Pränantaldiagnostik

„Sofern der Tod eines behinderten Säuglings zur Geburt eines anderen Säuglings mit besseren Aussichten auf ein glückliches Leben führt, dann ist die Gesamtsumme des Glücks größer, wenn der behinderte Säugling getötet wird.“, das ist ein bekanntes Zitat von Peter Singer, der lange Zeit ein Verfechter des Präferenzutilitarismus war. Ich habe mich für dieses Zitat entschieden, da es meiner Meinung nach sehr gut eine weit verbreitete Sicht auf die Pränantaldiagnostik darstellt und eine mögliche Antwort auf die, durch einen positiven Befund anfallende, Entscheidung liefert. Peter Singer sagt hiermit aus, dass es vertretbar ist einen Säugling zu töten, wenn durch beispielsweise einer der vier Methoden der Pränantaldiagnostik festgestellt wurde, dass das Kind in der Zukunft durch eine Krankheit wie etwa Trisomie 21 eingeschränkt sein könnte. Jedoch stellt Singer zu Bedingung, dass es nur tragbar ist einen behinderten Säugling zu töten, wenn es dadurch zu einem anderen Säugling mit besseren Aussichten auf ein glückliches Leben führt. Meiner Meinung nach verdeutlicht er mit diesem Zitat, dass er die Pränantaldiagnostik unterstützt, da durch sie eine größere „Gesamtsumme des Glücks“ entsteht. Er bezieht sich auf die „Gesamtsumme des Glücks“ mit dem Gedanken, dass ein behindertes Kind weniger Glück empfindet und auch anderen in seiner Umgebung gibt, zum Beispiel seinen Eltern, als ein gesundes Kind. Ebenfalls geht er davon aus, dass es nach einer Abtreibung eines behinderten Fötus anschließend eine erneute Schwangerschaft geben wird, die zu einem gesunden Kind und somit zu mehr Glück führen wird, anderenfalls wäre die Tötung nicht mit seinem Zitat zu belegen. In diesem Essay möchte ich mit Hilfe der Möglichkeiten und Risiken der Pränantaldiagnostik aufzeigen, dass sie sowohl viele Nachteile als auch Vorteile mit sich bringen kann und dass jede Frau bzw. jedes Paar für sich selbst entscheiden muss was für sie die richtige Wahl ist. 


Die Anlässe für die Entscheidung zu einer Methode der Pränantaldiagnostik liegen für mich persönlich klar auf der Hand. Der erste Anlass für mich und natürlich auch für viele anderen Frauen wäre eine Risikoschwangerschaft, also eine Schwangerschaft ab dem Alter von 35 Jahren. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind mit einer Chromosomenstörung auf die Welt kommt ist durch die schon in die Jahre gekommenen Eizellen der Frau um einiges höher. Dies ist allgemein bekannt und somit wäre es für mich untragbar keine weiteren Untersuchungen durchzuführen und damit das Leben meines Kindes zu gefährden. Außerdem ist es in Deutschland vorgeschrieben, dass Risikoschwangerschaften intensiver untersucht werden müssen und somit mehr Untersuchungen auch von der Krankenkasse übernommen werden. Ein weiterer Anlass wären Auffälligkeiten bei den nicht invasiven Methoden wie vergleichsweise bei einem Ultraschall oder allgemeinen Sorgen der Eltern um das Wohlergehen ihres Kindes wie es auch für mich in meiner Schwangerschaft höchstwahrscheinlich eine große Rolle spielen wird, da die Erberkrankung Mukoviszidose in meinem nahen familiären Umfeld bereits aufgetreten ist. Dieser Punkt hängt auch sehr nah mit dem letzten Anlass zusammen einer vorrausgehenden Fehlgeburt, da auch hier viel mehr Sorge auf den Eltern lastet durch vorherige prägende Ereignisse. Zusammenfassend liefert die Pränantaldiagnostik somit die Möglichkeit zur Beruhigung der werdenden Eltern und einer gelassenen Weiterführung der Schwangerschaft. 


