Bist du du?

Als wir noch etwas kleiner waren hat meine Schwester mich einmal gefragt, „Glaubst du, dass du du bist?“. Damals hatte ich nicht verstanden, was sie meint, weil ich einfach noch zu klein war um die Frage zu begreifen, und hatte simpel mit „Ich glaube schon…“ geantwortet. Doch als wir nun vor Kurzem mal wieder darüber geredet hatten, habe ich mir mehr Gedanken darüber gemacht.

Bist du du? Oder bist du in deinem Verhalten, Denken, Äußerem, etc gar nicht wirklich du selbst und lässt dich von anderen Menschen, von Vorbildern oder Idealen in unserer Gesellschaft beeinflussen oder sogar manipulieren? Wieviel Beeinflussung ist „normal“?

Ich finde, Beeinflussbarkeit hat viele Gesichter, sie kann uns ständig im täglichen Leben begegnen. Beispielsweise habe ich vor Kurzem von einer Studie gelesen, die von einer Gruppe von Menschen handelte welche sich sehr nahe standen. Sie hatten alle die Angewohnheit zu rauchen, als jedoch einer von ihnen den anderen mitteilte, er wolle nun damit aufhören, hatte diese Entscheidung Einfluss auf die ganze Gruppe. Nach und nach hörten auch andere damit auf, bis schließlich der Großteil der Gruppe nach einem gewissen Zeitraum Nichtraucher geworden war. In der Studie wurde dieses Verhalten als „soziale Ansteckung“ bezeichnet. Es ist also ganz natürlich, dass Menschen, die uns nahestehen, uns beeinflussen durch ihre Entscheidungen und ihr Verhalten.

Allerdings kann Beeinflussung auch ausarten. Ich musste dabei an Manipulation durch beispielsweise Politik und Medien denken, und wie Menschen sich davon, ohne es unbedingt zu merken, mitreißen lassen. Werbung etwa begegnet uns überall in unserem Umfeld, im Fernsehen, im Internet, in Magazinen und auf den Straßen. Und auch wenn wir sie gar nicht mehr aktiv wahrnehmen, merkt sie sich unser Unterbewusstsein und beeinflusst unser Kaufverhalten und unsere Bewertung der Produkte. Auch unsere Einschätzung von anderen Menschen (und uns selbst) wurde ein Stück weit durch Medien verändert, indem Ideale aufgestellt wurden, denen wir oft versuchen gerecht zu werden. Politisch gesehen war/ist Manipulation auch von Bedeutung, zum Beispiel gerade in der deutschen Geschichte vor und während des zweiten Weltkrieges. Wäre es jemals so gekommen wie es kam, wenn nicht so viel Wert auf Propaganda, demagogische Reden und ähnliches gelegt worden wäre?

Trotzdem bin ich der Meinung, dass Beeinflussung nicht in erster Linie etwas negatives sein muss. Zum Beispiel pflegen wir andere Menschen, denen wir vertrauen um Rat zu fragen, wenn wir in einer Sache nicht weiter wissen oder uns nicht sicher sind. Ich denke, man kann diesen Einfluss, den andere auf uns ausüben nicht einfach abschalten und wir müssen das auch gar nicht tun, sofern wir nicht vergessen, uns selbst trotzdem ganz bewusst eine eigene Meinung zu bilden und auch zu dieser zu stehen.

Bist du du? Wie würdet ihr die Frage beantworten?

1 Kommentar

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Mir gefällt der Beitrag und vorallem die Leitfrage des Themas sehr interessant.
Normalerweise macht man sich darüber viel zu selten Gedanken!

Ich denke auch, dass man nicht ohne äußeren Einfluss leben kann. Es fängt bei der Erziehung der Eltern an und geht, wie du beschrieben hast bei Werbung und Freundeskreis weiter.
Erst heute habe ich einen Beitrag gesehen, in dem die Eltern von Uwe Mundlos, verstorbenes Mitglied der Zwickauer Terrorzelle, die Entwicklung ihres Sohnes beschrieben hatte.
Nach Meinung der Eltern war der Entscheidende Faktor zum abdriften in die rechte Szene der Einfluss von anderen Jugendlichen im Freundeskreis.

Abgesehen von solchen extremen Beispielen möchte ich dir in deinem Fazit vollkommen zustimmen. Man soll immer versuchen, sich eine eigene Meinung zu bilden.

„Wenige sind imstande, von den Vorurteilen der Umgebung abweichende Meinungen gelassen auszusprechen; die Meisten sind sogar unfähig, überhaupt zu solchen Meinungen zu gelangen.“ – Albert Einstein

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