Wenn man als Schüler der Oberstufe durch die Gänge unserer Schule läuft und die ganzen jüngeren Schüler sieht, denkt man sich manchmal: „Verdammt, bin ich alt geworden!“
Es kommt einem vor als wäre man noch gestern selbst als einer dieser noch so aufgedrehten 5.-Klässler durch die Gänge gehüpft und hätte zu den vorbeischlürfenden Oberstüflern aufgeschaut und sie teilweise sogar „bewundert“. Und jetzt steht man hier, kurz vor dem Abitur, merkt wie schnell die Zeit doch verging und kann es sich gar nicht vorstellen, dass man nun selber vielleicht auf ein paar dieser jüngeren Schüler so wirkt, wie man die Schüler höherer Klassenstufen damals selbst empfunden hat.
Und so kann auch klar werden, dass wir Oberstufenschüler (wie natürlich auch jeder andere Schüler auf eine gewisse Weise) eine besondere Vorbildfunktion für andere Schüler haben. So ist beispielsweise diese Vorbildfunktion eines jeden Schülers auch im Leitbild unserer Schule festgehalten.
Mit dieser Vorbildfunktion geht jedoch auch eine gewisse Verantwortung für die eigenen Taten mit ein, der man sich im alltäglichen Schulleben meist gar nicht mehr bewusst ist. Wenn man jetzt so darüber nachdenkt, was man in einer gewöhnlichen Schulwoche alles tut, kann es (je nach eigener Persönlichkeit) sein, dass man merkt wie viele unbewusste Dinge man doch tut, die sich jüngere Schüler wohl besser nicht als Vorbild nehmen sollten.
Ob es nur das Liegenlassen von Müll im Flur ist, oder auch das gegenseitige Abschreiben von Hausaufgaben im Schulflur, bevor der Lehrer der jeweiligen Schulstunde kommt, all das könnte schon dazu führen, dass es Schüler aus niedrigeren Klassenstufen sehen und sich denken „Wenn die das so machen, können wir das doch auch so machen!“
Jedoch sollte man seine eigene Vorbildfunktion nicht nur auf das eigene Verhalten beziehen, sondern auch die Verhaltensweisen seiner Mitschüler beachten und diese auf eventuelle Fehltritte hinweisen. Somit hat man also nicht nur Verantwortung für die eigenen Taten, sondern auch in gewisser Weise für die anderer Schüler, falls man an diesen eventuell etwas zum Besseren hin ändern könnte.
Man könnte sich beispielsweise gerade als „vorbildlicher“ Oberstüfler auch einmal zwischen sich streitende andere Schüler stellen (bildlich gesehen) und versuchen bei der Konfliktlösung zu helfen.
Andererseits ist man auch als älterer Schüler „nur ein Mensch“ und macht Fehler, für die man sich selbst auch nicht zu sehr „strafen“ sollte. Denn selbst wenn man durch seine Vorbildfunktion Verantwortung für seine Wirkung auf andere Schüler hat, müssen diese jedoch auch selbst Verantwortung für sich selbst übernehmen und somit entscheiden, wie sie sich an jemandem anderen ein Vorbild nehmen.
Außerdem geht eben diese Vorbildfunktion auch nicht nur von den Schülern höherer Klassen, sondern „Jeder ist Vorbild“, wie auch im Leitbild unserer Schule festgehalten wurde.
Ich selbst kann, wie schon erwähnt, immer noch kaum glauben, dass ich jetzt selbst so alt bin und so „erwachsen“ sein sollte, um für andere Schüler als Vorbild zu wirken, denn ich sehe meine eigenen Fehler, die sich teilweise besser niemand als Vorbild nehmen sollte.
Außerdem fühle mich ehrlich gesagt auch noch kaum ein Stück erwachsener (vom Wesen her) als damals, als ich selbst noch durch die Gänge unserer Schule tollte, was ich mir jedoch für mich selbst immer noch ein bisschen bewahren möchte.
Und ihr? Wart ihr euch schon immer eurer Vorbildfunktion gegenüber anderen bewusst und glaubt ihr, dass man auch zweifellos als Vorbild nehmen sollte? Denkt ihr, dass man als Oberstufenschüler eine besondere Vorbildfunktion hat?
Und fühlt ihr euch (jetzt evtl. so kurz vor eurem Abitur) erwachsen und fähig vollständig Verantwortung für eure eigenen Taten zu übernehmen?