Natürlich bringt sie aber auch viele Risiken mit sich die zudem das Leben des Kindes gefährden könnten wie Fehlgeburten, vorzeitiger Blasensprung, Kontraktionen der Gebärmutter, Blutungen, Infektion und Vorzeitige Wehen. Ebenfalls kann es zu direkten Verletzungen des Fötus kommen da für drei der vier Möglichkeiten der Pränantaldiagnostik Nadeln in die unmittelbare Nähe des Fötus gebracht werden müssen. Vor allem die Chordozentese birgt große Risiken wie die eines Nabelschnurhämatoms welcher die Versorgung zum Fötus unterbrechen könnte. Diese Risiken sind Gründe weshalb ich persönlich keine Chordozentese durchführen würde und sowohl die Chorionzottenbiopsie als auch die Aminozentese nur nach genauem Prüfen und persönlichen Gesprächen mit den behandelnden Ärzten durchführen lassen würde. 


Ich persönlich finde, dass die Pränantaldiagnostik eine unglaublich große Chance sein kann. 95% aller Kinder auf dieser Welt werden gesund geboren, trotz dessen hat jede Schwangere Sorgen um ihr Kind, diese können durch schlimme Erfahrungen in der Vergangenheit, wie beispielsweise eine vorherige Fehlgeburt, auch noch viel größer sein. Hier können die Tests beruhigen und die Frau kann ihre Schwangerschaft entspannter und glücklicher fortführen. Ebenfalls können sie das Leiden aller beteiligten minimieren, wird beispielsweise bei einem Fötus Trisomie 13 festgestellt, so hat das Kind eine Lebenserwartung von wenigen Wochen. In diesem Fall würde ich einen Abbruch der Schwangerschaft nachvollziehen können und ihn auch bevorzugen, da hier das Kind leiden würde und die Eltern natürlich auch. Jedoch beinhaltet die Pränantaldiagnostik auch viele Risiken wie die einer Fehlgeburt. Ich selbst könnte nicht damit leben, wenn die Ergebnisse des Tests zwar unauffällig waren ich jedoch als Folge von ihnen mein völlig gesundes Kind verlieren würde. Ebenfalls stellt sie das Paar bzw. die Frau vor schwere Entscheidungen, denn was soll getan werden, wenn lebensbedrohliche Krankheit wie Mukoviszidose diagnostiziert wurde, laut Singer werden behinderte Kinder sowohl weniger Glück empfinden als auch geben aber diese Aussage trifft meiner Meinung nach nicht zu. In der Pränantaldiagnostik kann man nicht sagen wie stark am Ende die Krankheit ausgeprägt sein wird, somit ist es auch nicht möglich zu sagen, dass das Kind kein glückliches oder nur ein kurzes Leben haben wird. Es kann sein, dass das Kind schon im ersten Lebensjahr stirbt oder auch erst im Alter von 50 Jahren und ein glückliches und erfülltes Leben trotz der Krankheit hatte. Deshalb finde ich das jede Frau bzw. Paar welches über eine Pränantaldiagnostik nachdenkt, sich die Zeit nehmen soll sich detailliert mit dem Thema zu befassen um dann die für sich richtige Wahl zu treffen.

7 Kommentare

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Hey
Ich finde genauso wie du, dass die Pränantaldiaknostik eine gute Option für Frauen und Paare ist, die sich keine Sorgen während der Schwangerschaft machen möchten. Jedoch sollte man deine erwähnten Risiken nicht unterschätzen und sich eine solche Untersuchung genau überlegen. Den Paaren sollte aber auch klar sein, dass sie bestimmt auch ein glückliches Leben mit einem Kind zum Beispiel mit Trisomie 21 haben können.

Hey, ich finde du hast dich sehr gut auf der medizinischen Ebene über die Pränataldiagnostik infomiert! Leider fehlt mir der philosophische Ansatz, aber du untermauerst deine Thesen mit der Ansicht von Peter Singer, verwendest aber leider keine andere Ansicht von anderen Philosophen.
Meiner Meinung nach ist es zwar eine Möglichkeit bei Risikoschwangerschaften eventuelle Komplikationen vorzubeugen, dennoch ist es wiederum für Schwangerschaften die ein niedriges Risiko haben schwierig, da es auch dazu verwendet werden könnte, den „Idealtyp“ des gewünschten Kindes zu erstellen.
Außerdem haben alle Kinder das Recht auf ein Leben!

Vielen Dank für dein Feedback 😊
Jedoch hast du leider etwas verwechselt denke ich, da hierdurch nur der gesundheitliche Zustand des Kindes überprüft wird um Leiden wie zb bei Trisomie 13 zu verringern. Du meintest wahrscheinlich eher die Präimplantationsdignostik, da hier schon vor dem einsetzen der befruchteten Eizelle entschieden werden kann welche genetischen Eigenschaften das Kind aufweisen soll.

