In unserer heutigen Leistungs- und Luxusgesellschaft, bestehend aus Individualisten, ist der Wert einer wahren Freundschaft immer mehr herab gesetzt worden. Heute leben wir für Geld und Status. Dabei lassen wir uns von nichts ablenken und verschieben unwichtige Dinge, wie zum Beispiel zwischenmenschliche Beziehungen auf soziale Netzwerke wie Facebook. Im Zusammenhang mit meinen Vorbereitungen auf das Abitur in Ethik habe ich mir darüber Gedanken gemacht wie selten heute noch richtig echte Freundschaften vorkommen. Ich war bei der Vorstellung betrübt, dass es wohl so eine Art aussterbendes Gut ist. Hat dieser Verlust Auswirkungen auf unsere Gesellschaft? Aristoteles schrieb einst über den Wert und die Tugend der Freundschaft.
Nach der Definition, wie er sie in seinen Abhandlungen verwendet, ist die Tugend „die Einheit von Wissen um das sittlich Gute und der Bereitschaft und Tatkraft, dieses zu verwirklichen“. Dem zu folge muss man zuerst, um auf diese Frage nach dem Verlust eine Antwort zu bekommen, darüber nachdenken, ob die Freundschaft überhaupt einen sittlichen Wert hat.
Welche Motivationen bringen uns dazu eine Freundschaft einzugehen?
Aristoteles hat diese in drei Motivationsarten von Freundschaft Unterteilt: Entweder aus Nutzen für sich sebst, aus Lust oder der Tugend.
Mir scheint es, dass wir uns in unserer Zeit immer mehr In Richtung der Nutzen- und Lustfreundschaften bewegen.
Die eine beschreibt die Freundschaft aus Gründen des Nutzens für sich selbst, die andere aus Gründen der Lust.
Heutzutage geht es vielen In einer Freundschaft nicht mehr um die Person wegen der Person selbst, sondern um den Nutzen, den sie mit sich bringt.
Es geht um die Lustbefriedigung, die sie zu versprechen scheint. Man hat heute viel mehr „Freunde“ als früher, da man austauschbar ist und nur um des gegenseitigen Nutzens Willen einander eine Fassade der Freundschaft vorspieltt. Oft ist es der Spaß und die Kurzweil, die uns dazu führen eine Freunschaft einzugehen. Man möchte unterhalten werden und Sich vergnügen, ganz nach dem, schon wieder aus dem Trend gekommenen, Motto „yolo“, was soviel heißt wie „Du lebst nur einmal!“, also ist es ja egal wie eng und tief die Freundschaft ist, hauptsache man hat Spaß und hauptsache sie hat kurzzeitig Erwartungen und Wünsche erfüllt. Freundschaft ist zu einer oberflächlichen Fassade aus Masken geworden, die dafür gut ist das eigene Ego und den Trieb zu befriedigen. Die wahre, tugendhafte, tiefe Freundschaft ist aus unseren Kreisen weitgehend verschwunden. Kaum einer kann heute noch von sich behaupten gegenüber einer Person echtes Vertrauen zu haben, selbstlos handeln zu können, einander zu nutzen und zu unterstützen und nicht den geringsten Grund Zu haben misstrauisch zu sein.
Nach diesem Ideal sehnen sich heute viele und auch viele können diesen Verlust an sich selbst feststellen. Ich frage mich wie diese Entwicklumg zusatande kommen konnte. Warum haben wir dieses kostbare Gut weitestgehend aus unserer Mitte verbannt? – Weil wir heute mehr denn je von unserem Ego getrieben werden, das von der Anonymität in der Gesellschaft unterstützt und von unserem Drang nach Individualität verstärkt wird. Wir haben verlernt selbstlos zu handeln und immer mehr danach gestrebt das möglichst beste für sich selbst zu erreichen. Ich denke wir sollten uns wieder mehr auf unsere eigentlichen Werte, Normen und Tugenden wie zum Beispiel echte Freundschaft besinnen. Sie machen das Leben um so viel lebenswerter und auf Dauer füllen sie es mit mehr Lebensfreude und Zufriedenheit. Wir sollten wieder lernen in die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu infestieren und lernen das Wertvolle an Freundschaften wieder aufleben zu lassen.
7 Kommentare
Kommentieren →Ist Freundschaft heutzutage nur noch ein Ausdruck von Egoismus?
