Um das zu klären, sollte ich wohl erst mal erklären was Eskapismus überhaupt ist, weil ich, wenn ich ehrlich bin, auch nicht wusste, dass es dafür überhaupt ein Wort gibt. „Eskapismus, auch Realitätsflucht, Wirklichkeitsflucht oder Weltflucht, bezeichnet die Flucht aus oder vor der realen Welt und das Meiden derselben mit ihren Anforderungen zugunsten einer Scheinwirklichkeit, d. h. imaginären oder möglichen besseren Wirklichkeit.“, so wird der Begriff laut Wikipedia definiert. Weiterhin steht dort auch, dass Eskapismus in der Psychologie und in der Bildsprache eher negativ angesehen wird. Aber ist es wirklich etwas Schlechtes, wenn man sich in eine andere Welt flüchtet, weil man der Realität mal für einen Moment entkommen will? Oder kann man sogar durch eben diese Flucht weiterkommen, etwas dazu lernen? Nun ist es, um diese Fragen zu beantworte, wohl auch wichtig, zu überlegen, wieso man überhaupt aus der Realität fliehen möchte und auf welche Arten man dies tun kann. Eigentlich ist es, bei genauerem Betrachten nicht weiter verwunderlich, denn um ehrlich zu sein, kann unsere Welt und somit unsere Realität ziemlich grausam und gemein sein und nicht immer kann man verstehen, wieso bestimmte Dinge nicht verhindert wurden, oder wieso Menschen das tun, was sie eben tun. Vielleicht ist dann die nächstliegende Lösung, wenn man weiß, dass man momentan nichts an bestimmten Situationen ändern kann, eben die, der Flucht. Und wohin kann man sich besser flüchten, als in die „magische“ Welt der Filme oder Bücher, an Orte an denen alles perfekt zu sein scheint, an denen einem das Leben viel einfacher vorkommt. Denn genau das ist es doch, was man manchmal braucht: einen Rückzugsort. Und warum sollte dieser nicht fiktiv sein? Wobei ich mir auch hier die Frage stelle, ob es nicht sein kann, dass man diese Orte bloß aufsuchen möchte, weil man nur von dem Guten weiß, nicht aber von dem Schlechten, das ja irgendwie mit dem Guten einhergehen muss, denn wie sollte man ohne das „Gute“ das „Schlechte“ definieren können? Würde man also auch in eine Welt flüchten, in der man von den schlechten Dingen weiß, sie aber hinnimmt, weil sie immer noch besser sind als unsere momentane Realität? Die erste Antwort, die mir dazu einfiel, war „Ja.“. Denn wenn man ein Buch liest oder einen Film sieht, so bekommt man meistens sowieso nur das Gute davon geschildert, es sei denn, man sieht sich z.B. Kriegsfilme, etc. an. Aber das wäre dann wahrscheinlich auch keine Welt, in die man möchte, wenn man gerade die Nase voll hat, von den schlimmen Dingen, die um einen herum geschehen. Ich würde sagen, dass einen die Tatsache, dass man von den schlechten Dingen genauso Bescheid weiß, wie von den guten, nicht daran hindert, sich in eine meist schon vorhandene Welt zu stürzen, sie also sozusagen für sich einnimmt und sie mit seinen Ideen erweitert. Denn dann bin ja ICH derjenige, der sich durch seine Gedanken, durch seine Ideen, in diese Welt flüchtet, also bin ich auch derjenige, der steuern kann was dort passiert, der die Kontrolle über die Ereignisse hat. Und somit ist man der realen Welt einen großen Schritt voraus, denn hier hat man nur auf die wenigsten Dinge wirklich großen Einfluss. Somit könnte man, egal in welcher Welt man sich gerade befindet, die schrecklichen Dinge klein halten oder gar ganz verschwinden lassen. Bis jetzt habe ich aber nur davon geschrieben, wie es ist in eine andere Welt einzutauchen, wenn man wach ist, somit also in der Lage ist, solange es sich um seine Gedanken handelt, diese andere Welt zu „steuern“. Wie ist es aber, wenn man durch Träume in Fantasiewelten gelangt? Ist das überhaupt Realitätsflucht? Nur die wenigsten Menschen können ihre Träume tatsächlich steuern und somit hat man in seinen Träumen auch nur sehr selten einen Einfluss auf die guten und schlechten Ereignisse. Und dennoch bin ich der Meinung, dass auch Träume eine Art der Flucht sind, denn in ihnen können, wenn man nicht gerade einen Alptraum hat, Dinge passieren, die man sich tief im innerstes wünscht, die man aber bis jetzt noch nicht erleben konnte oder vielleicht nie erleben kann.
