Kann man die Kunst vom Künstler trennen?

Ich denke, dass die Menschen heute mehr denn je über dieses Thema nachdenken, denn man kann die Kunst und den Künstler über verschiedene Medienplattformen erleben und die Künstler auf einer persönlichen Ebene kennenlernen. Das hat zur Folge, dass die Menschen nicht nur mit der Kunst, sondern auch mit dem Künstler eine gewisse Verbindung eingehen. Wenn sich also herausstellt, dass der Künstler problematisch ist (Rassismus, Homophobie, Sexismus, Antisemitismus usw.), stellt sich die Frage, ob man die Kunst vom Künstler trennen kann oder sollte.
Ich persönlich wurde kürzlich in Zusammenhang mit dem amerikanischen Rapper Kanye West mit dieser Situation konfrontiert. Nachdem ich seine antisemitischen Äußerungen gehört hatte, stellte ich mir die Frage, ob ich seine Musik überhaupt noch hören sollte. Obwohl er diese Gedanken nicht direkt in seiner Musik äußert, fühlte ich mich jedes Mal, wenn ich seine Musik hörte, extrem unwohl.
Ich persönlich denke, dass man die Kunst nicht vom Künstler trennen kann, da sie ein direktes Spiegelbild seiner moralischen und ideologischen Ansichten ist. Ich will damit keineswegs sagen, dass die Leute das Internet nach jedem einzelnen Gerücht über einen Künstler durchforsten sollen, aber wenn eine Person offen problematisch ist oder als problematisch bewiesen wird, halte ich es für moralisch korrekt, das zu tun, was in unserer Macht steht, um diese Problematischen Menschen zu entmachten. Damit meine ich den Besuch von Konzerten, das Anschauen ihrer Filme im Kino oder das Bezahlen ihrer Dienste.
Meiner Meinung nach dient die Unterstützung hochproblematischer Künstler durch die „Trennung der Kunst von den Künstlern“ dazu, die Schuldgefühle zu reduzieren, die jemand sonst empfinden könnte, weil er ein Werk eines problematischen Künstlers genießt. Meiner Meinung nach kann dies den Betroffenen wirklich schaden was es oft auch macht. Ein Beispiel: Harvey Weinstien, der äußerst erfolgreiche US-Filmproduzent, ist ein verurteilter Sexualstraftäter. Selbst nachdem sich viele Frauen geoutet und ihre Erfahrungen mit dem Produzenten geteilt hatten, behielt er sein Geld und seinen Status in der Branche, gewann unzählige Preise und verdiente Millionen. Die Frauen wurden gedemütigt und zum Schweigen gebracht, nachdem sie bereits mit dem Trauma zu kämpfen hatten, das er ihnen zugefügt hatte. Weil die Menschen bereit waren, die Kunst vom Künstler zu trennen und somit die Opfer zu ignorieren, haben sie ihm Geld und Status gewährt. Ich denke nicht, dass es richtig ist, einen Künstler weiterhin zu unterstützen und damit sein Einkommen und seinen Erfolg zu sichern „nur“ weil man seine Kunst mag, wenn man normalerweise eine solche Handlung moralisch nicht unterstützen würde.

8 Kommentare

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Hey Mr.Krabs,
dein Beitrag schockiert mich sehr, weil ich solche Themen immer nur so nebenbei erfahre, da sie auch nicht immer groß thematisiert werden… Aber sowas ähnliches gab es auch vor kurzem mit dem Liedsänger von der Band Rammstein, denn die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen Frontmann Till Lindemann wiegen schwer. Aber wie man sieht, sind es meistens die reichen und berühmten Personen, wie bei dir Kanye West, oder der Filmproduzent. Meiner Meinung nach ist da auch oft Geld im Spiel, dass das meiste vertuscht wird.
Wenn einer meiner Lieblingsmusiker /-schauspieler etwas abscheuliches machen/sagen würden, würde ich an der gleichen Stelle stehen wie du gerade, denn dann überlegt man immer zweimal ob man mit sich im reinen ist, oder ob es moralisch gut ist.
Liebe Grüße
Lau2004

