Unter der eigenen Haut Magnete, Strom, Batterien,.. Am linken Handgelenk ein kleiner Chip der dem Arzt sagt welche Blutgruppe man hat. Am Unterarm auf Höhe der Ellenbeuge ein Gerät, ne Kippenschachtel groß, unter der Haut, das die Körpertemperatur misst. Und wenn das nicht reicht warum nicht ein neuer, künstlicher Arm? – Das Bein natürlich schon längst ausgetauscht..
Utopie, ferne Zukunft oder aus irgendeinem Film? – Nicht mehr.
30.12.2010 – eine junge Frau betritt die Bühne. Blass, bleich und mit zerwühlter Friseur, umrandeten Augen. Sie nannte sich selbst Lepht Anonym.
„Ich spiele mit Schrott.[..], Ich schneide Löcher in mich hinein, und dann tue ich Sachen in die Löcher. Die Löcher sind voller Elektrizität.[…] Mein Ziel ist funktionale Elektronik unter der Haut. Ich will die richtige, implantierte Erweiterungen des menschlichen Körpers. Ich will erweiterte Sinne.[…]Der Körper hat auf der Rückbank zu sitzen. Am Steuer sitzt die Neugier.“
Lepht erklärt, dass die Nerven elektrische Impulse senden und empfangen. So könnte man also Daten elektronisch über die Nerven übermitteln. Sie will „unsere sinnliche Wahrnehmung der Welt erweitern“. Die junge Frau saß in ihrer Küche und bohrte mit Gemüseschälern und Nadeln Löcher in ihre Fingerspitzen. Dort wo die Nerven am dichtesten sind. „Die Gesundheit des Körpers ist unwichtig.“ Sie rammte Magnete, Batterien und Kabel unter ihre Haut um elektromagnetische Felder spüren zu können und somit einen körperlichen Sinn für Norden erlangen. Lepht ging bei ihren eigen Operationen soweit, dass sie blind vor Schmerz wurde und das Bewusstsein verlor oder wegen Entzündungen, Vergiftungen,Blutverlust das Krankenhaus aufsuchen musste. Sie hielt nicht viel von ihrem Körper.
Würdet ihr so weit gehen?
Ich war bis zu diesem Punkt der Meinung, dass diese Frau irre sein muss und diese Vorstellungen keine Nachahmer mit sich brachte.
Doch auch Tim Cannon aus Pittsburgh – Exalkoholiker, Expunk, Exobdachloser, Exsoldat, Raucher, Kiffer und hochintelligent – schraubt und experimentiert zusammen mit seinen Freunden an Technik in Zusammenspiel mit dem Körper.
Tim hat solch einen „Kasten“ wie oben beschrieben in seinem linken Unterarm. Dieser Kasten misst seine Körpertemperatur und überträgt diese drahtlos an ein Empfangsgerät weiter. Mehr nicht. Nach dem er den Vortrag von Lepht gehört hatte, trug er einen Monat später einen Magneten im Finger und spürte in der Nähe einer Mikrowelle oder eines Laptops die elektromagnetischen Felder.
Bild (Einbindung des Bildes entfernt – Urheberrechtsverletzung, kann teuer werden. Schütze)
“ Du rammelst deinen Kopf gegen ein Problem bis es Umfeld“ – Tim
Diese Menschen nennen sich Grinder und es gibt zunehmend mehr auf dieser Welt. Ziel dieser Menschen ist also Fort vom Körper. Fort vom Mensch sein. Sobald die künstlichen Arme oder Beine besser geworden sind – “ Ab mit dem alten Mist!“ – Tim.
Deine Meinung?
Zu recht? Würdest du deinen Arm amputieren lassen um einen Objektiv besseren zu bekommen?
Ein fremdes Objekt unter deine Haut pflanzen lassen ? Dass du jeden Tag siehst und optisch ganz klar nicht natürlich zu dir gehört.
Oder würdest du tatsächlich an dir selber rum-experimentieren und Magnete etc. unter die Haut setzen?
