„Wenn jemand vom Haus Israel oder ein Fremder, der bei euch lebt, irgendwelches Blut isst, werde ich mich ganz bestimmt gegen den wenden, der das Blut isst, und ihn aus seinem Volk entfernen“ (3.Mose 17:10), dieser ist nur einer von vielen Abschnitten aus der Bibel welche die Zeugen Jehovas wörtlich verstehen und ihn somit als Grund dafür nehmen keine Bluttransfusionen anzunehmen. In den meisten Fällen finde ich eine solche Entscheidung auch vollkommen in Ordnung, denn es gibt heutzutage hilfreiche Ersatzmethoden, die häufig eine direkte Bluttransfusion ersetzen können. Es gibt aber auch Fälle in welchen dies nicht möglich ist und nur eine Bluttransfusion das Leben des Patienten retten könnte. Allerdings finde ich es auch hier für gewöhnlich vertretbar eine Bluttransfusion abzulehnen, denn der Patient entscheidet hierbei selbst, dass er lieber gläubig sterben möchte, als mit einer Missachtung seines Glaubens weiter zu leben. Was aber wenn der Patient sich noch gar nicht zu dem Glauben bekannt hat und zu jung ist um eine solche Entscheidung zu treffen, etwa ein Baby?
Hierzu gibt es ein Beispiel aus Kanada aus dem Jahr 2007. Hierbei hat eine Frau die den Zeugen Jehovas angehört in der 25. Schwangerschaftswoche Sechslinge zur Welt gebracht, die von Anfang an medizinische Versorgung notwendig hatten um zu überleben, mitunter auch Bluttransfusionen die die Eltern jedoch auf Grund ihres Glaubens ablehnten. Dieser Vorfall wurde zu einem großen Diskussionsthema in Kanada, was ich persönlich auch nachvollziehen kann. Müssen Kinder im schlimmsten Fall wirklich sterben um dem Glauben der Eltern zu entsprechen?
Hierzu gibt es verschiedene Ansichten zu einem die Meinung, dass die Kinder später einmal möglicherweise selbst sagen, dass sie sich anders entschieden hätten um ihrem Glauben zu entsprechen und dass sie nun aufgrund der Entscheidung ihrer Eltern einen wichtigen Teil des Glaubens der Zeugen Jehovas nicht folgen konnten. Zu diesem Punkt kann meiner Meinung nach jedoch nur gesagt werden, dass es nicht klar ist ob das Kind letztendlich auch den Zeugen Jehovas angehören möchte oder nicht und dass das Kind durch die Ablehnung einer lebenserhaltenden Maßnahme auch nie die Chance dazu Erhalten wird sich zu entscheiden.
Ein weiter Aspekt ist, dass die Zeugen Jehovas der festen Überzeugung sind, dass Gott nur das Beste für sie will. Somit sehen sie auch nur das Beste für ihr Kind darin, es möglicherweise dadurch sterben zu lassen, was Gott ihnen als richtig gewiesen hat. Vor allem für diesen Punkt kann ich das meiste Verständnis gegenüber einer solchen Entscheidung aufbringen, denn sie glauben, dass dies das einzig Richtige ist. Allerdings sehe ich auch in diesem Punkt meine Schwierigkeiten, denn meist ist es im Glauben des Jehovas so, dass sie sich erst ab einem bestimmten Alter, die meisten etwa mit 18, für oder gegen den Glauben entscheiden und ab diesem Moment auch nach ihm Leben müssen. Deshalb wirft sich mir in diesem Fall die Frage auf ob es für das Kind zu diesem Zeitpunkt schon verpflichtend ist nach ihm zu Leben oder erst ab dem Moment in dem es sich für ihn entschieden hat. Falls es sich denn überhaupt für den Glauben entscheidet.
Egal wie viele Aspekte betrachtet werden ich komme immer wieder auf dasselbe Ergebnis, keiner weiß was später einmal aus den Kindern wird und deshalb sollte auch nicht so entschieden werden als würde es schon feststehen. Ich persönlich bin der Überzeugung, dass Kinder in einem solchen Fall nicht unter der Entscheidung der Eltern leiden sollen müssen und beispielsweise der Staat wenigstens die Möglichkeit haben sollte einzugreifen. Dies sollte aus meiner Sicht auch so lange der Fall sein, bis die Kinder selbst mündig genug sind um sich zu einem Glauben zu bekennen. Ich bin der Ansicht, dass jedem Kind die Möglichkeit gegeben werden muss, falls irgendwie möglich, so alt zu werden, dass es für sich selbst entscheiden kann.
Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass es sich hierbei natürlich um einen alten Fall handelt und die medizinischen Mittel heutzutage besser sind. Außerdem ist dies nur ein extremes Beispiel das ich zu dem Thema gefunden habe und ziemlich empörend fand, weshalb ich auch darüber schreiben wollte, natürlich gehört dies nicht zu den Normalfällen. Trotzdem finde ich es wichtig, dass es auch zu solchen eher seltenen Fällen Regeln geben sollte, denn natürlich sind die Zeugen Jehovas nur ein Bespiel von vielen bei welchem die Religion gegen die Medizin steht und somit Kinder in Gefahr geraten.
Was sagt ihr dazu?
Findet ihr der Staat sollte in einer solchen Situation eingreifen können, oder sollte die Entscheidung nur bei den Eltern liegen?
Quellen:
https://www.jw.org/de/jehovas-zeugen/oft-gefragt/jehovas-zeugen-warum-keine-bluttransfusion/
https://www.jw.org/de/bibliothek/buecher/blut/ausgezeichnete-alternativen-zur-transfusion/
1 Kommentar
Kommentieren →Hallo GossipGirl, ich finde du hast ein wirklich sehr spannndes Thema ausgesucht und vorallem eines was schon lange und meiner Meinung nach auch noch in Zukuft sehr present sein wird. Ich sehe dass so ähnlich wie du, dass der Staat zb. eingreifen können soll wenn es um ein Kind geht dass nicht selbst entscheiden kann, jedoch habe ich starke Zweifel dass man so etwas irgendwie umsetzten kann, da auch beachtet werden muss dass eine solche „Macht“ wie ich es fast schon nennen würde, nicht ausgenutzt wird und auch da es viele Rechte gibt die durch ein solches Gesetz od durch eine solche Berechtigung , missachtet werden würden. Wie gesagt bin ich trozdem auch der Meinung dass es nicht in Ordnung sein sollte ,dass Kinder aufgrund der Religion ,welcher die Eltern angehöhren, leiden oder gar sterben müssen, vorallem wie du geschrieben hast wenn sie selbst nichts gegen diese Entscheidung tun können.