Körperwelten – Dürfen Tote im Rampenlicht stehen und Kunst sein? Aufklärung oder Verletzung der Menschenwürde?

Am 8.11.2018 besuchten die Biokurse die Ausstellung der „Körperwelten“ in Heidelberg.

Dort kriegt man tiefste Einblicke in den menschlichen Körper was für die Wissenschaft eine große Hilfe ist.

Das Besondere ? Alle ausgestellten Plastinate sind konservierte, tote Menschen, die vor ihrem Tod dazu eingewilligt haben sich ausstellen zu lassen. (Plastination :Die Methode, Wasser aus den Zellen im Vakuum durch Kunststoff zu ersetzen )

Die Motive sind meistens die, dass man der Familie mit Kosten usw. nicht zur Last fallen oder der Nachwelt und der Wissenschaft dienen will.

Es war unglaublich spannend so genaue und tiefe Einblicke in das Arbeiten des menschlichen Körpers zu kriegen, doch durch die ganze Ausstellung zog sich ein mulmiges Gefühl durch.

Nicht nur, weil man wusste, dass man umgeben von Leichen ist , sondern , weil der Erfinden , Dr. Gunther von Hagen – Arzt und Anatom, einen künstlerisch, inszenierten Aspekt reinbringt.

Die Plastinate sind in verschieden sowohl lebensnahen als auch sehr besondere Posen dargestellt und da stellt sich die Frage, ob die Plastinate gegen die Menschenwürde gehen und wenn ja , darf die Wissenschaft die Berechtigung dafür sein?

Zu erst muss man sagen, dass solche Einblick in den Menschlichen Körper kein Schema in einem Lehrbuch und irgendwelche Puppen jemals geben könnten.

So detailliert und natürlich kann nur die Genauigkeit des menschlichen Körpers darstellen.

Somit dient der Einblick der Wissenschaft, besonders Medizinern und Studenten bzw. Auszubildenden in diesem Bereich.

So anschaulich konnte man vorher nicht der Anatomie auf die Spur gehen.

Dazu muss man erwähnen, dass von Hagen selbst betont, dass es ihm wichtig sei durch die Plastinate das menschliche Wunderwerk auch an den Leihen zu bringen, der sich damit nicht auskennt. Dafür benötige er diesen inszenierenden Weg und den Reiz.

Viele Menschen können vor ihrem Tod dazu entscheiden, wie sie inszeniert werden und sich somit einen eignen würdigen Abgang aus dem Leben aussuchen, denn der Gedanke daran eine von Würmern zerfressene Leiche unter der Erde zu werden erscheint vielen als noch unwürdiger.

Als Plastinat können die Menschen der Nachwelt dienen und z.B. durch besondere Krankheiten auch mehr Verständnis der Medizin und der Allgemeinheit geben.

Medizinerin Angelina Whalley , Ehefrau von Gunther von Hagen, argumentiert in einem Interview damit , dass jeder Mensch jede Sekunde seines Lebens die freie Entscheidung über sein Leben hat, warum sollte er nicht auch das Recht die Entscheidung über seine „Bestattung“ zu entscheiden haben ?

Es wird auch keiner gezwungen zur Ausstellung zu kommen somit muss die Sensationslust des Menschen nicht die Intention dafür sein.

Zu Letzt kann man anhängen, dass acht darauf gegeben wird , dass der Plastinationsvorgang würdevoll passiert.

Soweit scheint es doch als sei die Erfindung der Plastination eine Bereicherung für unsere Welt, jedoch gibt es in der Kontroverse natürlich auch eine ethische Gegenseite.

Im folgendem stelle ich einige ethische Fragen die jeder für sich selber oder in einer Diskussion unten gerne beantworten darf. Meine Meinung kommt am Ende.

Anfangs kann man einwerfen, dass nicht alle Plastinate komplett verwendet werden.

Dadurch, dass die Anfrage groß ist kann man nicht alle Plastinate ausstellen und so werden manchmal nur Einzelteile, wie ein Arm, an Universitäten für eine Einzelntersuchtung geschickt.

Hier stellt sich die Frage:“ Wie sehr wird hier die Würde des Menschen geehrt, wenn sein Körper als nur teils notwendig angesehen wird und der Rest „weggeschmissen wird?“ Wäre es für dich eine ehrenvolle Bestattung?

Ein anderer Punkt ist offensichtlich die schaulustige Darstellung der Plastinate.

Man kriegt durchaus intime Einblicke eben auch über den Intimbereich eines verstorbenen Menschen, welcher diesen wahrscheinlich sein Leben lang intim gehalten hat und nun wird dieser offen für alle Welt.

Zudem gibt es durchaus fragwürdige Plastinate wie zum Beispiel die Embryonenausstellung.

