Konflikt in Bergkarabach-Sollte man Aserbaidschanische Verbände ausschließen?

Nachrichten berichten seit einigen Wochen sehr viel vom Konflikt im Nahen Osten und schon seit viel länger vom Ukraine Krieg. Vor allem der Konflikt in Israel ist aktuell das Hauptthema in vielen Medien wie zum Beispiel in Zeitungen und auch auf Social Media. Jedoch wird ein großer Konflikt außen vorgelassen. Seit mehreren Jahrzehnten gibt es zwischen den Kaukasusstaaten Armenien und Aserbaidschan immer wieder Konflikte wegen der Region Bergkarabach. Diese Region wird von beiden Seiten beansprucht, jedoch gehört sie Völkerrechtlich seit den 1920ern zu Aserbaidschan, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung armenisch ist. Seit Mai 2021 gibt es immer wieder Konflikte in der Region, welche im September dieses Jahres eskalierten. Am 19. September 2023 gab es eine aserbaidschanische Offensive gegen Bergkarabach und die dort von armenischen Separatisten geführte Republik Arzach, welche am folgenden Tag Kapitulierte und somit die Eingliederung Bergkarabachs nach Aserbaidschan und die Flucht von Armeniern aus Bergkarabach begann. Sollte man jetzt auch überlegen aserbaidschanische Verbände aus Veranstaltungen wie z.B. Einer Welt- oder Europameisterschaft oder den olympischen Spielen auszuschließen, so wie man es bereits nach dem Angriff auf die Ukraine mit russischen Verbänden gemacht hat?

Doch worum geht es bei diesem Konflikt genau?

Seit der ersten Eskalation im Mai 2021, bei dem aserbaidschanische Soldaten mehrere Kilometer in armenisches Gebiet vorgedrungen sind, gibt es immer wieder Ausschreitungen, welche im September dieses Jahres erneut eskalierten. Am 1. September gab es Schüsse in der Grenzregion, wofür sich beide Seiten verantwortlich machen. Weitere Ereignisse in den darauffolgenden Tagen und Wochen führten schließlich zum Angriff Aserbaidschans am bereits erwähnten 19. September mit der anschließenden Kapitulation der in Bergkarabach ansässigen Republik Arzach. Vertreter der Republik verkündeten am 28. September die Auflösung der Republik Arzach und die Integration in Aserbaidschan zum 01.01.2024. Als Reaktion auf die Kapitulation kam es in Armenien zu Protesten und weiteren gemeinsamen Aktionen der Opposition, die den Rücktritt der Regierung und sichere Fluchtmöglichkeiten für die Armenier in Bergkarabach forderten. Dabei wurde auch von Polizeigewalt gegen Demonstranten berichtet. Am 24. September berichteten die armenischen Sicherheitsbehörden von Versuchen, die Regierung und die staatliche Ordnung gewaltsam zu stürzen. Es wurden Durchsuchungen und Festnahmen veranlasst. Es wurde ein Putschversuch und Verbindungen zu Russland oder russischen Medien vermutet, während sich die Beziehungen zwischen Armenien und Russland weiter verschlechterten: Armenien warf Russland Untätigkeit und unzureichenden Schutz der Armenier in Bergkarabach vor, während in Moskau die Schuld bei der Regierung Armeniens gesehen wurde, die sich zu sehr nach Westen orientiert habe. Zugleich wuchs in Armenien die Angst vor einem Angriff Aserbaidschans auf Armenien selbst. Bergkarabach gehört zwar zu Aserbaidschan, jedoch von mehr als 100.000 Armeniern bewohnt, von denen ,laut Artak Beglarjan, dem ehemaligen Staatspräsidenten der Republik Arzach, zum 30. September beinahe alle in Bergkarabach lebenden Armenier nach Armenien geflohen sind. Armenien hofft seitdem auf Hilfe aus den verbündeten Ländern.

Doch sollte man Aserbaidschanische Verbände nun aus internationalen Events ausschließen?

Meine Antwort lautet ganz klar ja. Zwar ist der Bergkarabach Konflikt noch lange nicht so groß wie der Ukraine Krieg, jedoch sollte man ihn genau so Ernst nehmen, da Russland auch dort einen großen Einfluss besitzt. Außerdem sterben dabei nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilisten, sogar ganze Familien lassen ihr Leben. Der Angriff auf Bergkarabach ist genau so verwerflich wie jeder andere Krieg oder politischer Konflikt auf diesem Planeten. Da es jedoch (noch) nicht zum Angriff auf Armenien selbst kam, und Bergkarabach sich offiziell in Aserbaidschan befindet und von den meisten UN-Staaten nicht als eigenständiges Land anerkannt wird, wird höchstwahrscheinlich vorerst nichts außer schlechter werdenden politischen Beziehungen passieren. Die Verbände werden vorerst weiter an internationalen Events teilnehmen.

Quellen:

1 Kommentar

Kommentieren →

Hallo Bangkok,
Ich finde deinen Beitrag sehr interessant und informativ.
Ich stimme dir zu, dass Länder, die einen Angriffskrieg starten, von internationalen Veranstaltungen, wie den Olympischen Spielen, ausgeschlossen werden sollten. Sie verstoßen damit nämlich gegen die Olympische Charta, durch eine Verletzung der territorialen Integrität. Im Fall von Aserbaidschan gilt diese Regel nicht, da Bergkarabach völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehört, obwohl es sich um einen größeren militärischen Angriff handelte, bei dem auch Menschen starben.
Problematisch finde ich außerdem, wenn Sportler ausgeschlossen werden, die nichts mit dem Angriff zu tun hatten und diesen persönlich vielleicht auch verurteilen. In diesem Fall finde ich die Lösung gut, dass einzelne Sportler oder Mannschaften unter olympischer (neutraler) Flagge starten dürfen und sich so nicht mit dem eigenen Land identifizieren müssen. Bei Aserbaidschan wäre das meiner Meinung nach auch die richtige Lösung, wobei dann die Olympische Charta geändert werden müsste, was wahrscheinlich eher schwierig wäre und zumindest länger dauern würde.

Schreibe einen Kommentar