Die Frage ob das deutsche Bildungssystem gerecht ist, ist komplex und vielschichtig, da das Bildungssystem in Deutschland von sozialen, regionalen und strukturellen Ungleichheiten sehr stark geprägt ist.
In den letzten Jahren, insbesondere seit Beginn der Corona Pandemie, wurde immer häufiger kritisiert, dass das deutsche Schulsystem soziale Unterscheide nicht ausgleichen könne, sondern diese vielmehr noch verstärke. Allerdings ist das Problem der Ungerechtigkeit sehr komplex und nicht auf eine Ursache oder das Versagen einzelner zurückzuführen. Die Ungerechtigkeit beginnt bereits bei der Abstammung bzw. dem sozialen Stand der Eltern der Kinder.
Der soziale Stand der Eltern spielt in Deutschland immer noch eine große Rolle, Kinder die aus ärmeren Familien stammen oder einen Migrationshintergrund haben, haben auch weniger Erfolg in der Schule und im späteren Berufsleben. Es ist bereits seit langem bekannt, dass wer arme Eltern hat, wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch selbst arm, doch geändert hat sich kaum etwas. Das liegt zum Teil daran, dass Kinder aus Akademikerfamilien mehr Hilfe von zu Hause erhalten als andere. Für diese ist es nicht so schlimm, wenn der Unterricht ausfällt oder sie mal länger krank sind, die Eltern können das auffangen, da sie diese Dinge selbst bereits gelernt haben. Zudem ist es für einkommensschwache Familien eine große Last beispielsweise Nachhilfeunterricht zu bezahlen oder nach einem langen Arbeitstag noch mit den Kindern zu lernen. Für sie ist es dann häufig die einzige Option ihr Kind in eine andere Schule zu stecken, in der der Druck und die Anforderungen niedriger sind. Problem hierbei ist allerdings, dass sich eine Art Teufelskreis bildet und der soziale Aufstieg wieder nicht gelingt. 70% der Hochschulabsolventen stammen aus Akademikerhaushalten, lediglich rund 30% aus sozial schwächeren Familien.
In Deutschland werden die Schüler bereits nach der vierten Klasse in verschiedene Schulformen (Hauptschule, Realschule, Gymnasium) eingeteilt. Diese frühe Unterteilung der Schüler kann allerdings problematisch sein, da die Bildungs- und Lebenswege der Kinder bereits in jungen Jahren entschieden werden und der Wechsel in eine andere ,,besseres“ Schulform oft nur schwer erreichbar und mit hohen Belastungen verbunden ist. Hinzu kommt, das sich Neigungen der Kinder oft erst später ausbilden, so dass es gut möglich ist, das die gewählte Schulform den Ansprüchen und möglichen Leistungen nicht mehr gerecht wird.
Da Bildungspolitik in Deutschland Sache der einzelnen Bundesländer ist, gibt es massive Unterschiede zwischen den Schulsystemen der einzelnen Bundesländer, Schulabschlüsse, Lehrpläne und Lehrbedingungen unterscheiden sich je nach Region und auch die Abschlüsse sind in den Bundesländern unterschiedlich viel Wert. Dies führt dazu, dass Schüler in Bayern oder Baden-Württemberg anderen Leistungsanforderungen ausgesetzt sind als Schüler in Berlin oder Bremen. So ist beispielsweise das Abitur in Thüringen deutlich einfache als das in Schleswig-Holstein. Diese Unterschiede sind insbesondere für Familien, die aufgrund beruflicher oder persönlicher Umstände zwischen Bundesländern wechseln müssen besonders Ungerecht.
Der Lehrermangel ist in vielen Bundesländern ein großes Problem, insbesondere in Brennpunktschulen und im ländlichen Raum fehlen oft qualifizierte Lehrkräfte. Hinzu kommt eine schlechte Ausstattung der Schulen sowie nur sehr langsam fortschreitende Digitalisierung und veraltete Lehrmethoden an denen noch immer viele der Lehrkräfte festhalten. Dadurch entstehen Bildungsnachteile, da die Schüler weniger individuell gefördert werden. Zudem fällt es vielen schwer sich für ein Fach zu begeistern, das ihnen ohnehin nicht liegt, wenn der Lehrer nicht in der Lage ist auf die Probleme seiner Schüler einzugehen.
Insgesamt lässt sich sagen, dass das deutsche Schulsystem viele strukturelle sowie soziale Ungerechtigkeiten aufweist, die die Bildung der Schüler beeinflussen. Obwohl diverse Reformen und Programme darauf abzielen, Bildungsungleichheiten zu verringern, ist der Erfolg der Schüler dennoch noch stark von sozialen und regionalen Faktoren abhängig.
In meinen Augen müsste ein gerechtes Bildungssystem stärker auf individuelle Förderung setzen, benachteiligte Schulen besser unterstützen und die Chancengleichheit aller, unabhägig von sozialem Stand oder Region, gewährleisten.
Lasst mich gerne eure Sichtweise zu diesem wichtigen Thema in den Kommentaren wissen.
Quellen:
https://www.das-parlament.de/inland/bildung/wie-gerecht-ist-das-deutsche-bildungssystem
https://www.bpb.de/mediathek/podcasts/schere-stein-politik/333356/un-gerechte-bildung
https://www.swr.de/wissen/bildungsungleichheit-schulsystem-100.html
https://studyflix.de/allgemeinwissen/schwerstes-abitur-deutschland-6803
Neueste Kommentare