Guten Abend!
Auch ich bin der Meinung, dass eine ausführliche Auseinandersetzung vor dem Entschluss für oder gegen die Pränantaldiagnostik von großer Bedeutung ist, und jede werdende Mutter oder Eltern zu einem eigenen Entschluss kommen müssen. Zwar klingt es bei genetisch auffälligen Vorfällen und bekannten Erbkrankheiten sinnvoll, sein eigenes Kind zu untersuchen, jedoch besteht immer noch das Risiko, das Kind dadurch zu verlieren. Ich persönlich könnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, mein Kind für eine “persönliche Absicherung“ oder Gesundheitsbestätigung zu verlieren, obwohl es ohne diese Untersuchungen gesund auf die Welt gekommen wäre. Was ich jedoch erschreckend finde, ist, dass schätzungsweise neun von zehn Schwangeren bei einer Trisomie 21 die Abtreibung wählen, beispielsweise aus Angst, überfordert zu sein, da mehr Betreuung vorausgesetzt wird. Ob die Abtreibung in dem Fall richtig oder falsch ist, kann ich persönlich schlecht beurteilen, da jedes Paar individuell und für sich selbst entscheiden muss. Jedoch lässt sich aus diesem Ergebnis erschließen, dass die Untersuchungen während der Schwangerschaft und ein auffälliges Ergebnis weitere Entscheidungen bedeuten können.

Hallo:)
Ich finde das du das Thema sehr klar und detailliert beschreibst. Ich stimme vollkommen mit deiner Meinung überein, das es zwar ein wichtiger, medizinischer Fortschritt, aber immer noch Risiko für die Eltern und die Babys ist. Ich finde noch wichtig zu erwähnen, das werdende Eltern durch eine pränatale Untersuchung (oder Untersuchungsmöglichkeit) sehr unter Druck gesetzt werden. Ist zum Beispiel klar, dass das Kind Trisomie 21 hat und die Eltern sich für das Kind entscheiden, ist es gut möglich, das sie von Vielen dafür kritisiert und nicht verstanden werden. Für Menschen mit schweren Krankheiten und Behinderungen würde eine solche „Auslese“ vielleicht suggerieren, das sie eigentlich nicht so gewollt und eher „Mensch zweiter Klasse“ sind. Durch eine Pränataldiagnostik würde, zusammen mit der Verhinderung von viel Leid eben auch eine Art menschengemachtes Auswahlverfahren entstehen. Deshalb bin ich mir selbst nicht ganz sicher ob für mich die positiven oder negativen Argumente überwiegen.

Hallo Gossipgirl
Ich stimme dir vollkommen zu. So eine Pränantaldiagnostik kann etwas hilfreiches sein für werdende Eltern, da falls schwer wiegende Krankheiten in der Familie vorgekommen sind, die Eltern sicher gehen können, dass ihr Kind nicht von dieser Krankheit befallen ist und ein unbeschwerter Leben in Bezug auf die Krankheit hat. Doch wie du schon gesagt hast sind die Risiken gravierend deshalb stimme ich dir zu, dass jedes Paar sich genauer mit dem Thema befassen soll und diese Methode nur verwenden sollte, falls der Verdacht auf eine schwerwiegende Krankheit herrschen sollte bei welcher der Säugling nicht lange zu leben hätte oder große Schmerzen haben könnte. Dies ist ein sehr schwieriges Thema weshalb es sich empfiehlt sich lange und intensiv Gedanken darüber zu machen.

Hey,
Ich persönlich stimme dir vollkommen zu, dass die Pränataldiagnostik eine große chance für Paare und werdende Mütter ist. Denn ich finde ,dass eine invasive oder nicht invaside Diagnostik eine große Hilfe für die werdenden Familien /Mütter ist um zu sehen ob es ihrem Kind gut geht oder nicht, denn sie haben das gute Recht dies zu erfahren. Auch aus dem Grund um sich auf mögliche „Folgen“ einer nicht ganz nach Plan verlaufenen Schwangerschaft vorzubereiten. Ich selbst kenne eine Familie der welcher eine Pränataldiagnostik geholfen hat, denn ohne sie hätten sie vielleicht zu spät erkannt, dass ihr Kind schon im Mutterleib an Diabetes erkrankt ist, durch diese Diagnostik konnten sie dann schnell genug handeln um einen Kindstot im Mutterleib zu vermeiden.

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