Zum Jahresanfang gehören Neuanfänge einfach dazu – man macht sich gute Vorsätze, will gebildeter, sportlicher, gesünder, … werden. Manch einer möchte sein Leben sogar komplett ändern.
Doch kann man, wenn man grundsätzlich mit seinem Leben unzufrieden ist, einfach alles hinter sich lassen? Ist es möglich, mit seiner Vergangenheit vollkommen abzuschließen und ein von Grund auf neues Leben anzufangen, egal was vorher war?
Und wenn ja, wäre das klug?
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Kommentieren →Jeder kennt diese Frage zum Neujahr: „Und, was hast du dir fürs neue Jahr für Vorsätze überlegt?“ Wie du schon gesagt hast, bekommt man meistens als Antwort, dass die Leute mehr Sport treiben, mehr oder weniger arbeiten oder lernen, abnehmen, mehr für ihre Familie oder Freunde da sein oder sich gerne gesünder ernähren möchten. Allerdings nehmen sich viele diese Vorsätze jedes Jahr erneut vor, ohne sie wirklich ernst zu nehmen oder umzusetzen. Das ist in Ordnung, wenn man damit leben kann und es einem nicht wirklich wichtig ist. Ich beispielsweise habe damit aufgehört oder vielleicht nie damit angefangen, mir Vorsätze fürs neue Jahr zu machen, weil ich denke, dass man eher ’spontan‘ schafft, also wenn man sich sagt: ‚So, jetzt ändere ich das.‘ Ich finde, dass es nicht wirklich etwas bringt und die wenigsten schaffen das auch, wenn man sagt: ‚Im neuen Jahr mache ich das aber wirklich!‘
Meiner Meinung nach kann man das aber schon schaffen, wenn es einem wirklich wichtig ist wie es in deiner Frage steht. Wenn man wirklich mit der Vergangenheit abschließen möchte, dann kann man das auch schaffen und selbst, wenn es nicht zum Jahreswechsel geschieht. Man muss aber überlegen, inwiefern man mit seiner Vergangenheit abschließen möchte und ob man wirklich bereit ist, große Dinge zu verändern, beispielsweise seinen Job hinzuschmeißen, vielleicht umzuziehen und mit neuen Leuten und einer neuen Umwelt einen Neuanfang zu wagen. Möglicherweise wird man es später bereuen. Ob es klug ist, ist natürlich eine andere Frage. Wenn man sein Leben ändert, um ein besseres Leben zu beginnen, dann ist das sicherlich eine gute Sache. Wenn man allerdings auch die Vergangenheit komplett vergessen möchte, ist das nicht unbedingt klug, weil man aus seinen Fehlern lernen kann und in gewisser Weise flieht man ja dann auch vor seiner Vergangenheit. Klüger wäre es in den meisten Fällen, der Vergangenheit entgegenzutreten und mit sich ins Reine zu kommen, Stärke zu zeigen und vielleicht sein Leben zu ändern, aber es nicht komplett umzukrempeln, sondern die alten Fehler nicht erneut zu begehen. Ich mache es mal anhand eines Beispiels: Wenn man in Berlin als Stricherin tätig war und nun einen anderen Beruf und andere Leute kennenlernen will, dann kann man zum Beispiel trotzdem in Berlin wohnen bleiben und durch die Straßen spazieren, während man einen anderen Beruf ausübt und mit sich klar werden, was man will und sich zeigen, dass man diese Vergangenheit erfolgreich hinter sich gelassen hat. Wenn man jetzt aber nach Hamburg zieht, die Vergangenheit verdrängt und einen neuen Job angehen will, ist das weitaus unklüger, weil man dann nicht wirklich damit ‚abschließen‘ kann.
[…] Die Abiturienten sind weiterhin als Autoren des Weblog Ethik13 eingetragen, d.h. sie können weiterhin Beiträge schreiben und tun das tatsächlich auch – z.B. über den Neuanfang zum Jahresanfang. […]