Sterbehilfe – ethisch vertretbar?

Zu sterben ist genauso natürlich wie geboren zu werden.

                                                                           Francis Bacon

Dieses Zitat möchte uns sagen, dass wir keine Angst vor dem Tod haben müssen, denn er gehört nun mal zum Leben. Doch was ist, wenn ein Mensch an einer Krankheit leidet und den Tod nicht fürchtet, sondern erwünscht? Darf man ihn bei seinem letzten Wunsch unterstützen? Schließlich würde ihn das von jeglichem Schmerz befreien.

Bevor ich diese Frage für mich beantworte, möchte ich nochmal kurz die Arten von Sterbehilfe erklären.


Passive Sterbehilfe bedeutet, dass man auf lebensverlängernde Maßnahmen verzichtet, aber dass eine Grundversorgung, sowie schmerzlindernde Behandlungen, durchgeführt werden.

Indirekte Sterbehilfe bedeutet, dass man eine Schmerzbehandlung bekommt, aber durch diese Medikamente früher stirbt.

Beihilfe meint, dass eine außenstehende Person dem Kranken ein tödliches Medikament beschafft, damit er sich selbst töten kann.

Aktiv bedeutet, wie der Name schon sagt, dass der Tod absichtlich durch fremde Hand beschleunigt wird.


Ich persönlich finde den Gedanken Sterbehilfe gar nicht so schlecht. Man muss sich immer vorstellen, dass der todkranke Mensch unter qualvollen Schmerzen leidet. Seine Lebensqualität ist gleich null. Außerdem weiß er, dass er diesen Kampf nicht gewinnen kann und wird. Er hat sich also mit dem Tod angefreundet und akzeptiert ihn. Er hat keine Angst vor ihm, sondern erwartet ihn. Denn er weiß, dass nur der Tod ihn von seinen Schmerzen befreien kann. Warum darf ich ihn nicht unterstützen und ihm helfen? Er ist doch mein Freund (oder Verwandter). Die Antwort ist klar und doch ungerecht. Wenn die aktive Sterbehilfe erlaubt wäre, ist das Risiko, dass sich die Patienten das Leben nehmen hoch, denn Ärzte können durchaus Fehldiagnosen stellen. Außerdem wäre das legalisierter Mord. Dass man das nicht erlauben kann, verstehe ich, doch die Beihilfe könnte man doch legalisieren. Ich meine, wenn ein Mensch nun wirklich nicht mehr leben möchte und leidet, dann sagt einem doch die Vernunft, dass man ihn in dieser Situation unterstützen muss. Schwierig wird es erst, wenn er nicht mehr in der Lage ist, sich das tödliche Medikament selbst zu verabreichen. Ansonsten könnte man eine Art Einverständniserklärung ausfüllen, die es dem Helfer erlaubt, ein Medikament zu erwerben.

Darum denke ich, dass eine Beihilfe zum Tod in dem genannten Fall akzeptabel und ethisch vertretbar wäre.  Denn

du wirst nicht deswegen sterben, weil du krank bist, sondern weil du lebst.

  Seneca

Was haltet ihr davon? Denkt ihr die Sterbehilfe sollte erlaubt werden, aber nur für bestimmte Fälle und welche wären das dann? Oder denkt ihr, dass es gut  ist, dass es nicht erlaubt ist und warum?

aus:   https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/46/MorphineRx.JPG

7 Kommentare

Kommentieren →

Hallo libelle99,
auf der einen Seite verstehe ich deine Gedankengänge und finde es auch wichtig sich damit zu beschäftigen. Auf der anderen Seite finde ich die Vorstellung schrecklich “ morden“ (sehr hart ausgedrückt) zu legalisieren. Ich finde kein Mensch hat das Recht über Leben und Tod zu entschieden und noch dazu haben wir heutzutage medizinische Möglichkeiten Schmerzen zu lindern, sodass der Patient nicht bis zu seinem natürlichen Tod leiden muss. Es gibt also Möglichkeiten den Tod menschenwürdig zu gestallten.
Liebe Grüße Laura

Hallo lu1998
Ich muss dir hier aus meiner persönlichen Sicht leider wiedersprechen und libelle99 zustimmen. Ich denke auch, dass man die Beihilfe legalisieren soll, denn hier verabreicht sich die kranke Person ihr Medikament selbst und kann somit SELBST entscheiden ob sie sterben möchte oder nicht und wird nicht durch „fremde Hand“ getötet. Wenn man aber auch einmal wegdenkt von der kranken Person und weiterdenkt an die Verwandten, Familie und Freunde. Man möchte keinen Angehörigen leiden sehen und sehen wie seine Lust am Leben immer mehr schwindet und er Tag für Tag nurnoch darauf hofft endlich gehen zu dürfen. Und wenn man sich dann mal selbst fragt: Ist es nicht einfacher loszulassen und noch eine gute Erinnerung an die Person zu haben? Denn gute Momente und Erinnerungen sind das wertvollste was man von einer verstorbenen Person „aufheben“ kann und wenn man am Ende nurnoch schlechte Erinnerungen hat, dann überwiegen diese doch immer Kopf, ob man es nun will oder nicht.