Hallo Mr. Krabs,
in den letzten Tagen habe ich häufig über den Vorfall mit dem Sänger Till Lindemann der Band Rammstein gehört. Gegen ihn sind gravierende Vorwürfe aufgetaucht, nach und während den Konzerten Fans sexuell missbraucht zu haben und diese, laut Fanaussagen, auch unter Drogen gesetzt wurden. Trotz den schrecklichen Vorwürfen, die Till Lindemann natürlich abstreitet stehen seine Fans hinter ihm und handeln genau so, wie du es in deinem Blogpost ansprichst. Sie trennen den Künstler von der Kunst, nur weil sie die Band Rammstein und somit deren Lieder lieben.
Meiner Meinung nach ist es unbedingt erforderlich, dass alle Menschen die Kunst mit den Künstlern in Verbindung setzen. Wir müssen uns bewusst machen, wenn wir bestimmte Lieder hören, was der Inhalt und der Standpunkt des Künstlers ist, sodass wir das Hören dieser Lieder moralisch mit uns selbst vereinbaren können. Es ist wichtig, problematische Künstler, die beispielsweise rassistisch sind, nicht zu unterstützen, um durch den Rückgang seiner Popularität Widerstand gegen die Denkweise des Künstlers zu leisten und das Bewusstsein der anderen Fans durch den eigenen Boykott zu schaffen.
Ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass wir unseren Fokus auf die Kunst legen, die zusammenhängend mit der Lebens- und Denkweise des jeweiligen Künstlers moralisch gut ist.

Hey Mr Krabs,
es ist ein schwieriges und weit aufgefechtertes Thema, deshalb finde ich es sehr stark, dass dieses Thema von dir angesprochen wird.
Da wie nairobi oben erwähnt hat, die Schlagzeilen momentan überfüllt mit dem Sänger, Till Lindemann, von Rammstein sind, finde ich es ein super gewähltes Thema über das man diskutieren und sich austauschen kann.
Ich habe Rammstein selbst gehört, ich war kein großer Fan, allerdings fand ich die Kunst dennoch (zum Teil) überzeugend.
Mit Rammstein und der aktuellen Lage habe ich mich auseinander gesetzt und habe mitbekommen, dass einige Menschen sich von der Band, trotz Jahrelanger Fan-liebe, distanzieren und diese in Zukunft komplett meiden. Also sie trennen Kunst und Künstler nicht.
Andere bleiben bei dem getrennten Aspekt und argumentieren mit: Gute Kunst, das ist alles was für mich zählt.
Ich kann beide Seiten in gewisser Weise nachvollziehen, positioniere mich allerdings mehr beim „Nicht trennen“.
Ich bin der Meinung, dass wenn man den Künstlern durch ihre z.B. Musik, noch so eine große Plattform und Reichweite gibt, man indirekt die Werte der Künstler vertritt und sie verharmlost. Denn kein Erfolg rechtfertigt einen schlechten Menschen/schlechte Handlungen, denn wie du gesagt hast, vertritt der Künstler seine moralischen und ideologischen Ansichten.

Hallo Mr.Krabs,
ich stimme dir komplett darin zu, dass man Kunst boykottieren sollte, wenn sie problematische Inhalte enthält, denn wenn man sie nicht boykottiert, toleriert man die Inhalte und stimmt ihnen indirekt zu.

Ich denke auch, dass man Kunst ihre Aufmerksamkeit entziehen sollte, wenn man durch den Konsum zur Popularität des*der Künstler(s)*in beiträgt und ihm damit eine Plattform bietet, seine Einstellung zu verbreiten (z.B. Kanye West) oder ihm die Möglichkeit gibt, sie auszuleben (z.B. Till Lindemann). In diesem Fall unterstützt man indirekt ein System mit nicht unverantwortlichen Tendenzen und würde sich damit – zumindest aus ethischer Sicht – falsch verhalten.

Besonders interessant wird es aber erst, wenn diese Bedingung nicht mehr gegeben sind, der*die Künstler*in also tot ist. Erst dann halte ich es für nachvollziehbar die Kunst des Künstlers weiterhin zu konsumieren, denn das Werk steht nun allein, d.h. für sich. Das Verhältnis von Künstler*in zu Rezipient*in zerbricht und so ist es allein die Wirkung des Kunstwerkes im Betrachter, der Bedeutung beigemessen sollte. Nehmen wir als Beispiel den seit 2300 Jahren verstorbenen Schriftsteller, Philosoph (Kunst zu denken) und glühenden Maskulinsten (Kunst nicht zu denken), Aristoteles, so ist es nachvollziehbar sine Texte – insofern sie selbst keinen Sexismus enthalten – zu lesen, da man kein sexistisches System unterstützt.