4 Kommentare
Kommentieren →Hey,
genau wie dir wird mir in letzter Zeit immer mehr bewusst, dass wir jetzt eigentlich verantwortungsvoll und erwachsen sein sollten, so wie die Großen früher immer auf uns gewirkt haben. Trotzdem fühle ich mich, genau wie du schon erwähnt hast, nicht wirklich älter oder reifer als damals.
Ich finde es sehr interessant, wie sich die Sicht auf manche Dinge verändert, je älter man wird.
Manchmal denken wir uns zum Beispiel, dass wir früher nicht so aufgedreht und vielleicht etwas nervig waren wie die kleineren Schüler es jetzt sind. Aber wahrscheinlich war es eben doch so.
Gleichzeitig denken die jüngeren Schüler über uns wahrscheinlich auch, dass wir verantwortungsvoll und erwachsen sind, obwohl wir uns oft fast genauso benehmen wie damals.
Ich denke, dass jeder ein Vorbild sein kann, trotzdem gibt es einige Aspekte, die sich bei mir niemand anschauen sollte. Aber ich denke, dass ist bei jedem so. Es gibt immer positive und negative Eigenschaften.
Außerdem finde ich, dass jeder diese kurzen „Aussetzer“ vom Erwachsensein braucht. Immer nur verantwortungsvoll zu sein ist langweilig.
Viele Grüße 😊
Hey :),
ich weiß noch wie es bei mir war, als ich so in der fünften/sechsten Klasse war: Ich habe die „Großen“ beinahe vergöttert, eigentlich jeden der in der zehnten oder höher war. Sie waren für mich so unglaublich reif und selbstständig und hätten meiner Meinung nach schon selbst Kinder haben können :D.
Ich glaube nicht, dass man immer der total brave „Superschüler“ sein muss, wenn Jüngere in der Nähe sind, aber wenn man sich bewusst macht, dass man sowieso von manchen als Vorbild gesehen wird verhält man sich automatisch anders.
Was mir auch immer wichtig ist, ist es ein wenig nachsichtig mit den „Kleinen“ zu sein, wir waren doch ganz genauso und das sollte man nicht vergessen.
Lg Glueck
Ich finde auch das ältere und vorallem Oberstufenschüler eine gewisse Vorbildfunktion haben und dies auch ganz gut so ist. Allerdings finde ich das sich in den Jahren einiges geändert hat, denn früher hat man die Großen noch bewundert oder zumindest respektiert, nur heute lässt das mit dem Respekt etwas zu wünschen übrig. Aber man darf auch nicht vergessen das das immer noch kleine Kinder sind und die ihr Handeln oder ihre Aussagen noch nicht ganz einschätzen können aber ein wenig mehr Respekt wäre schön 🙂
Genau aus diesem Grund gibt es bei uns an der Schule die sogenannte Paten, die die neuen Fünftklässler in der Schule herumführen und die ersten Wochen des Schuljahrs aktiv begleiten. Da die Fünftklässler neu an der Schule sind, noch niemanden kennen und sich nicht zurechtfinden, ist der erste Kontakt zu den Paten spannend und prägend. Besonders in diesem neuen, ungewohnten Umfeld brauchen die Fünftklässler jemanden, an den sie sich wenden können und da die Paten älter sind, nehmen die Fünftklässler diese automatisch zum Vorbild.
Diese Vorbildfunktion kann man als Pate nutzen, um den Fünftklässlern zu zeigen, wie es an unserer Schule abläuft, was die Regeln sind und wie man sich hier verhält.
Dabei muss man als Oberstufenschüler nicht jeden Schritt überdenken, ob ein gutes Vorbild so handeln würde, da wir als Jugendlicher selbst noch im Lernprozess sind. Auch wir müssen lernen, wie ein Vorbild funktioniert, agiert und reagiert – dabei gibt es nicht den einen, richtigen Weg. Als Oberstufenschüler sollten wir nur achtsam gegenüber den unteren Schülern sein und diese genauso respektieren, wie sie uns.
Durch diese Balance innerhalb der unterschiedlichen Klassenstufen entsteht in der Schule ein Gleichgewicht und ein harmonisches Miteinander. Die jungen Schüler lernen von den Oberstufenschülern, diese wiederum lernen aufgrund der Vorbildfunktion das Erwachsenwerden.