umwelt, noch Tieren, noch Menschen oder sonst wem geschadet haben. Trotzdem geht es mir persönlich oft so, dass ich während dem (Klamotten-) Shoppen ein sehr schlechtes Gewissen bekomme. Wenn ich also mal Fair-Trade Produkte kaufen, dann eigentlich nur für mich selbst. Wenn andere das dann mitbekommen und vielleicht selbst anfangen nachzudenken ist das umso besser, aber ich würde niemanden unter die Nase reiben „oh schau mal ich bin ein viel besserer Mensch als du, bewundere mich“. Denn bevor ich das machen könnte müsste ich wirklich (wie du geschrieben hast) konsequent auf Fair-Trade etc umsteigen.
Lg Glueck

Hallo turnupdon,
tolles Thema, das du dir ausgesucht hast. Es ist daher so toll, weil die Mehrheit unserer Gesellschaft darüber schweigt, doch gleichzeitig betrifft es uns alle; die einen mehr, die anderen weniger.
Wir konsumieren 24 Stunden die Woche, sei es nun eine Online-Bestellung über das Handy oder ein „Direktkauf“ im Laden – 24/7 nutzen wir Dinge, von denen wir meist nicht wissen unter welchen Umständen sie hergestellt wurden und welche Reise sie bereits hinter sich haben.
Doch leider zählt bei den meisten Menschen nur, dass es günstig ist und man eine riesige Auswahl hat, das erklärt auch den Erfolg der Kleiderkette Primark.
Was will man denn mehr? Das ist doch wie im Schlaraffenland!
Aber erst beim genauerem Betrachten und Auseinendersetzen mit dem Thema wird deutlich, wie so unglaublich günstige Produkte zustande kommen können. Doch was hat das alles jetzt mit „ethischen Handeln“ zu tun?
Ganz einfach niemand denkt bei Schnäppchenangeboten über die Hindergründe nach oder geschweige denn beschäftigt sich einmal wirklich mit dem Thema.
Doch ich muss selbst gestehen, dass ich nicht ganz konsequent bin. Es gibt eine Situation, in der ich mich bereits öfter wiedergefunden habe: Ich stehe in der H&M-Kabine und bekomme ein schlechtes Gewissen gegenüber den Menschen, die in Asien (besonders in Bangladesh) meine Klamotten zusammen genäht haben.
Ich stehe zuvor glücklich im Laden und erfreue mich über die Auswahl und die super Preise, und alleine in der Kabine kommen mir die Gedanken an die Frauen auf der anderen
Seite der Welt, die unter katastrophalen Bedingungen diese Klamotten zusammen genäht haben. Doch ich geh trotzdem immer und immer wieder zu H&M… Vielleicht wegen der tollen Auswahl oder, weil ich bisher nie die Gelegenheit hatte nach fairtrade-Kleidung zu schauen.
Beim Schreiben dieses Kommentars kam mir die Idee doch einfach mal in meinen Markenklamotten nach den Herstellungsort zu schauen: Puma-Pullover: Bangladesh; Nike-Sportleggings: Bangladesh… bei den restlichen Klamotten sah das nicht anders aus!
Oftmals erwartet man ja, dass man mehr zahlt, weil die Klamotten hochwertiger hergestellt werden, doch das ist Irrtum.
Heutzutage ist es leider kaum noch möglich Produkte zu kaufen, die weder Mensch noch Tier geschadet haben. Konsequenter bin ich hingegen derzeitig bei Kosmetik geworden,
zu 99% kaufe ich nur noch Make-up und Shampoos etc, die vegan sind oder zumindest tierversuchsfrei.
Dabei ist zwar noch nicht das Wohl der Menschen miteinbezogen worden, doch ich denke es ist ein Schritt in Richtung einer besseren Zukunft!
In Zukunft werde ich versuchen konsequenter beim Einkauf meiner Klamotten zu sein und noch konsequenter beim Einkauf meiner Make-up- und Pflegeprodukte.
Mal sehen, ob ich das so leicht schaffe. 😉

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