Gibt es den „perfekten Tag“?

Ist man in den sozialen Medien unterwegs, beispielsweise auf Instagram, TikTok und Co., so ist es bestimmt schon einmal vorgekommen, dass der ein oder andere schon einmal auf die sogenannten #thatgirl-Videos gestoßen ist. Die in den Clips ästhetisch dargestellten Szenen, in denen das thatgirl versucht die beste Version von ihr selbst zu werden, suggeriert allerdings bei der Zuschauerschaft doch wohl eher einen psychischen Druck anstatt, dass sie zu ähnlichen Routinen motiviert werden. Dieser Trigger wird dadurch ausgelöst, dass dem Zuschauer vermittelt wird, dass sein Leben einige Lücken hat und du keine Gewohnheiten pflegst, die für die Person hinter dem Bildschirm doch recht einfach sind umzusetzen. Kurz gesagt lautet die Botschaft: Dein Leben ist nicht so perfekt wie meins.

Abgesehen von dem in der Kritik stehendem Trend, haben mir durch diese Videos die Frage gestellt ob es nicht doch den perfekten Tag gibt. Diese Leitfrage soll im Folgenden weiteren Verlauf dieses Blogbeitrags erläutert werden.

Ich denke, dass für jeden Menschen der „perfekte Tag“ ganz unterschiedlich aussehen kann. Für den einen bedeutet dies lange auszuschlafen, während ein anderer sich vornimmt seine Lieblingsserie von Anfang an neu durchzuschauen. Das im „Journal of Economic Psychology“ vorgestellte Modell des idealen Tages beinhaltet hingegen keine außergewöhnliche Aktivität. Christian Kroll und Sebastian Pokutta, die Forscher hinter der Idee dieses Modelles, präsentierten stattdessen minutengenaue Zahlen, sogenannte Bausteine, welche sich im Gesamten zu dem Idealen Tag zusammensetzen. Darunter um nur zwei wenige zu nennen, 82 Minuten Zeit um sie mit Freunden zu verbringen und 78 Minuten Zeit für Entspannung. Auch Hausarbeit und Arbeit gehören zu jenem Tag dazu. Da es sich hierbei um ein Modell handelt, ist es naheliegend, dass es unrealistisch und nicht umsetzbar ist. Außerdem gilt es auch nur für Frauen. Denn bei einer Umfrage wurden nämlich 909 berufstätige Frauen befragt, wie sie sich ihren perfekten Tag ausmalen würden. So wird im Modell die Gesamtzufriedenheit mit einem Tag in Abhängigkeit zu den einzelnen Tätigkeiten und ihrer Dauer berechnet. Den perfekten Tag erhält man dann, wenn die Zufriedenheit optimiert wird. Dies ist die Hauptaussage dieses Modelles.

Aus Sicht von Aristoteles besteht der „perfekte Tag“ nicht aus besonderen Aktivitäten, Spaß und Vergnügen, sondern darin, dass jede Aktivität ein gutes Ziel hat. Jene Ziele sind nach Aristoteles kategorisiert in höher- und niederrangige Ziele, wobei das Endziel die Eudaimonie, die Erlangung des eigentlichen Guten, ist. Demnach strebt man bestimmte langfristige Tugenden zum einen um ihrer selbst willen, zum anderen aus dem Grund an, da man sich von ihnen Eudaimonie erhofft, also die Glückseligkeit. Diese macht das Leben lebens- und begehrenswert und deckt alle Bedürfnisse. So wäre für Aristoteles der Tag dann perfekt, wenn die Handlungen über den Tag den höherrangigen Zielen bzw. den höchsten menschlichen Werten entsprechen, denn „Glück ist das höchste Ziel des menschlichen Lebens“.

Meiner Meinung nach beinhaltet der perfekte Tag eine Mischung aus Abwechslung und Routine. Festgelegte Zeiten und Tage für Schule/Arbeit, Freunde treffen, Haushaltsaufgaben und Hobbies. Aber auch Tage wo sich die Routine ändert, sei es ein Ausflug oder eine längere Reise. Zudem ist es auch eine Sache der Sicht- und Herangehensweise, wie ich den Tag betrachte und an ihn herangehe. Es liegt an mir ob ich nur die Berge an Problemen und Herausforderungen sehe oder ob ich jeden Tag als eine neue Chance betrachte. Ich denke, dass mit dem richtigen Mindset jeder Tag auf seine Art und Weise perfekt sein kann, ohne, dass man eine gewisse Minutenanzahl erreicht oder eine Reise zu seinem Traumurlaubsort unternimmt.

Quellen:

https://www.welt.de/kmpkt/article234811982/thatgirl-Dieser-neue-Trend-setzt-Frauen-ordentlich-zu.html, thatgirl-Trend

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/gluecksforscher-erstellen-modell-fuer-den-perfekten-tag-fuer-frauen-a-864105.html, Modell für den perfekten Tag

https://de.wikipedia.org/wiki/Eudaimonie#Aristoteles, Eudaimonie und Aristoteles

https://www.philomag.de/artikel/wie-wichtig-ist-glueck, Zitat von Aristoteles

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