Für mich ist es das beste mit meiner Familie über die schönen Momente zu reden und sich an den lustigen Lebensfrohen Menschen positiv zurückzuerinnern. Und das ist für mich auch ein wichtiger Teil der Trauerverarbeitung, aber wenn ich z.B meine Großeltern nur Leiden sehen müsste würde es mir und ich denke auch jedem anderem schwerfallen, die schönen Erinnerungen zurückzurufen.

Ich kann deine Gedanken zur Sterbehilfe sehr gut nachvollziehen und auch ich habe schon darüber nachgedacht wie es wohl wäre sie zu legalisieren.
Meiner Meinung nach sollte die Sterbehilfe aber nicht legalisiert werden. Wie du schon erwähnt hast ist der kranke Mensch oft unfähig sich die Medikamente zum Sterben zu verabreichen, beziehungsweise darüber zu entscheiden, ob er sie nehmen will oder nicht. Ein Beispiel hierfür sind demenzkranke Menschen. Auch sie sind oft sterbenskrank, sind aber wie Kinder, völlig hilflos und nicht in der Lage eine solche Entscheidung zu treffen.
Wenn es wirklich so ist wie du in deinem Beitrag schreibst und der Sterbende hat sich innerlich schon mit dem Tod abgefunden, dann wird er auch nicht mehr lange die Kraft aufbringen können weiter zu leben und sein Körper wird wissen wann die Schmerzen zu groß sind und ihn erlösen. Schließlich ist der Tod, wie schon Francis Bacon sagt „etwas ganz natürliches“. Warum sollte der Mensch auch noch in diesen natürlichen Kreislauf von Leben und Tod eingreifen?
Zu deinem Vorschlag einer Einverständniserklärung, die es dem Helfer erlaubt, ein Medikament zu erwerben stehe ich eher kritisch gegenüber, da man nie sagen kann, ob man diese Entscheidung, die im Moment von Schmerz, Verzweiflung oder Schock über die Diagnose getroffen wird später nicht bereut. Denn wie du schon sagtest „Ärzte können durchaus Fehldiagnosen stellen“.

ich denke das Problem liegt eher an den unklaren Einschränkungen ab wann Schmerzen groß genug sind Sterbehilfe zu erlauben. Dabei handelt es sich um subjektive Empfindungen und deshalb fände es auch ich gut, wenn die betroffene Person eine Einverständniserklärung schreiben dürfte. Vor allem schon zu gesunden Zeiten, denn dann kann man von vornherein sagen, dass man im Fall einer Demenz, wenn man geistig nicht mehr wahrnehmungsfähig ist also sein Leben nicht mehr wirklich leben kann und seiner Familie beispielsweise auch nicht zusätzlich „zur Last fallen“ möchte, sterben will. In solch einer Erklärung sollte dann genau angegeben sein unter welchen Umständen, wann, welche vertrauten Personen Sterbehilfe leisten dürfen. Somit hätte man auch gleich jede individuelle Sichtweise zu diesem Thema abgedeckt.

Ich stimme libelle99 zu, dass aktive Sterbehilfe kritisch zu sehen ist, aber die reine Hilfe das Leiden einer kranken Person durch den Tod beenden zu können, ist nichts verwerfliches. Ich finde die Idee mit der Einverständniserklärung an und für sich auch ganz gut, nur stelle ich mir die Frage, woher die Helfer wissen, wann der Patient sterben will, wenn dieser nicht mehr kommunizieren kann.

Aktive Sterbehilfe sollte meiner Meinung nach in wenn dann Verbindung mit dem Einverständnis der betroffenen Person bzw. dessen Vormund erfolgen. Auch die nähesten Verwandten könnten zur Entscheidung einberufen werden. Diese Art des planmäßigen Todes (so hart es klingt) kann für die Betroffenen oft einfacher sein, da man noch die Gelegenheit hat, sich zu verabschieden oder im Kreise seiner Liebsten aus dem Leben zu scheiden.

Meiner Meinung nach ist das Thema Sterbehilfe ein sehr schwieriges Thema. Es ist eine sehr schwere Entscheidung zu entscheiden, wem man die Sterbehilfe gestattet und wem nicht. Ich finde in Fällen, wie z.B AIDS, bei denen der Tod 100% bald eintreten wird und man nur noch leidet sollte man sie erlauben. In Fällen wie z.B einer Querschnittslähmung sehe ich die Sterbehilfe nicht als sinnvoll an. Hierzu habe ich das Buch „Ein ganzes halbes Jahr“ gelesen. In diesem Buch geht es um den querschnittsgelähmten Will Traynor. Louisa Clark ist seine Pflegerin und Geliebte, die ihm das Leben verschönert. Trotzdem möchte er nicht ein Leben lang im Rollstuhl sitzen und nach einem gescheiterten Selbstmordversuch reist er in die Schweiz und beansprucht die Sterbehilfe. Hier sehe ich direkt einen Kritikpunkt: Was nutzt ein Verbot der Sterbehilfe wenn sie in der Schweiz,der Niederlande und in weiteren Ländern erlaubt ist? Hier sollte es eine einheitliche Regelung geben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich eigentlich gegen Sterbehilfe bin. Nur im Extremfall sehe ich sie als sinnvoll. Meiner Meinung nach wird das Leben, wie es auch die Kirche sagt, von Gott gegeben und von ihm sollte es auch beendet werden.

Schreibe einen Kommentar zu partybaum Antworten abbrechen