Wenn man wirklich richtig über diese Frage nachdenkt, kommt man zu dem Schluss, dass heutzutage -gerade durch die vielen verschiedenen sozialen Netzwerke- viele Freundschaften nur noch oberflächlich sind. Das beste Aussehen, das coolste Handy, die meisten Likes, das alles führt dazu, dass man mit einer Person befreundet sein, mit ihr feiern und durch sie neue Menschen kennenlernen möchte. Man zieht einen Nutzen aus dieser oberflächlichen Freundschaft.
Meiner Meinung nach kann eine wahre Freundschaft nur entstehen, wenn man sich schon länger kennt und die Person genau einschätzen kann, da alles auf Vertrauen basiert. Wenn man seiner sogenannten „besten Freundin“ nicht vertrauen kann, dann ist es keine wirkliche Freundschaft. Mann kann natürlich auch mit oberflächlichen Freunden Spaß haben, aber eine echte Freundschaft besteht natürlich nicht nur aus Spaß.
Am wichtigsten ist, miteinander zu reden, darauf zu vertrauen, dass diese wichtige Person nichts weitererzählt und auch mal zu streiten.
Eine richtige Freundschaft besteht aus Nehmen und Geben. Wenn man in einer Freundschaft also auch mal zuhören kann und nicht nur von sich selbst erzählt, ist die Freundschaft meiner Meinung nach kein Ausdruck von Egoismus. Dies bezieht sich aber nur auf Freundschaften, die auf Vertrauen basieren. Oberflächliche Freundschaften haben die meisten Menschen zwar viele, aber diese basieren nicht auf vollständigem Vertrauen und man geht sie meistens nur ein, um daraus einen Nutzen zu ziehen. Es handelt sich dabei also um Egoismus.
Insgesamt haben die meisten Menschen nur wenige wahre Freunde, da eine solche Freundschaft gepflegt werden muss.
Meiner Meinung nach basieren zwar die meisten Freundschaften heutzutage nur auf Egoismus, trotzdem sollte jeder Mensch mindestens eine Person in seinem Leben haben, der man alles anvertrauen kann.
Du schreibst, dass es heute vielen Menschen egal ist wie eng und tief ihre Freundschaften sind, wichtig ist nur das man Spaß hat. Und ich denke, dass das auch wirklich auf die heutige Gesellschaft zutrifft, wenn auch nicht auf jeden einzelnen Menschen. Eben weil man auch unter großem Leistungsdruck steht und heut zu Tage noch so viele andere Dinge wichtig sind, womit die Zeit und die Lust eine tiefe Freundschaft aufzubauen oder gar zu erhalten vielleicht teilweise in den Hintergrund rückt. Aber ich denke andrerseits auch, dass genau das das Problem ist, dass man Freundschaften als nicht mehr wichtig genug ansieht, als dass sie es wert wären, dass man seine Zeit dafür „opfert“. Nur denke ich, dass Freundschaften eines der wichtigsten Dinge im Leben sind, für die man sich immer Zeit nehmen sollte, egal ob es viel oder wenig ist. Denn man hat viel mehr von Freunden denen man vertrauen kann, mit denen man auch einfach mal nichts machen kann, als nur von „oberflächlichen“ Freundschaften, die „nur“ als spaßiger Zeitvertreib dienen. Wobei auch diese Freunde nicht schlecht sind, denn sie sorgen eben für Spaß. Aber man ist ja auch nicht immer nur gut drauf, oder will nicht jeden Tag was aufregendes Unternehmen, unter anderem weil man dafür gar nicht die Zeit hat, und genau dann sind es vielleicht die tieferen Freundschaften, die von Bedeutung sind.
Hallo!
Leider muss ich mich dieser Feststellung anschließen. Mir ist auch aufgefallen wie sehr einfach Freundschaften Ihren Stellenwert verloren haben.
Ich persönlich bin jemand, dem tiefe, selbstlose und feste Beziehungen/Freundschaften sehr wichtig sind und Menschen wie ich leiden heutzutage daran. Ist jemand einem zu tief oder zu intensiv, dann sucht man sich schnell den nächsten, denn die Auswahl ist ja groß. Man denkt nicht mehr so weit, einen Freund bis ans Ende seines Lebens mitzutragen, sondern viele gehen schon mit dem Gedanken rein :“ Irgendwann werden sich die Wege sowieso trennen.“ Und dann frage ich mich warum ich überhaupt in solche Menschen investiere.
Ich bin jemand der sein ganzes Herz in Freundschaften steckt und deswegen tut es um so mehr weh, sowas zu hören.
