Können Männer feministisch sein?

„If you stand for equality, you’re a feminist. That’s it. I’m aware of a lot more male feminists now then I was a few years ago and it’s really heartening. People have come back to what the actual definition means and that’s equality: socially, politically and economically,“”(Zitat 1)

– Dieses Zitat von Emma Watson weist auf Feminismus hin, impliziert jedoch, dass sowohl Männer als auch Frauen gleichermaßen Feministen sein können. Aber können Männer, die nicht unmittelbar an den Problemen der Frauen leiden überhaupt voll und ganz feministisch sein?

Um diese Frage zu beantworten, gilt es zuallererst den Begriff „Feminismus“ zu definieren. Im Ursprung des Feminismus steht  die gewollte Förderung der Geschlechtergleichheit und eine Haltung gegen Sexismus und die Diskriminierung von Frauen. Heutzutage wird dieser Begriff sogar erweitert. Inzwischen geht es um die Gleichberechtigung aller Geschlechter: Männer, Frauen, Trans-, Intergeschlechtliche und Nicht-binäre.

Aber können Männer tatsächlich feministisch sein?

Erst einmal ist wohl eines der stärksten Kontraargumente, dass die sexistischsten Philosophen von allen männlich sind.

Zu ihnen zählen die Bekanntesten, wie beispielsweise Aristoteles, der sagte „Das Weibchen ist nämlich gleichsam ein verstümmeltes Männchen.“ (Zitat 2), Platon, der schrieb „Unter den als Männer Geborenen gingen die Feiglinge, und (jene,) die während ihres Lebens Unrecht übten, der Wahrscheinlichkeit nach bei ihrer zweiten Geburt in Frauen über.“ (Zitat 3) und Jean-Jacques Rousseau: „Tatsächlich lernen alle Mädchen nur mit Widerwillen Lesen und Schreiben; aber wie man eine Nadel hält, das lernen sie gerne. Sie kommen sich erwachsen vor und denken mit viel Vergnügen daran, dass diese Fähigkeit ihnen eines Tages dazu dienen könnte, sich herauszuputzen.“ (Zitat 4). Sogar Immanuel Kant ist ein Sexist: „Mühsames Lernen oder peinliches Grübeln, wenn es gleich ein Frauenzimmer darin hoch bringen sollte, vertilgen die Vorzüge, die ihrem Geschlechte eigentümlich sind, und können dieselben wohl um der Seltenheit willen zum Gegenstande einer kalten Bewunderung machen, aber sie werden zugleich die Reize schwächen, wodurch sie ihre große Gewalt über das andere Geschlecht ausüben.“ (Zitat 5).

Hierbei muss man zwar beachten, dass diese Philosophen in einer anderen Zeit gelebt haben, das macht es aber kein Stück weniger abartig. Zudem sind auch heutzutage die meisten Sexisten männlich, zu denen auch Donald Trump herangezogen werden kann.

Zur Frage, ob Männer nun jedoch überhaupt feministisch und nicht nur sexistisch sein könnten gibt es die Haltung vieler Feministinnen, die sagen „no uterus, no opinion“ (Zitat 6). Wer also keine Gebärmutter habe, solle auch keine Meinung zu feministischen Themen, wie Abtreibung äußern.

Meiner Meinung nach ist diese Haltung falsch. Auch Männer haben das Recht sich positiv für körperliche Selbstbestimmung einzusetzen. Die Grenze wird jedoch da gesetzt, wo Männer Frauen vorschreiben wollen, wie sie mit ihrem Körper umzugehen haben.

Politische Figuren, wie Barack Obama, der sagte „Women in particular, by the way, I want you to get more involved” (Zitat 7) oder internationale Superstars, wie John Legend, der sagte „all men should be feminists” (Zitat 8) zeigen durchaus, dass Feminismus als Mann möglich ist.

Es gibt auch philosophische Ehrenretter, die sich, konträr zu Aristoteles, Platon, Rousseau und Kant, feministisch äußern. So schrieb Gottfried W. Leibniz „Ich habe oft gedacht, dass Frauen von Geist mehr als die Männer geeignet sind, die schönen Wissenschaften zu fördern“ (Zitat 9) und John Stuart Mill „Die Unterordnung des einen Geschlechts unter das andere ist ein Unrecht und ein wesentliches Hindernis für eine Vervollkommnung der Menschen“ (Zitat 10).

Wie man also sieht ist Feminismus des Mannes, trotz dem Mangel an unmittelbarer Betroffenheit, durchaus möglich. Jedoch gilt es eine letzte Differenzierung vorzunehmen, denn Feminismus ist nicht immer direkt Feminismus. Manche Männer spielen Fußball mit ihren Töchtern und bezeichnen sich als Feministen, andere protestieren aktiv und positionieren sich öffentlich auf der Seite des Feminismus. Es gilt nicht zu bezweifeln, dass selbstverständlich nur letzteres tatsächlich zutrifft, aber die bereits genannten Figuren, die zur Argumentation herangezogen wurden, bestätigen dies.

Summa summarum stimme ich also dem Prinzip „feminism is unisex“ zu.

Es kann zwar sein, dass Männer nie so stark hinter Feminismus stehen können, wie Frauen, da sie keine Opfer der Geschlechterungleichheit sind, dennoch können sie durchaus feministisch denken und handeln.

Was denkt ihr dazu?

Schreibe einen Kommentar