Grundlage ist der Artikel „Dann wären wir Götter “ aus der NEON ( Februar 2014 )
4 Kommentare
Kommentieren →Ich persönlich kann mir momentan überhaupt nicht vorstellen mir einen Kasten, Magneten oder ähnliches unter die Haut zu pflanzen, damit elektromagnetische Felder spüren kann und meine Körpertemperatur überwacht wird.
Allerdings hatte ich keine Ahnung, dass es so etwas gibt oder Menschen gibt, die ihren Körper gerne „verbessern“ und durch Technik austauschen wollen, bis ich diesen Blogbeitrag gelesen habe…
Vielleicht ist es Teil unserer Zukunft und in einigen Fällen kann ich mir gut vorstellen, dass es Vorteile bringt. Zum Beispiel für Menschen, denen seit Geburt ein Arm fehlt oder er ihnen wegen eines Unfalls ampurtiert werden musste. Für sie besteht dann die Möglichkeit, einen neuen Arm zu erhalten, der genauso gut ode sogar noch besser funktioniert als der Alte, da er durch die Elektrizität möglicherweise besser als über unser eigenes Nervensystem gesteuert werden kann.
Aber Menschen, die noch alle Körperteile besitzen und dadurch nicht eingeschränkt sind, sollten meiner Meinung nach ihren Körper akzeptieren und respektieren und nicht ständig daran rumbasteln, in der Hoffnung er wird mit der Zeit besser und irgendwann perfekt.
Oft ist es so, dass wenn man anfängt etwas an seinem Körper zu verändern, stört einen etwas anderes und dann verändert man das und so wird es zur Sucht.
Ich finde, man lebt leichterr wenn man sich mit dem zufrieden gibt was man hat und lernt damit umzugehen anstatt von einem idealen Körper (egal ob jetzt vom Aussehen oder von den Funktionen) zu träumen und daran zu arbeiten.
Deshalb bin ich sehr skeptisch und finde es auch ein bisschen abartig, sich mit Küchenwerkzeug die Haut aufzuschneiden um dann Magneten darunter zu pflanzen – egal welche Folgen es hat und ob man ärztlich behandelt werden muss.
Ich war völlig erschüttert zu lesen, dass ein gesunder Mensch sich selbst verletzt, um sich ein elektrisches Gerät einzupflanzen. Meiner Meinung nach sollte man sich so akzeptieren wie man ist. Natürlich kann man sich hierdurch leistungsfähiger machen, aber eine technologische Methode hierfür wäre für mich völlig undenkbar. Was wäre der einzelne natürlich Mensch, so wie er geboren wird, denn noch wert, wenn es menschliche „Roboter“ gibt, die bei allem besser sind. Hierdurch würde doch nur ein weiterer „Wettkampf“ entstehen, wer die besten Technologien in sich einbaut. Was wäre das für eine Gesellschaft? Möglicherweise könnte dies aber die Zukunft darstellen, wie fredlchen bereits erwähnt hat, womit man in einer unfairen und bedeutungslosen Welt angekommen wäre. Was gibt dem Leben denn noch einen Sinn, wenn alles von der Technologie abhängig gemacht wird?
Man sollte darüber nachdenken, ob ein solcher Eingriff es einem Wert ist, denn gesund kann das wohl nicht sein.
Natürlich sollte jeder selbst über seinen eigenen Körper entscheiden können, aber für mich würde das niemals in Frage kommen.
Zu deinem Beitrag pustewild, ist mir das Zitat: „citius, altius, fortius“ eingefallen, das übersetzt so viel heißt wie schneller, höher, stärker. Der Mensch ist nie zufrieden mit sich selbst und mit dem, was er leisten kann. Unsere Leistungsgesellschaft trägt ebenso zu dieser Entwicklung bei. Immer der Beste sein, das ist für manche Menschen ein Muss. So nehmen viele Extremsportler Aufputschmittel oder es gibt Menschen, die versuchen durch Elektronik ein besserer Mensch zu sein, wie du in deinem Beitrag beschrieben hast. Davon habe ich zuvor auch noch nichts gehört.