„Wenn wir träumen, betreten wir eine Welt, die ganz und gar uns gehört. Vielleicht durchschwebt er gerade den tiefsten Ozean oder gleitet über die höchste Wolke.“ -Dumbledore
Dieses Zitat spiegelt wieder, was ich über Träume denke. Dass sie, wenn auch nicht immer kontrollierbar, ein Ort sind, den nur wir betreten können, an dem alles möglich ist. Dennoch ist es, egal wie schön unser Traum war oder wie glücklich uns der Gedanke an ein Leben in einer fiktiven Welt macht, wichtig wieder „zurückzukehren“. Es ist nämlich nicht ratsam immer nur daran zu denken, wie gerne man gerade woanders wäre, denn so könnte es sein, dass man die Chancen verpasst, sein eigenes Leben zu einem „Traum“ zu machen, dass man vergisst sein eigenes Leben zu leben. Somit bin ich der Meinung, dass die Flucht aus der Realität, egal auf welche Weise sie stattfindet, das Leben bereichern kann, solange man sich der Tatsache bewusst ist, dass man auch sein eigenes Leben zu etwas Wunderbarem machen kann.
Was denkt ihr darüber? Flieht ihr manchmal auch aus der Realität, egal wie? Oder habt ihr euch schon einmal gewünscht, dass euer Leben wie ein Film wäre? Könnt ihr das nachvollziehen oder ist es für euch komplett unverständlich, wieso man das tun sollte?
3 Kommentare
Kommentieren →Ich bin vollkommen deiner Meinung, dass man auf jeden Fall die Chance hat, sein Leben so zu verändern, dass dies lebenswert ist und man nicht in eine selbst kreierte Welt flüchten muss. Man soll immer die Realität im Auge behalten da diese immer bestehen bleibt und man nicht für immer „verschwinden“ kann. Ich denke es ist natürlich, wenn man kurz in seine eigenen Gedanken schweift und kurz mal abschaltet und es auch nicht verwerflich, kurz eine Pause von der Realität zu nehmen, da man ja schon fast depressiv wird wenn man so die letzten Ereignisse im Fernsehen sieht.
Ich schweife auch oft in meine eigenen Gedanken ab, da so viele neue Ideen kommen wenn man Games spielt und es macht auch Spaß, wie schon gesagt sollte die Wirklichkeit nicht zu kurz kommen.
Ich denke es ist ganz normal, dass jeder von uns ab und zu in eine andere Welt flüchtet und sich manchmal wünscht, dass alles besser wäre. Wie du sehe ich das als Rückzugsort an, an dem man mal loslassen kann, um den Kopf wieder frei zu bekommen und abzuschalten. Somit hat er an und für sich nichts schlechtes. Nur, wie du schon gesagt hast, bin ich der gleichen Meinung, dass es sich gleichzeitig um einen schmalen Grad zwischen eben dieser „Pause“ und komplettem Verstecken handelt, denn dabei wäre einem nicht geholfen. Die Probleme lösen sich nun mal nicht einfach so in Luft auf und man darf nicht vergessen selbst anzupacken und nicht in dieser Passivität zu ertrinken.
Hey Gerechtigkeit 🙂
Dein Post sagt eigentlich genau das aus, was ich auch darüber denke.
Man braucht beide Welten, die Realität um zu leben wie man kann, die Fiktion um zu leben wie man will.
Jeder braucht mal seine Ruhe und wieso sollte man da alleine und gelangweilt in seinem Zimmer sitzen, wenn man im Kopf auch in Hogwarts sein könnte um sich dort vom ganzen Drama auf der Welt abzulenken?
Jeder tut das, abhauen von allem was um sich herum passiert, sich verstecken vor den schlimmen oder unangenehmen Dingen. Und wenn man dann wieder in der Realität ist, kann man mit mehr Ideen und wahrscheinlich ausgeglichener auf Probleme zugehen und versuchen sie zu lösen.