Frage zum Sonntag

Jeder hat gewisse Vorstellungen davon wie er sein möchte. Jeder hat gewisse Vorstellungen davon was er leisten möchte. Jeder stellt somit gewisse Ansprüche an sich; ist glücklich wenn er seinen Ansprüchen gerecht wird und ist vielleicht unzufrieden mit sich, wenn er es nicht schafft. 

Doch woher kommen diese Ansprüche? Von anderen? Aus meinem Inneren? 

Welche Ansprüche sind gewinnbringend und welche zermürbend?

Brauchen wir Ansprüche? Wozu?

PS: Liebe Gerabronner und Kölner, bitte fühlt euch eingeladen mit uns zu denken. Wir freuen uns über den Austausch mit euch und euren Gedanken/Inspirationen. 😉 Liebe Grüße, S. Mittag

6 Kommentare

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Ich denke diese Ansprüche an sich selbst entstehen durch mehrere Faktoren. Natürlich scheint es zu Beginn immer so, als wäre man selbst der treibende Faktor hinter diesen Vorstellungen, doch muss es ja einen Auslöser geben. Mir fallen zwei auslösende Dinge ein:
1. Man bemerkt eine Eigenschaft an sich, die man nicht mag oder verbessern möchte. Deshalb will man an sich arbeiten und stellt Ansprüche an sich. Das könnte eine Eigenart des Menschen sein, so ist er dazu angehalten sich ständig zu verbessern um zu überleben.
2. Jedoch scheint ein Mensch sich immer mit anderen zu vergleichen. Die Gesellschaft spiegelt im Prinzip das eigene selbst wieder. Sieht man jemanden der beispielsweise in der Klausur eine bessere Note hat als man selbst, ist man motiviert, diesem gleichzuziehen oder zu übertrumpfen. So stellt auch die Umwelt Ansprüche an den Menschen. Eine neue Umgebung (Bsp Umzug) fordert ein gewisses Maß an Anpassung, dem man meistens gerecht werden will.

Daraus schließe ich, das Ansprüche an sich selbst zwar aus dem inneren kommen, aber von anderen (dingen) hervorgerufen werden.

Doch man stellt ja auch (vllt unbewusst) Ansprüche an die Umwelt. Diese Können aus Ansprüchen an sich selbst bestehen. (ich möchte mich gut benehmen und gemocht werden -> andere möchten sich auch gut in Gegenwart anderer benehmen)

Welche Ansprüche sind gewinnbringend und welche zermürbend?
Ansprüche die den Menschen anstacheln seine Leistungen zu steigern sind meiner Meinung nach, im Prinzip positiv und gewinnbringend. Doch wenn diese Ansprüche zu hoch gesteckt sind, und die Vorstellung nicht oder nur kaum erreicht werden können, sind diese sehr kräftezehrend und ernüchternd.
Erreichte Ansprüche verschaffen dem Menschen ein Glücksgefühl, was er braucht um weiter nach höherem zu streben. Es gibt ihm Motivation. Erreicht er aber über längere Zeit keine Ziele und wird seinen Ansprüchen nicht gerecht, fühlt er sich schlecht und steckt vielleicht seine Ansprüche noch höher. (Vielleicht glaubt er den Ansprüchen anderer sonst nicht gerecht zu werden, und möchte schnell „besser“ werden)

Alles in allem glaube ich wir brauchen Ansprüche an uns selbst um nicht auf der Stelle stehen zu bleiben. Außerdem helfen sie uns, sich der Gesellschaft anzupassen. (Derjenige hat eine Beförderung bekommen, ich muss mich anstrengen um nicht zurückzubleiben) Doch wie mit vielen anderen Dingen, sollte man es mit ihnen nicht übertreiben.