Zugegeben ist diese ein spannender Einblick,jedoch verletzt sie nicht nur anhand der christlichen Weltansicht sondern auch der weltlichen die Menschenwürde.

Ein anderes Beispiel ist zwei Plastinate beim Geschlechtsackt, wo wir erneut bei der Intimsphäre landen.

Noch makaberer wird es aber bei den künstlich angehauchten Plastinaten , die einen eigenen Titel tragen und äußerst poetisch und künstlerisch dargestellt werden.

Konnte man nicht die selben Aussagen und Details in einem Plastinat zeigen ohne ein „Kunstwerk“ daraus zu machen ?

Hier sagen viele, dass der menschliche Körper schon für sich ein Kunstwerk ist und hier eine Plattform gegeben wird, dieses genauer zu betrachten.

Wie weit darf Kunst gehen bzw. ist es schon Kunst?

In dem Fall könnte man sogar sagen, dass Kunst versucht das Ableben des Menschen in Würde darzustellen aber ist nicht die selbe Begründung ein Gegenargument?

Verliert der tote Mensch durch eine Inszenierung gerade dadurch seine Würde. Währen kann er sich ja nicht mehr.

Propst für Rheinhessen , Klaus-Volker Schütz äußert in einer Diskussion im evangelischem Dekanat in Mainz, dass wir heutzutage technisch so weit wären, dass ein 3D Druck das selbe darstellen könne und man keine toten Menschen dort posieren müssten.

Irgendwo bricht man durch das Plastinieren auch den Tod.

Dadurch, dass man der Körper durch das Plastinieren ewig halten kann, könnte man auch sagen,dass man ein elementaren Punkt des Lebens, den Tod, umgangen hat und einen Menschen ewig gemacht hat oder zumindest sein Fleisch.

Anhängend muss man sagen, dass die Angehörigen nicht unbedingt wissen und nicht entscheiden was mit dem verstorbenen passiert und es möglich ist den toten Opa plötzlich in Scheiben auf einer Ausstellung zu sehen ist. Hier erneut die Frage : Wäre eine klassische Bestattung nicht würdevoller und könnte dem verstorbenen den Respekt erweisen ?

Sollte ein Toter im Rampenlicht stehen ? Nur für die Wissenschaft ? Oder darf man dies auch künstlerisch umsetzten ?

Auch darf man sich fragen, ob wirklich alle Ausgestellten vorher gefragt wurden. Was ist mit denen die keine Angehörigen haben ? Es gab schon oft kuriose Momente bei von Hagens.

Meiner Meinung nach ist die Aufstellung auch für mich sehr Eindrucksvoll gewesen.

Danach geht man irgendwie verändert raus, denn die Ausstellung regt definitiv zum denken an.

Selten ist die Grenze zwischen Leben und Tod zu greifbar und man fragt sich irgendwo auch , ob man so enden will .

Desto länger man sich dort aufhält desto weniger sieht man das Leben und seinen Körper als selbstverständlich an. Soviel passiert was man nicht bemerkt und so schnell kann alles vorbei sein.

Irgendwo schätzt man seine Körper danach mehr wert.

Somit hat der wissenschaftliche Aspekt auf alle Fälle zugeschlagen.

Jedoch hatte auch ich durchgehend ein komisches Gefühl bei dem Gedanken auf einer „Kunstausstellung toter Menschen“ zu sein. Immer hielt ich mir vor Augen, dass das vor mir mal was Lebendiges war und dann fängt man an mehr drüber nachzudenken.

Desto mehr echte Details, wie zum Beispiel die Haare, dran waren desto makaberer wurde es.

In meinen Augen wäre es keine würdevolle Bestattung .

Natürlich kann ich dadurch der Wissenschaft dienen, doch ich will nicht nur meine Seele sondern auch meinen Körper von dieser Welt trennen und mich nicht verewigen

Zugmahl will ich nicht das intimste Innere von mir jedem zur Show stellen, weil ich dadurch das Gefühl habe meine Würde verloren zu haben .

Ich würde zu einem Objekt werden und für die Schau- und Sensationslust der anderen dienen.

Vieles spricht auch gegen meinen Glauben und ethische Grundsätze; somit würde ich persönlich mich nicht plastinieren lassen. Zwar falle ich meinen Angehörigen bei meinem Tod zur Last aber der Wunsch des Menschen auch nach dem Tod mit Würde behandelt zu werden strebt in jedem, nur muss es jeder für sich definieren.

Letztendlich muss jeder für sich Entscheiden ob es eine Option für einen selber wäre.

Wenn man mit der Waage zwischen Kunst und Wissenschaft gut klar kommt, dann ist ein Besuch zu den Körperwelten definitiv wert.