Meiner Meinung nach ist dieses Streben nach Perfektion sinnlos, denn es wird nie den perfekten Menschen geben. Jeder Versuch, der zum Ziel hat, einen perfekten Menschen zu schaffen, muss scheitern, wie man am Beispiel von Lepht Anonym sehen kann. Der Mensch ist eben kein Roboter, er ist nicht künstlich erschaffen worden, er ist natürlich entstanden, aber heißt das, dass der Mensch zum Teil eine Fehlkonstruktion ist? Im Gegenteil. Der Mensch ist ein Wunderwerk: Unser Gehirn leistet mehr als jeder Großrechner. Und wenn alle Menschen perfekt wären, wären wir dann nicht alle gleich? Sind es nicht gerade unsere scheinbaren Fehler, die uns einzigartig machen und unsere Individualität ausmachen? Meiner Meinung nach sind es unsere Ecken und Kanten, unsere „Fehler“, die uns besonders machen. Daher schließe ich mich der Meinung von fredlchen und schlumpfiinchen an, dass der Mensch sich so akzeptieren sollte wie er ist.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, mir etwas unter die Haut zu „pflanzen“, da ich keinen Sinn darin sehe. Was hat es für einen Sinn, wenn man elektromagnetische Felder spüren kann? Man wird auch nicht glücklicher, wenn man „besser“ ist als alle anderen Menschen. Anstatt uns ständig selbst verbessern zu wollen, sollten wir lieber die Lebensbedingungen anderer Menschen verbessern und anderen helfen, die in Not sind.
Von so etwas habe ich ebenfalls noch nicht gehört. Aber wenn diese Grinder glauben, dass sie dadurch ‚perfekter‘ würden, dann haben sie sich getäuscht. Wenn sie sich vom Menschsein entfernen wollen, dann sollten sie meiner Meinung nach sich selbst auslöschen und durch einen Roboter ersetzen, den sie anstatt ihnen auf die Welt loslassen wie beispielsweise in dem Film ‚Surrogates – Mein zweites Ich‘. Es könnte dazu kommen, dass sie die Macht übernehmen -> ‚Terminator‘. Wäre das dann das, was ihrer Meinung nach perfekt wäre? Aber wozu sollte sich ein Mensch ‚perfekt‘ machen? Dann kann man auch gleich die Idee zur Wirklichkeit werden lassen, in Deutschland das Wunschkinderdesignen zu legalisieren. Da kann man schon einmal einen großen Teil der menschlichen Mängel ausmerzen. Man muss auch erst einmal Perfektionismus definieren, ich finde, dass jeder Mensch auf seine Art perfekt ist und man muss es eben schaffen, sich nicht vom Konkurrenz- und Leistungsdruck dieser Gesellschaft beherrschen zu lassen. Das haben diese Menschen nicht geschafft, denn sie wollen perfekter sein als möglich. Sie sind wirklich schwach. Das würde ich nicht als Krankheit bezeichnen, vielleicht als kleine psychische Störung, aber ich finde das auch nicht schlimm, wenn es sich auch so anhört. Solange sie dem Rest der Welt nicht einreden, dass er zu imperfekt ist, haben sie die Freiheit, mit sich zu machen, was sie wollen. Was ich sagen will ist nur, dass sie sich irren, wenn sie glauben, dadurch perfekter zu werden.
Ich stimme ‚fredlchen‘ zu, dass man im Falle eines Unfalles oder einer Missgeburt einzelne Körperteile verteilen darf, die an die Nerven angeschlossen werden, um dem Menschen ein normales Leben zu ermöglichen. Aber das ist hier wohl nicht die Frage.
‚dietugend‘ hat meine vollste Zustimmung, wie sie im letzten Absatz schreibt. Anstatt es als wichtig zu empfinden, ‚besser‘ zu sein als andere (und das dann gar nicht ist, weil ich nichts Gutes daran sehe, sich sozusagen elektrisch/robotermäßig umzugestalten, da man damit keinem hilft, außer sich selbst das Gefühl des eigen erlangten Perfektionismus zu verschaffen), sollte man sich erst einmal darum kümmern, dass die Welt im anderen Sinne ‚perfekter‘ wird, nämlich, dass man Menschen in Not und den Entwicklungsländern hilft. Solche Grinder haben in keinem Fall irgendeine Bewunderung von mir. Ist ja schön und gut, wenn man recht schmerzresistent ist, aber für so etwas?! Nein, danke.