Ansprüche kommen meiner Meinung nach von anderen UND uns selbst.
Wir selber stellen Ansprüche an uns selbst, zum Beispiel wollen wir eine Klausur gut schreiben um eine gute Note zu bekommen. Diese macht uns wiederum glücklich. Erreichen wir jedoch nicht unser selbstgestecktes Ziel, fühlen wir uns enttäuscht und traurig. Zudem wollen wir meistens besser sein als andere, die das Gleiche tun wie wir. Also versuchen wir, unsere eigenen Ansprüche höher zu stecken als es die Ansprüche der anderen sind. Wir wollen also unsere Anforderungen erfüllen, damit wir uns gut fühlen.
Andererseits stellt die Gesellschaft auch Ansprüche an uns. Zum Beispiel, dass man nur mit einem bestimmten Notenschnitt an dieser und jener Uni studieren darf oder dass man sich bei der Arbeit anstrengen muss, um befördert zu werden. Die meisten Leute passen ihre persönlichen Anprüche den Ansprüche der Gesellschaft an, um bequem in ihr leben zu können. Wie gut das gelingt, steht auf einem andernen Blatt.
Die Frage, welche Ansprüche gewinnbringend sind und welche nicht, lässt sich gut mit Aristoteles beantworten: Die Ansprüche, die im Mittelfeld liegen, also nicht zu hohe und nicht zu niedrige.
Zu niedrige Ansprüche unterfordern uns, sind zu leicht zu erreichen und machen uns nur für kurze Zeit glücklich. Zudem könnten sie zu niedrig für die Gesellschaft sein, in der wir leben. Zum Beispiel reicht es nicht für eine Beförderung aus, wenn man sich nur morgens aus dem Bett quält und halbwegs pünktlich zur Arbeit erscheint.
Zu hohe Ansprüche haben eine zerstörerische Auswirkung auf den Menschen. Er wird seinen eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht, demotiviert sich selbst damit, wird unglücklich und erreicht am Ende auch nichts.
Die besten Ansprüche liegen in der „Goldenen Mitte“, sind nicht zu einfach zu erreichen, aber dennoch schaffbar. Diese Mitte ist jedoch von Mensch zu Mensch verschieden, also empfinden wir andere Dinge mehr als eine Herausforderung als andere Leute.
Ansprüche sind wichtig, da sie uns einen Anreiz dafür geben, uns selbst zu verbessern, mehr zu erreichen und unseren Platz in der Gesellschaft zu festigen. Sie fordern uns, geben uns beim Erreichen Glücksgefühle und helfen uns, uns in unserem Alltag nicht zu sehr zu langweilen.

Ich würde mal behaupten, da der Mensch von Grund auf ein Rudeltier ist, dass diese Ansprüche auf eine Art Konkurrenz entstehen. Wieso sollte man sonst Ansprüche stellen, wenn es niemanden gibt, an dem man seine Ansprüche messen kann? Ein gewisser Maßstab muss also von vorne rein gegeben sein.

Ob es nun um Leistung geht, wie in der Schule oder im Job, oder um bestimmte Fähigkeiten, wie z.B. Sportlichkeit oder Malerisches-Können – wenn wir etwas gut beherrschen, wollen wir nicht nur zeigen, DASS wir es können, sonder auch, dass wir es am BESTEN können.
Mal im Ernst: Wenn wir uns ein Leben lang allein an uns selbst messen würden, wäre es auch langweilig.
Vielleicht mag ein 100m-Sprinter ein Erfolgserlebnis haben, wenn er seine eigene Bestzeit übertroffen (oder eben „untertroffen“) hat, aber letztendlich wird er auch nur seine Bestzeit an der der anderen Sportler messen.
Klar, es ist schön, wenn man seine eigenen Ziele verfolgen und seine Wünsche erfüllen kann, aber ohne einen bestimmten Maßstab hat man doch gar keinen ansporn.

Aber wieso überhaupt Ansprüche?
Ich würde es einfach mal aus den Anfängen der Menschen ziehen:
Damals gab es noch Völker, die alle eine gewisse Rangordnung hatten und selbstverständlich auch einen Anführer. Alle blickten hoch zu ihm, hörten auf seine Anweisungen.
Durch Leistungen wollte man beeindrucken (z.B. erfolgereiche Jagden oder Kämpfe), um eventuell weitere Ränge aufzusteigen und „mehr sagen zu haben“. Einfach um zu sagen „Hey, ich kann was!“ oder ganz grob gesagt „Ich bin besser als du!“.

Ich würde nicht ausschließen, dass ein ähnliches Verfahren heute immer noch gilt.
Es ist vielleicht wie ein inneres Bedürfnis, welches wir seit Jahrtausenden verfolgen, eine Art Instinkt.

Ich möchte bei meinem Kommentar an kariyumi anschließen.
Prinzipiell ist ihr Kommentar schon recht vollständig, weißt aber dennoch einige kleine Ungereimtheiten auf.
Erstmal möchte Ich eine Definizion von „Anspruch“ liefern, um direkt klarzustellen, worüber ich eigentlich schreibe.
Ansprüche sind für mich Erwartungen an Dinge, Personen oder mich selbst.

„Daraus schließe ich, das Ansprüche an sich selbst zwar aus dem inneren kommen, aber von anderen (dingen) hervorgerufen werden.“(kariyumi)

Diese Stelle ist widersprüchlich, meint aber glaube ich das richtige, nämlich, dass Ansprüche durch einen Anstoß aus dem Umfeld entstehen, oder von den Eltern anerzogen wurden.

Zudem kann man noch hinzufügen, dass die Ansprüche variabel sind.(sozialer Aufstieg–>zB größeres Haus, mehr Ansehen, mehr Geld(als Anspruch) / intellektueller Aufstieg–> zB Wunsch schwierigere Bücher zu lesen/ wenn man bis 10 zählen kann will man bis 100…1000… zählen können)
Diese variieren immer durch einen äußeren Anstoß.

