Wahrnehmung und Wahrheit?

Was ist wahr? Wir alle leben in einer Welt wie sie uns gefällt, oder leben wir in einer Welt, wie wir sie sehen wollen?
Schon Galileo Galilei sagte: „Zwei Wahrheiten können sich nie widersprechen.“
http://zitate.net/wahrheit-zitate?p=10
Manche Menschen ähneln sich mehr und manche Menschen ähneln sich weniger. Der Mensch ist einzigartig, jeder denkt, fühlt und handelt anders. Unser Leben ist so, wie wir es sehen wollen und auch genauso wie wir es sehen können. Unser Leben hängt also von der Perspektive ab, wie wir auf unser Leben schauen.
Wahrnehmung und Wahrheit, bedeutet für „wahrnehmen“. Dies bedeutet, dass jeder von uns die Welt auf eine ganz bestimmte Art und Weise wahrnimmt, interpretiert und sich seine eigene gültige Wahrheit schafft.
Sigmund Freud, vertrat die Meinung: „Es gibt ebenso wenig hundertprozentige Wahrheit wie hundertprozentigen Alkohol.“ http://zitate.net/wahrheit-zitate?p=10
Diese beide Zitate möchte ich an einem Beispiel verdeutlich. Ein Mensch hat eine Rot-Grün- Schwäche, er leidet an einer Farbstörung und kann die Farben Rot oder Grün nur schwer unterscheiden. Es gibt die Person A mit Farbblindheit und Person B ohne Farbblindheit. Person A sagt, der Ball ist Grün und Person B sagt, der Ball ist Rot. Wer sagt die Wahrheit und welche Aussage ist wahr?
Wie an diesem Beispiel zu erkennen ist, unterliegt der Mensch der Täuschung, dass es nur eine Realität gibt und somit nur einer Wahrheit. Bei Streit hat nur eine Person recht der andere unrecht. Die Realität ist aber stattdessen so, dass jeder Mensch um ihn herum, das wahrnimmt und auf seine ganz individuelle Weise interpretiert, was er als Realität ansieht. Selbst Aristoteles hat die Wahrheit auf eine reflektierende Weise bestimmt. „Die Wahrheit aber wissen wir nicht ohne Erkenntnis der Ursache.“ https://www.aphorismen.de/suchef_autor=222_Aristoteles&f_thema=Wahrheit
In seiner Korrespondenztheorie brachte er zum Ausdruck: „Zu sagen nämlich, das Seiende sei nicht oder das Nicht-Seiende sei, ist falsch, dagegen zu sagen, das Seiende sei und das Nichtseiende sei nicht, ist wahr. Wer also ein Sein oder Nicht-Sein prädiziert, muss Wahres oder Falsches aussprechen. Nicht darum nämlich, weil unsere Meinung, du seiest weiß, wahr ist, bist du weiß, sondern darum, weil du weiß bist, sagen wir die Wahrheit, indem wir dies behaupten.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Wahrheit
Verschiedene Philosophen beschäftigten sich mit dem Wahrheitsbegriff und seinen reflektierenden Folgen für die Menschen. Auch sie kamen auf keine eindeutige Definition auf die Frage nach der Wahrheit. Es hat sich jedoch die Kenntnis durchgesetzt, dass die Wahrheitsfindung ein Prozess ist, bei dem der Mensch der Wahrheitsfindung oder auch der Wirklichkeit immer näherkommt. Ein gänzliches begreifen oder erreichen, „Was ist Wahrheit“ ist jedoch nicht möglich. Die Wahrheit ist ein Hirngespinst, da es eine objektive Realität nicht gibt. Sie wird von unserem Gehirn subjektiv konstruiert. Aus Bruchstücken an Information kann das Gehirn ein komplettes Bild modellieren. Wahrnehmungs- und Erinnerungslücken füllt es mit passend scheinendem Material. Selbst in der Wissenschaft versucht man der Wahrheit näher zu kommen. Hierbei werden Untersuchungen durchgeführt und technische Messgeräte verwendet.
In der Quantenphysik zum Beispiel, befasst sich ein Teil der Physik mit dem Verhalten und der Wechselwirkung kleinster Teilchen. Selbst hier ist ein Elektron sowohl Teilchen als auch Welle. Dies ist abhängig von der Beobachtungsweise, das Messergebnis kann entweder Welle oder Teilchen ergeben. Es werden also selbst die objektiven Daten technischer Geräte von Menschen interpretiert und in ein relatives Bezugssystem eingeordnet. Licht ist aber sowohl als Welle als auch Teilchen, dies bezeichnet man als Welle- Teilchen- Dualismus. Auch bei der Wahrheit gibt es ein „Sowohl als auch“, einen „Wahrheit Unwahrheit Dualismus“.
Jeder Mensch hat mit seiner individuellen Sicht, für sich persönlich tendenziell Recht. Die Wahrheit ist sogleich ein Paradoxon, also „ein Befund, eine Aussage oder Erscheinung, die dem allgemein Erwarteten, der herrschenden Meinung oder Ähnlichem auf unerwartete Weise zuwiderläuft oder beim üblichen Verständnis der betroffenen Gegenstände bzw. Begriffe zu einem Widerspruch führt.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Paradoxon
„Der Weg des Paradoxes ist der Weg zur Wahrheit. Um die Wirklichkeit zu prüfen, muss man sie auf dem Seil tanzen lassen.“ Oscar Wilde https://www.zitat-des-tages.de/zitate/der-weg-des-paradoxes-ist-der-weg-zur-wahrheit-um-die-wirklichkeit-zu-pruefen-muss-man-sie-auf-dem-seil-tanzen-lassen-oscar-wilde
In der Mathematik werden zum Beispiel in der Axiomatik Aussagen definiert aber nicht bewiesen. Jede Aussage hat einen von zwei Wahrheitswerten, nämlich falsch oder wahr. Es ist der Wahrheitswert jeder zusammengesetzten Aussage eindeutig durch die Wahrheitsaussagen ihrer Teilaussagen bestimmt und Grundaussagen werden logisch hergeleitet bzw. aufgebaut.
„Ein Axiom ist ein Grundaussage einer Theorie, einer Wissenschaft oder eines axiomatischen Systems, die innerhalb dieses Systems nicht begründet werden kann (altgriechisch άξιώματα, axiómata: würdiger, anerkannter Satz). Die Axiome eines Systems müssen widerspruchsfrei sein, die aus ihnen abgeleiteten Aussagen sollten nicht im Widerspruch zur Erfahrung stehen (u. a. Experiment!).“ https://www.rschr.de/Htm/Axiomatik_und_Logik.htm
Axiome sind Grundannahmen, die meist aus bereits vorhandenen Vorstellungen über den zu definierenden Begriff resultieren, von deren Gültigkeit man ausgeht und die deshalb auch nicht bewiesen werden müssen. „Ein Axiom ist unverstanden nur insofern, als seine Wahrheit formal nicht bewiesen, sondern vorausgesetzt ist.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Axiom
Bei der Axiomatisierung der Mengenlehre werden beliebige mathematische Objekte zu einer Menge zusammengefasst. Dies führt jedoch rasch zu einem Widerspruch, dem so genannten Russel-Paradoxon:
Zu jeder Eigenschaft gibt es die Menge aller Objekte, welche die Eigenschaft erfüllen. Angenommen es gebe Eine Menge A die alle Mengen beinhaltet, dann sollte man folgende andere Menge bilden können: B := {x ∈ A : x ∉ x }.
Menge B ist definiert als die Menge aller Elemente der Menge A mit der Eigenschaft, dass diese kein Element von sich selbst ist. Wenn man nun alle Mengen die nicht Element von sich selbst sind hat, dann stellt sich einen die Frage ob B Element von sich selbst ist. Wenn nun B ∈ B ist dann würde aber daraus folgen, dass eigentlich B ∉ B sein dürfte. Wenn aber nun B ∉ B ist, dann musste B ∈ B sein. Die Menge kann also nicht Element von sich selbst sein, sie kann es aber auch nicht nicht sein. Folglich existiert keine Menge, die alle Mengen umfasst, die sich selbst enthalten.
Um dies besser verstehen zu können gibt es folgendes Beispiel. Ein Barbier rasiert alle Dorfbewohner in seinem Dorfe, die sich nicht selbst rasieren. Soll er sich aber nun selbst rasieren oder nicht? Wie immer er aber auch handelt, er widerspricht der Anforderung. Wenn er sich selbst rasieren würde hätte er eine Person im vom Dorf rasiert die sich selbst rasiert, würde er sich nicht rasieren gäbe es noch eine Person im Dorf die sich nicht selbst rasiert hat, die er aber auch nicht rasiert hat. Fakt ist, dass es so einen Barbier nicht geben kann, dies kann als nicht der Wahrheit entsprechen. An diesem Beispiel zeigt sich, dass es auch in der Mathematik nicht nur eine Wahrheit gibt. Es kann keine Menge geben, die alle Mengen umfasst, die sich nicht selbst enthalten. Das Axiom, wie die Wahrheit ist widersprüchlich.
Gibt es also die eine Wahrheit?
Nur Kinder kommen nicht als Lügner zur Welt, für einen Zwei -oder Dreijährigen gibt es nur eine Realität und nur eine Wahrheit. Ein Kind geht davon aus, dass alles was es denkt und macht auch von anderen so gesehen wird. Erst mit ungefähr vier Jahren lernt es sich in andere hineinzuversetzen und es beginnt den Unterschied zwischen Realität und Fiktion wahrzunehmen, das bedeutet zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Nicht die Wahrheit zu sagen, ist für Kinder ein wichtiger und normaler Lernprozess.  