Hallo Mr. Krabs,
Dies ist wirklich ein sehr spannendes Thema bei dem ich nicht gedacht hätte, dass es sich für einen Diskussionseinstieg lohnt, dich das ist es.
Bei diesem Thema handelt es sich um ein Gewissensthema. Da du jetzt schon das Thema Kanye West angesprochen hast, würde ich mich gerne dazu äußern. Die Aussagen die er äußert sind in keiner Hinsicht unterstützendswert. Doch man muss bedenken, dass er eine Bipolare Störung hat über die er auch öffentlich redet. Das kann man ja auch sehen, da er sich als Präsident kandidiert hat oder auch sehr narzisstische Aussagen trifft. Dies ist zwar keine Entschuldigung für seine Äußerungen, aber ich finde dass man das nicht vergessen darf. Ich bin der Ansicht, dass man Kunst von dem Künstler trennen kann, wenn er nicht direkt in ihr seine unpassenden Aussagen trifft. Außerdem wurden die meisten Lieder von Kanye West veröffentlicht, lange bevor er solche Aussagen geäußert hat. Man muss ja nicht immer alles was eine Person macht, als schlecht ansehen nur weil man mit ihr in ein paar Richtungen nicht einig ist.
Aber das Beispiel mit Kanye West lässt sich nicht mit Till Lindemann oder Harvey Weinstien vergleichen. Till Lindemann trifft nicht nur fragliche Aussagen sondern wird auch wegen Sexualverbrechen angeklagt und außerdem gibt es auch Gedichte von ihm, die fragliche Aussagen beinhalten. Bei Harvey Weinstien ist es ähnlich, da er auch der Sexualverbrechen angeklagt ist und weil es Opfer mit physischen und psychischen Folgen gibt. Bei den beiden Menschen kann ich es verstehen, wenn man die Kunst nicht vom Künstler trennen kann.
Dennoch ist das ganze Thema sehr gewissensbedingt und kann keine Generelle Antwort erfordern.

Hallo Mr. Krabs,
Ich persönlich finde man sollte Musik vom Künstler in erster Hinsicht Trennen. Wenn jetzt aber jemand beispielsweise Antisemitische Aussagen tätigt und das auch noch in Songs laut herausbrüllt sehe ich ein Problem. Ich sehe ein Problem darin wenn selbst die Lieder solche Meinungen verbreiten.
Es schon in der Vergangenheit Persönlichkeiten sie gefeiert wurden trotz problematischen Aussagen.(Darwin-bedeutender Naturwissenschaftler-ABER Rassistische Äußerungen in Evolutionstheorie)
Gibt es jetzt aber Probleme mit einem Künstler, welcher trotzdem in der Vergangenheit gute Lieder veröffentlicht hat, welche keine Problematischen Inhalte haben finde ich man sollte diese hören dürfen und es muss nicht immer alles gleich „gecancelt“ werden.
Shame on me, ja ich höre noch Rammstein trotz der Vorwürfe, weil ich manche Lieder einfach gut finde auch mit guter und provokanter Message.

Hallo Mr. Krabs,
ich finde deine Essay sehr interessant, da ich mir selbst auch schon häufig Gedanken zu diesem Thema gemacht habe. Einerseits stimme ich dir zu, denn natürlich ist es nicht richtig, Menschen die sich unmoralisch verhalten, weiter zu unterstützen und an ihrer Popularität beizutragen.
Andererseits kann ich es beispielweiße aber auch verstehen, wenn Menschen sich dafür entscheiden, trotzdem die Musik von Kaney West zu hören, indem sie den Künstler bewusst von der Kunst trennen. Die Kunst, also die Lieder selbst, beinhalten keine antisemitischen Inhalte, da dieser Künstler ja auch z.B. viele Lieder vor seinen Äußerungen veröffentlich hat. Ich möchte auf keinen Fall die Taten Kanye Wests verharmlosen. Auch wenn man sich bewusst ist, dass man obwohl man seine Lieder hört, nicht seine Meinungen teilt, gibt man ihm eine Plattform seine Meinung zu verbreiten. Ich finde das Thema sehr interessant, da es sehr schnell einen inneren Widerspruch in einem auslösen kann, wenn man plötzlich nicht mehr seine Lieblingslieder, oder auch Lieblingsfilme, guten Gewissens genießen kann.
Liebe Grüße

Hallo Mr.Krabs,
das ist ein sehr interessantes Thema und diese Frage habe ich mir tatsächlich schon öfter gestellt, da in den letzten Jahren immer wieder erschreckende Neuigkeiten über verschiedene Künstler ans Licht kamen. Und ich sehe das ähnlich wie du, denn für mich ist es nicht möglich die Kunst vom Künstler zu trennen. Ich habe auch gerne Lieder von Rammstein angehört, doch seit die Vorwürfe gegen Till Lindemann rauskamen, möchte ich ihn nicht mehr mit Geld unterstützen. Denn wie du gesagt hast, unterstützt man diese Menschen eben dadurch, dass man deren Kunst konsumiert und dies kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Doch natürlich muss jeder das mit sich selbst ausmachen.

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