Ansonsten kann ich ihren Kommentar nur voll und ganz zustimmen.

xthedissidentx

Da jeder Mensch verschiedene Rollen besitzt, (zum Beispiel: als Freundin, Schwester, Mutter, Schülerin usw.) kommen auch von jeder einzelnen Rolle verschiedene Ansprüche, dazu kommen die Ansprüche von einem selbst. Ich finde diese Frage hat etwas mit dem Sinn des Lebens zu tun, denn man versucht immer ein Gleichgewicht zu finden um selbst zufrieden zu sein. Dazu muss man selbst entscheiden welche Ansprüche wichtig sind und welche nicht. Nur so kann man ein erfülltes und entspanntes Leben führen, als wenn man jeder einzelnen Rolle in allen Ansprüchen, die sie stellt, nachgeht. Die Ansprüche kommen also von allen Seiten und würde man jeder nachgehen, würde man unter einem enormen Druck stehen, da viele Menschen nicht wissen wie sie mit ihren Rollen und somit ihren Ansprüchen umgehen sollen, leiden sie unter einem Burnout. Dies kann aber doch nicht dem eigenen Willen entsprechen oder?
So sollte man in diesem Fall ein wenig egoistisch handeln und nur die Ansprüche erfüllen die man für wichtig hält und notwendig sind. Hier ist man wieder an der Stelle des Glücks, denn durch dieses Handeln strebt man zu seinem Glück und behandelt nur die Ansprüche die einem selbst weiterhelfen auf dem Weg sein ganz eigenes Glück zu finden. Somit kann man also sagen das Ansprüche auch wichtig sind, denn ohne sie würde man sein Glück nicht finden.

Hallo,
meiner Meinung nach kommen Ansprüche zuerst von der Gesellschaft. Dies fängt mit den Eltern an, die von ihrem vorerst triebgesteuerten Baby immer mehr erwarten. Es soll sprechen, laufen und aufs Töpfchen gehen lernen. Die Eltern geben auch Regeln vor, die das Kind einhalten muss. Vermutlich wird das Kind sobald sich ein „Über-Ich“ gebildet hat, wie es in Freud’s Instanzenmodell genannt wird, diese Funktion teilweise selbst übernehmen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist davon auszugehen, dass das Kind Ansprüche an sich selbst stellt. Doch die Gesellschaft hat deshalb nicht weniger Ansprüche an das Kind, sondern eher mehr.
Später übernehmen diese Funktion nämlich zusätzlich zu den Eltern die Geschwister, die Erzieher, die Freund, die Lehrer, danach der Partner, die Kinder, der Arbeitsgeber und so weiter. Hierbei wird natürlich klar, dass niemand allen Ansprüchen gerecht werden kann und somit lernen muss, wie man mit der Enttäuschung anderer umgeht.

Ansprüche können sowohl gewinnbringend als auch zermürbend sein. Gewinnbringend sind Ansprüche, die dem Alter und Leistungen des Kindes gerecht sind und das Kind schlussendlich auch erledigen kann. Zermürbend sind Ansprüche verschiedener Personen, die sich widersprechen oder schlichtweg zu hohe Ansprüche, die eventuell nur ein besonders leistungsstarkes Kind schafft.
Doch hierbei kommt es auch auf die Umgangsweise mit den Ansprüchen an. Wenn das Kind, trotz nicht gerecht werden der Ansprüche, für seine Anstrengung gelobt wird und ihm beigebracht wird, wie es mit einer Niederlage umzugehen hat, können auch zermürbende Ansprüche positive Folgen haben. Wenn das Kind allerdings bestraft wird und eventuell mit einem anderen Kind verglichen wird und die Konkurrenz es besser gemacht hat, ist es sehr demotivierend. Ausschließlich zu einfache Ansprüche bringen ebenfalls negative Folgen mit sich, da das Kind dadurch nie lernt, wie es mit Niederlagen umzugehen hat. Auch später in der Schule wird der Unterricht schnell langweilig, wenn die Ansprüche zu niedrig sind. Dasselbe gilt für monotone Arbeit.

Dies beantwortet auch die Frage, warum wir Ansprüche brauchen. Sie setzen uns Ziele, motivieren uns zu arbeiten und das Erreichen der Ansprüche löst letztendlich ein Glücksgefühl in uns aus. Wir haben die Arbeit geschafft, deshalb arbeiten wir gerne und setzen unsere Arbeit Tag für Tag fort. Hohe Ansprüche an uns selbst erhöhen unsere Leistungen und zeigen auf, was wir können. Dadurch verbessert sich unsere Selbsteinschätzung und unser Selbstbewusstsein.

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