Anregung zum Philosophieren: im Netz von Big Data

„Vielmehr bezeichnet Big Data ein Bündel neu entwickelter Methoden und Technologien, die die Erfassung, Speicherung und Analyse eines großen und beliebig erweiterbaren Volumens unterschiedlich strukturierter Daten ermöglicht.“ (Quelle: Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages, 2013.)

Große Mengen an Daten zu verarbeiten ist ein wichtiges Innovationsthema in verschiedenen Bereichen der Wirtschaft, Wissenschaft und der öffentlichen Verwaltung geworden. Ein paar Beispiele:

  • vor einigen Wochen gab es einen Artikel, der ganz stark im Netz gestreut wurde: „Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt„, dabei geht es um die Möglichkeiten der Datenanalyse und Datenkombination bis hin zu bewussten Streuung und Steuerung von Meinungen an zwei Beispielen: dem Brexit und der US-Wahl. Kurze Zeit später gab es bereits gegenteilige Artikel, u.a. „Big Data allein entscheidet keine Wahl„, die die Macht der Datenanalysten etwas abmilderten.
  • Fitnessarmbänder messen jederzeit die Schrittanzahl, Herzfrequenz, Schlafzeiten, Bewegungsmuster etc. Alles kann bei der Herstellerfirma hochgeladen werden und der persönliche Fitnessstand gemessen werden, dazu gibt es Tipps für die persönliche Optimierung. Bekommen nun Krankenkassen oder Pharmaunternehmen die riesigen Datenmengen, können sie damit einerseits gezielter ihre Produkte entwerfen und dem Kunden anbieten, andererseits können sie auch viel personalisierter (und damit finanziell) auf gute und schlechte Lebensweisen reagieren. (mehr Infos)
  • In den USA werden schon seit vielen Jahren Algorithmen verwendet um das Rückfallrisiko von Straftätern zu ermitteln. Bei jenen mit hohem Rückfallrisiko wird der Antrag auf Bewährung eher seltener gewährt, die Kautionshöhe ist größer, etc.. Da die Algorithmen intransparent sind („Geschäftsgeheimnis“), können nur die Ergebnisse ausgewertet werden. Und diese zeigen eindeutig, dass Afroamerikaner systematisch schlechter bewertet wurden. Dies hat gavierende Auswirkungen für jeden einzelnen Häftling. (mehr Infos)

Die Fragen, die sich dabei aufdrängen, sind unter anderem: wie sehr vertrauen wir als Gesellschaft uns den Algorithmen, letztlich Maschinen, an? Welche moralischen Grenzen gibt es, die nicht überschritten werden dürfen? Ist unsere Handlungs- und Willensfreiheit in Gefahr?

Natürlich gibt es auch positive Beispiele:  Open Data – also viele Daten, die frei verfügbar sind, ermöglichen ganz neue wissenschaftliche Erkenntnisse, auch mit Hilfe ganz „normaler“ Bürger, so genannter Citizen Science („Bürgerwissenschaft“).

  • So gibt es z.B. einen Bastelbausatz zur Messung von Luft-(verschmutzungs)-daten, alle Daten werden in die Datenbank gespeist und ausgewertet. Die Luftdaten sind beispielsweise für Stuttgart viel detailierter als die amtlichen Daten.
  • Auf naturgucker.de kann jeder Fotos seiner Naturbeobachtungen sowie zusätzliche Daten hochladen. Außerdem gibt es zahlreiche Hilfen bei der Bestimmung von Arten. So kann man beispielsweise Zugvögel auf ihren Routen beobachten, da alle Daten sowohl art- als auch ortsbezogen ausgewertet und gefiltert werden können.

Daraus ergeben sich weitere Fragen: wie transparent darf/muss Wissenschaft sein? Welche Möglichkeiten gibt es für Schüler sich an solchen Projekten (auch fächerübergreifend) zu beteiligen – welche Fragen könnten spannend und interessant sein? Sollten nicht alle Daten, die von der „Allgemeinheit“, also aus Steuermitteln, finanziert werden offen und frei zur Verfügung stehen?

7 Kommentare

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Meiner Meinung nach geben wir alle viel zu viel Daten im Internet preis und somit auch unsere Indentität, die von jedem angeschaut werden kann. Ob Facebook, Whatsapp oder Snapchat alle großen Firmen speichern unsere Daten, die dann z.B. für Werbung die auf die jeweilige Person abgestimmt ist, verwendet wird. Auch das Beispiel mit dem Algorithmus für Häftlinge finde ich gut für unsere heutige Zeit, denn meiner Meinung nach kann eine Maschine nicht entscheiden ob ein Häftling zur Entlassung bereit ist oder nicht. Vorallem die menschlichen Eigenschaften wie Emotionen etc. lassen die Maschinen komplett außer Acht. Solche wichtigen Entscheidungen über das Leben eines anderen Menschen würde ich nicht von einer Maschine entscheiden lassen die nach irgendwelchen vorher gesammelten Informationen entscheiden. Auf der anderen Seite kann so auch ausgeschlossen werden das Emotionen die Entscheidung beeinflussen. Schlussendlich vereinfachen Maschinen oft das Sammeln von Daten und auch allgemein unser Leben, allerdings muss man auch vorsichtig mit ihnen umgehen und nicht die komplette Kontrolle an sie abgeben.

