Ich wache auf. Draußen ist es kalt und grau. Noch im Halbschlaf laufe ich ins Wohnzimmer. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen. Es ist ein Wintermorgen. Das Licht ist noch aus. Gerne beginne ich meinen Tag im Dunkeln. Gerade noch erkenne ich die Konturen der Möbel. Mir ist kalt. Ich gehe zum Ofen und entferne die Asche vom Vortag. Dabei freue ich mich schon auf das Knistern, das Knacken des Feuers.
Aus der Kommode, der mittleren Schublade, hole ich einen Grill-Anzünder und Zündhölzer. – Dabei denke ich mir: Haben wir noch genug Anzünder und Streichhölzer? Müssen wir noch welche kaufen? –
Am Ofen lege ich den Anzünder in die dunkle und leere Brennkammer. Nun schichte ich kleine Hölzer und Reisig auf den Anzünder. Ich achte darauf, dass noch genug „Luft“ für das Feuer da ist.
Erinnerungen kommen auf. Ich denke an den Spätsommer. Die Zeit im Wald mit meinem Vater und meinen Geschwistern als wir Holz holten. Wir gingen früh morgens in unseren Wald. Fällten ein paar kranke und sturmgeschädigte Bäume. Die Äste entfernten wir mit der Axt und der Motorsäge. Dann schnitten wir die Stämme auf ein Meter Stücke zurecht, spalteten sie. Auf dem Hänger nahmen wir sie mit nach Hause und verarbeiteten sie ofengerecht.
Nun nehme ich ein Streichholz aus der Schachtel, reibe es an der rauen Fläche entlang. KCRCKKK – kaputt. Mit dem nächsten Streichholz habe ich Glück. Es zischt. Aus einem kleinen Funken entsteht eine Flamme. Warmes Licht erleuchtet kurz die Umgebung. Jetzt aber schnell in den Ofen damit. Um mir die Hände nicht zu verbrennen versuche ich den Anzünder zu entzünden. Es gelingt. Die Flamme frisst sich in das Holz und den Reisig hinein. Ich lege vorsichtig Weichholz auf. In die morgendliche Ruhe mischt sich jetzt das zunehmende Ziehen des Feuers. Ich erfreue mich daran. Nun kann mir das Feuer nicht mehr ausgehen. Jetzt wird es bald warm.
Bald darauf lege ich in die Flammen größere Stücke Hartholz. Das Feuer gewinnt mit zunehmender „Nahrung“ an Kraft. Mächtig, groß, fast schon bedrohlich wirkt es. Zum Glück ist das Feuer im Ofen sicher eingeschlossen. Ich beobachte das Feuer. Ich spüre die intensive Hitze auf meinem Gesicht. Die Flammen züngeln, als wollen sie spielen. In der zunehmenden Wärme und dem zunehmenden Licht, fühle ich mich wohl und geborgen. Ich bin erfüllt mit tiefer Zufriedenheit.
Das Anzünden des Feuers am Morgen, bedeutet mir sehr viel. Es hilft mir, dass ich in Stille und Gelassenheit den Tag beginnen kann.
Welche Bedeutung hat das Feuer speziell für dich?
1 Kommentar
Kommentieren →Ich finde deinen Beitrag wirklich sehr gelungen, weil ich mich gut in die beschriebene Stimmung hineinfühlen konnte. Besonders jetzt im Winter vermittelt mir Feuer ebenfalls ein Gefühl der Besonnenheit und Geborgenheit, wenn ich an ein Kaminfeuer oder eine Kerze denke. Der Begriff Feuer steht in meinen Augen aber auch noch für andere Dinge, so zum Beispiel für Gefahr, wenn man an Hausbrände oder dergleichen denkt. Mit Feuer lässt sich auch Schmerz verbinden, weil man sich sehr leicht daran verbrennen kann. Im metaphorischen Sinn musste ich auch an starkes Selbstbewusstsein und intensive Gefühle (Wut, Zorn, Liebe, ….) denken, weil man diese mit Feuer gut darstellen kann. Ich finde, mit Feuer lassen sich sowohl negative als auch positive Dinge verbinden.