(Bild entfernt, wegen Urheberrechtsverletzung, Sü: https://de.toonpool.com/user/724/files/wahrheit_1650045.jpg)
Wenn es also weder in der Geisteswissenschaft noch in der Naturwissenschaft nicht die eine wahre Wahrheit gibt, warum sollten wir dann immer die Wahrheit sagen und sich nicht darauf berufen, dass es von der persönlichen Einstellung abhängt, wie man die Wahrheit wahrnimmt und was man als wahr empfindet?
Was denkt ihr darüber? Ich bin gespannt auf eure Wahrheit!  
Quellen:

http://zitate.net/wahrheit-zitate?p=10

https://www.netdoktor.de/krankheiten/rot-gruen-schwaeche/

https://www.bpb.de/apuz/245225/wahrheit-ein-philosophischer-streifzug

https://www.aphorismen.de/suche?f_autor=222_Aristoteles&f_thema=Wahrheit

https://de.wikipedia.org/wiki/Wahrheit

https://www.chemie.de/lexikon/Quantenphysik.html

https://www.rschr.de/Htm/Axiomatik_und_Logik.htm

https://de.wikipedia.org/wiki/Axiom

Zeitschrift: Spektrum der Wissenschaft 3.21, die Kriege der Zukunft, Seite 79

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