Klar ist, dass man nicht mit jedem Menschen die tiefste Tiefe haben kann . Manchmal merkt man auch einfach, dass man von den Persönlichkeiten einfach nicht zusammenpasst. Jedoch finde ich den Fakt sehr traurig, dass so eine große Selbstverständlichkeit rein gekommen ist und ich denke, dass deswegen die Freundschaften ihren Stellenwert verloren haben. Wir leben in einer sehr friedlichen Zeit und keiner muss mehr bangen, ob der andere im Krieg überlebt. Man hat den Wert eines Lebens viel höher geschätzt. Heute ist es normal geworden, dass man so umzingelt ist und man hinterfragt es nicht. Einer geht, der nächste kommt .. was solls ? Doch wenn es darauf ankommt, dann merkt man wie allein man ist und was für oberflächliche Freundschaften es doch waren. Besonders, wenn es darum geht tiefer zu werden, schrecken viele ab oder sagen: “ Ich habe schon genug (tiefe) Freundschaften“. Nimmt man sich damit nicht sehr viele Möglichkeiten?
Ich frage mich, ob es auch etwas mit dem Land und der Kultur zu tun hat. Mir ist in Spanien aufgefallen, dass der Stellenwert der Freundschaft um einiges höher ist . Man verbringt sehr viel Zeit und schätzt den anderen Mensch unglaublich hoch. Manchmal ist der Stellenwert höher als die eigene Familie. Zudem nehmen die Spanier sehr schnell jemanden in ihr Herz auf.
Im Endeffekt hoffe ich auch, dass einfach wieder mehr Wert und Tiefe in die Freundschaften reinkommt.
L.G. Artur
*Kleiner Anhang :
Viele Menschen wollen nicht mehr investieren. Sie denken, dass eine Freundschaft von sich aus funktionieren muss.
Und das ist der Part an dem aktive Menschen wie ich leiden. Man investiert und gibt und gibt und die andere Person kommt nicht mal drauf mal selber was zu geben und ist manchmal schon fast angestrengt, weil man investiert. Da merkt man wieder diese Selbstverständlichkeit.
Sobald der aktive Part nicht mehr investiert passiert nämlich plötzlich nichts mehr.
Und selbst wenn man mit dem Freund darüber geredet hat, wird es nicht umgesetzt.
* Letzter Anhang ( Warum kann man Kommentare nicht bearbeiten :D? )
Mit dem da vorigem Anhang wollte ich nochmals auf den Egoismus hinaus also wie selbstverständlich man alles für sich beansprucht ohne selber was geben zu wollen.
Hi Leute!,
Der Fakt, dass sich die Menschheit in eine Gesellschaft entwickelt, welche nicht auf Freundschaften und Beziehungen, sondern auf dem Nutzen von Beziehungen und auf das eigene Ego aufgebaut sind, ist ziemlich erschreckend. Ich selbst muss zugeben, dass sich meine „Freunde“ auf sozialen Plattformen noch in Grenzen halten und dass ich noch einige echte Freunde hab und mit denen ich auch die individuelle Beziehung lebe. Dass man sich echte Freunde durch die sozialen Medien aneignen kann, finde ich bis jetzt noch eigenartig ( es gibt auch andere Fälle), dennoch bin ich davon überzeugt, dass solche „Beziehungen“ mehr oder weniger keine Freundschaft mit einem echten Freund ersetzen könnten. Es ist zwar schön und gut, dass es durch die globale Kommunikationsmöglichkeiten tatsächlich möglich ist mit fast jedem Menschen in Kontakt zu treten, aber die tiefe und intime Beziehung zu einem Freund, von der auch Albinos geschrieben hat, hat bei vielen Menschen eine höhere Bedeutung anstatt beispielsweise 1000 Abonnenten auf Instagram. Doch diese Freundschaften gehen immer mehr in Vergessenheit und der Mensch ist in unserer modernen Gesellschaft anscheinend gar nicht mehr ausgelegt eine tiefe Bindung zu einem Menschen zu haben. Heutzutage hat der Egoismus und die Selbstverwirklichung einen so hohen Stellenwert, dass man in seinem Leben kein Platz mehr dafür hat, außer man profitiert dadurch für sein eigenes Ego…
Seit ihr ähnlicher Meinung?
Hobbes
Hallo,
traurig ist es festzustellen, dass angebliche Freunde ihre Freunde einfach so aus dem Leben verbannen oder wegschmeißen.
Ist man nicht der gleichen Meinung pass man auf einmal nicht mehr zusammen. Der Wert einer Freundschaft wird mit Füßen getreten, denn man hat genug Freunde.