Mindmap zum Thema Religionen

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Lieber Ethikkurs,

Hier ist euer Mindmap-Korpus. Dieser muss am Mittwoch noch vervollständigt werden, damit die Map euch in der Klausur hilfreich zur Seite stehen kann.

(Ich lade dann das Update ebenfalls hoch, sofern wir eine Version finden, mit der alle einverstanden sind.)

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Was wird aus dem Christentum?
Prof. Dr. J. Bellers, Siegen 2017

1. Das Christentum ist unbestritten die dominante Weltreligion, in den beiden Amerikas (heute insbesondere die Evangelikalen), im schwarzen Afrika (unterlagert und gestärkt vom Natur-Animismus), in Europa, in dem die Säkularisierung im Nordwesten gestoppt ist, man denke nur, dass hier die Menschen selbst bei kleineren Unglücken in die Kirchen laufen, um Kerzen aufzustellen.

2. Frage ist nun, wie Verhalten sich Islam, Hinduismus und Buddhismus zum Christentum, den anderen Hochreligionen.

3. Hier wird die These vertreten, dass es erhebliche, geistig-geistliche Anschlußmöglichkeiten zwischen dem Christentum und den Hochreligionen gibt, so dass in Zukunft mit einer Annäherung, wenn nicht sogar Vereinheitlichung kommen kann.

4. Und zwar mit Nähe zum Christentum insbesondere us-amerikanischer, puritanischer und calvinistischer Art, denn der sich weltweit ausbreitende Kapitalismus mit seiner Individualisierung als Lebensideal (der freie Kunde und Bürger) ist ein illegitimes Kind des Calvinimus (ujnd Luthers Gewissensfreiheit), der ja auch diese Ideale hervorhebt und zur Kapitalakkumulation anregt, um sich so durch Sparen (=innerweltliche Askese, so M. Weber) einen Platz im Himmelreich zu sichern. Das macht die wirtschaftlichen Vorteile des Kapitalismus – weltweit – aus.

5. Das Christentum war ohnehin seit Beginn mit Jesus die einzige und erste Hochreligion, die das Individuum und die Persönlichkeit hervorhebt, das wie schon Moses und Abraham vor dem Einen Gott steht und von diesem als sein Ebenbild anerkannt wird. Damit ist das Göttliche schon im Einzelnen angelegt, wird aber durch die Sünde eingeschränkt. Dazu kommt, dass das Judentum geschichtlich dachte und handelte: der Weg Israels durch die Geschichte, Geschichte gibt aber stets Freiheit, so oder so handeln zu können. Und Jesus ist Mensch und Gott zugleich, welche Höherstellung des Menschen kann man noch erreichen?

7. Demgegenüber sind die anderen Hochreligionen eher statisch, sie nehmen einen einheitlichen, immer gleichen Kosmos an, dem sich der Gläubige einordnen muß, wenn er gottgefällig leben will. Dem sich immer wiederholende (nicht historisch fortschreitenden) Kosmos kann man sich durch Askese oder moralisches Leben entwinden, ins Nichts aufgehen. Das ist natürlich das Gegenteil von Individualität.

8. Aber selbst im hier radikalen Buddhismus gibt es die Lehre, dass es doch einen einheitlichen Kern des (individuellen) Menschseins gibt, der alles Leid und alle Askese überdauert: die Buddha-Natur als Substanz des Menschen. Das schafft Anschlußfähigkeit an die Persönlichkeitsidee.

9. Und der Islam ist ohnehin eine frühe Sekte des Christentums, der Marcioniten, die die Menschnatur Christi leugnen, aber den Menschen durchaus als Ebenbild Gottes betrachten. Allerdings im Islam mit stärkerer Betonung der Unterwerfung unter Gottes Willen. Nicht zufällig hat der liberaleTheologe des Protstantismus, A. Von Harnack, sich sehr positiv zu Marcion bekannt.

10. Es ist geschichtsphilosophisch eine Dialektik der Freiheit gegeben, dass deren Wachsen über die Epochen heutzutage zu ihrer Selbstzerstörung führt (Natur, Zerfall der Schutzsysteme, Familie usw., seelische Verwahrlosung der Menschen), so dass heute die Schutzsysteme der
Religionen wieder bedeutsam werden.

Christentum (etwa 2,3 Mrd. Anhänger)
Islam (etwa 1,6 Mrd. Anhänger)
Hinduismus (etwa 940 Mio. Anhänger)
Buddhismus (etwa 460 Mio. Anhänger)
Judentum (etwa 15 Mio. Anhänger)Religionen wieder bedeutsam werden.

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