Hallo,
Ich denke, dass sich die Menschen tatsächlich viel zu sehr von Meldungen die im Internet kursieren, beeinflussen lassen. Anstatt sich detallierter über ein Thema zu informieren, gluabt man einfach der einen Quelle die man zufällig gesehen hat.
Allerdings kann man mit der Sammlung von großen Datenmengen viel Positives bewirken, aber ich denke hierzu sollte gut überwacht werden was die Sammler dieser Daten mit ihnen vor haben. Der Missbrauch ist sehr leicht möglich und deshalb ist es sehr gefährlich große Mengen an Daten einem Anbieter zu überlassen. Wenn allerdings Daten gesammelt werden um besser Studien über die Sportlichkeit der Menschen zu machen bzw. um z.B. Wetterdaten genauer aufzuzeichnen ist es durchaus sinnvoll.
Abschließend lässt sich also sagen dass es wichtig ist, offizielle Grenzen zu setzen die die Verwendung dieser Daten einschränken um die Sammlung überhaupt zu erlauben.

Big data hat auf jeden Fall einige Vorteile, die oben auch schon erwähnt wurden, allerdings finde ich, dass auch diese positiven Aspekte daran manchen Menschen ins Gegenteil umgekehrt werden und somit sehr viel Schaden ausrichten können.
Heutzutage ist es so, dass auch diese Big data so analysiert werden, dass man dadurch die anderen Menschen manipuliert, etwas bestimmtes zu tun (wie bei dem Beispiel oben mit dem Brexit und Trump).
Deshalb ist es sehr wichtig, nicht nur alles blind zu glauben, was alles so ausgewertet wird, sondern dabei auch weiter nachzudenken und zu hinterfragen, ob das überhaupt sein kann bzw. ob man nicht dadurch beeinflusst bzw. manipuliert werden soll.

Wie bei eigentlich allen Themen gibt es auch hier Vor- und Nachteile. Ein Vorteil ist wie oben erwähnt, dass man gemeinsam Daten sammeln kann und sie untereinander austauschen. Dies ist natürlich sehr praktisch und kann ich nur unterstützen. Allerdings denke ich, dass diese Sammlung von Daten eher negativ zu betrachten ist, da ich vermute, dass es eher Vorteile für die großen Konzerne bringt. Dies wird bei dem Beispiel der Fitnessarmbänder deutlich. Alles was man im Internet preisgibt wird irgendwo gespeichert. Manchmal habe ich das Gefühl, dass das Internet bzw. bestimmte Seiten einen besser kennen, als man sich selbst. Ich persönlich stehe also dieser Sache eher kritisch gegenüber. Ich fühle mich einfach unwohl bei dem Gedanken, dass alles über mich gespeichert wird.

Die Frage, ob alles, was öffentlich finanziert wurde, auch frei zugänglich sein sollte, würde ich verneinen. Daten, Wissen, Technologie etc. sind als Ressourcen bzw. Werkzeuge prinzipiell in der Lage „Gutes“ wie „Böses“ anzurichten.
Daher gibt es ein begründetes – gesellschaftliches – Interesse, nicht alles Allen zugänglich zu machen, um den Missbrauch (durch Individuen oder andere Staaten) gegen die Gesellschaft oder einzelne Mitglieder dieser Gesellschaft zumindest schwieriger zu machen.

Ich denke das das Hauptproblem bei Big Data die immer mehr schrumpfende Privatsphäre ist.
Der Staat und die Unternehmen können heut zu Tage immer mehr Informationen über bestimmte Personen bekommen ohne das diese das überhaupt möchte.
Der Staat meint zwar das die Datensammlung nur zur Sicherheit der Bürger da ist, allerdings um Benjamin Franklin zu Zitieren: „Wer wesentliche Freiheit aufgeben kann um eine geringfügige bloß jeweilige Sicherheit zu bewirken, verdient weder Freiheit, noch Sicherheit“. Jeder Mensch hat etwas von dem er nicht möchte das es öffentlich wird und das ist auch gut so.
Ich bin der Meinung das man allgemeine Informationen veröffentlichen sollte, allerdings den Leuten trotzdem ihre Privatsphäre geben sollte.

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