Quellen :

https://www.stern.de/panorama/wissen/debatte-um–koerperwelten–ausstellung-die-plastinate-gehoeren-in-unsere-mitte–3833316.html

Ich freue mich auf eine Diskussion ! – Albinos

4 Kommentare

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Die Körperweltenausstellung finde ich schon ziemlich beeindruckend. Als Kunstausstellung , die viele viele Menschen anlocken soll, finde ich das dennoch bedenklich. Gerade die verzerrten Körper, die von ihrer eigentlichen Form völlig abweichen, finde ich ethisch so absolut nicht vertretbar.
Vor allem für die Medizin/Studenten würde ich mir eine maßstabgetreue, passgenaue Anordnung der Organe und Körper wünschen. Und nicht sensationshungrig inszenierte Plastiken.
Wenn sich jemand freiwillig nach seinem Ableben zur Verfügung stellt, sollte das kein Freibrief sein für völlig abstrakte, intimdarstellende Aktionen !
So etwas kann man gerne aus Gips herstellen oder gemalt auf Leinwand. Jedoch echte Menschen sind Gottes Geschöpfe, wollen als Wunder bestaunt werden und nicht bekichert oder sensationsgierig angeglotzt werden.
Ich finde, wenn man aus so einer Ausstellung rausgehen kann mit dem Gefühl der Achtung gegenüber dem Künstler und gegenüber dem Menschenkörper mit all seinen wunderbaren Organen, Muskeln, Knochen ( die ja auch nicht bis zur letzten Verrenkung auseinandergebogen sein müssten) , dann ist das etwas wertvolles.
Wenn jedoch ein beklemmendes Gefühl bleibt ( gerade bei den Embryos und schwangeren toten Müttern), dann ist meiner Meinung nach der Punkt erreicht , wo ich sagen würde : Halt, Stop, diesen Bereich klammern wir aus……

Der Medizin sollte so eine Ausstellung nützlich sein zur Forschung und Verbesserung von Operationstechniken.
Aber die übrige Menschheit muss sich auch weiterhin mit echtem Sterben und Verwesung, Beerdigungen und Trauer in der Familie auseinander setzen. Das gehört zum Leben dazu. Auch eine echte Geburt darf bestaunt werden und man braucht keine Scheu davor haben. Ich würde mir wünschen, die Menschen kämen wieder mehr vom Internet/ künstlichen Leben/künstlich präparierten Menschenkörpern zurück zum echten Leben. Auch im Krankenhaus, Altenheimen, sterbenden, frisch geborenen Menschen, um das Wunder des Lebens zu bestaunen , anzufassen, zu erleben.

In diesem Sinne, danke für den Bericht oben.

Ich denke so eine Ausstellung kann wichtig für die Medizinische Erkenntnis sein, dennoch finde ich es nicht ganz richtig dass tote Menschen so dargestellt werden.

Guten Abend!
Sehr interessante Meinungen, die sich im Detail schon voneinander differenzieren. Meiner Meinung nach ist die Ausstellung sehr beeindruckend, aber auch sehr nahe am Menschen. Ich persönlich bin mit Anspannung aber auch einem riesigen Interesse durch die verschiedenen Darstellungen gegangen. Ich selbst kann mir ein Leben nach dem Tod derzeit nicht vorstellen und wäre aus diesem Grund bereit „mich für die Nachwelt nützlich zu machen“.
In den bisherigen Kommentaren wurde die Verletzung der Menschenwürde genannt, da Gunther vonHagen sich mit seiner Ausstellung nicht nur als Mediziner, sondern auch als Künstler betitelt und ich finde er trifft diesen schmalen Grad zwischen Kunst und Wissenschaft ziemlich gut. Entblößte oder Menschen unwürdige Posen konnte ich nicht wahrnehmen und die Tatsache, dass all diese Werke eigentlich Leichen sind ist auch für mich zu Beginn befremdlich gewesen, jedoch gehört der Tod und das Tod sein genauso zum Leben wie auch das lebendig sein.
Wie schon gesagt ich weiß nicht ob ich mich persönlich dafür entscheiden könnte meinen Körper nach meinem Ableben für solche zwecke freizugeben, aber befremdlich finde ich diese Vorstellung nicht.

Hallo Albinos,
zunächst würde ich mich interessieren, was an deinem glauben konkret dagegen spricht. Das soll jetzt nicht provokativ sein, mich interessiert das nämlich wirklich:) Ich find es schade, dass du nicht konkret gesagt hast, was für dich Würde bedeutet. Meiner Meinung nach sollte man gerade den Begriff Würde für sich klären, bevor man sich die Frage stellt, ob etwas würdevoll oder würdelos ist. Ich für meinen Teil habe das selber noch nicht gemacht, rede dehalb aber auch nur ungerne über Würde.

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