Disney-Ideale: Unglück?

Vielleicht seid auch ihr mit den Disney-Filmen und Geschichten aufgewachsen, und vielleicht schaut ihr euch heute noch die Disney-Filme regelmäßig an. Und auch wenn ihr euch hier nicht anschließen könnt, habt ihr euch zumindest einen Disney-Film jemals angesehen oder kennt eine der Geschichten von den bekannten Filmemachern. Von actionreichen Autorennen mit Lightning McQueen, herzzerreißenden Abendteuern mit Simba bis hin zu den märchenhaften Prinzessinnen-Geschichten wurden wir als Kinder in verschiedene Welten mitgenommen. Dabei stellt sich mir nun die Frage, in wiefern uns die idealisierten Handlungen, Charaktere und Beziehungen schon frühzeitig beeinflusst haben könnten, und ob uns das Disney-Ideal ins Unglück führt.

Disney-Filme zeigen uns das Bild einer gefühlvollen Welt, in der das Gute siegt und die Prinzessin am Ende ihren Prinzen findet. Alles schön und gut, doch neben den moralischen Werten und Normen, die dem Kind helfen, richtig von falsch zu unterscheiden und den Unterschied zwischen gut und böse zu verstehen, neben den Botschaften von Freundschaft und Zusammenhalt, bringen die Filme auch eine konservative Rollenverteilung mit sich und stellen Schönheitsideale verzerrt dar.

Auffallend sind vor allem die Rollenbilder, die den Kindern schon im frühen Alter vermittelt werden. Mädchen leben wie Prinzessinnen in einer rosa färbenden Welt, welche von ihrem Prinzen gerettet werden. Doch das Bild der hilfsbedürftigen Mädchen und des mit Stärke protzenden, mutigen Mannes prägen die Vorstellungen der kleinen Zuschauer. Gerade in der Zeit, in der sich Kleinkinder entwickeln und man anfängt, die Welt zu entdecken und zu verstehen, besteht die Gefahr, diese Vorstellungen als seine Eigenen aufzunehmen. Es entsteht ein idealisiertes Bild der Gesellschaft, in welcher das Mädchen rosa angezogen, klein und zierlich sein muss, während der Junge Stärke und Mut beweisen sollte. Im Gegensatz dazu steht der Disney-Film “Merida“, in welchem die Hauptcharakterin Merida ihrer Rolle als ideale Prinzessin nicht gerecht werden will, und dagegen ankämpft, bis das nicht traditionelle Frauenbild schlussendlich akzeptiert wird.

Abgesehen von der idealisierten Rollenverteilung, ist ebenso ein Schönheitsideal in den Filmen verpackt, welche Auswirkungen auf unsere Selbstwahrnehmung haben. Die Körper der Prinzessinnen vermitteln eine unrealistische Vorstellung. Vergleichbar wäre hiermit das bekannte Phänomen, wenn man auf Instagram einen Beitrag sieht und daraufhin den Wunsch verspürt, etwas an sich ändern zu wollen, da man sich nicht schön genug fühlt. Genau diese Gefahr ist auch in den Bildern der Disney-Filme versteckt, mit dem Unterschied, dass auch kleine Kinder damit konfrontiert werden.

Wenn man jetzt die Rollenverteilung und das Schönheitsideal kombiniert, könnte man sich andererseits selbst den Gedanken zusammenfügen, man müsse genau dem Bild der Prinzessinnen entsprechen, um seinen Prinzen zu finden. Wer den Film “Cinderella“ gesehen hat, merkt bereits, dass an der Erkenntnis was dran sein könnte: Die beiden Schwestern, die als nicht so schön wie die Hauptdarstellerin gelten, werden am Ende nicht so glücklich wie Cinderella selbst. Genauso im Film “Küss den Frosch“ wird ein Bild des durchtrainierten, sportlichen Prinzen vermittelt, während der fest gebaute Diener mit seinem Unglück zu kämpfen hat.

Auffallend ist noch der Ablauf der Disney-Filme. Denn egal wie schlecht die Anfangssituation der Hauptcharaktere war, gibt es im Endeffekt immer ein Happy End ohne jeglichen Funken Negativität. Nachdem Dornröschen durch den Kuss ihres Retters aufwacht und der Schuh von Cinderella passt, leben alle glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Aber auch das entspricht nicht der Realität. Arielle hat ihren Prinzen ebenso nur für sich gewonnen, als sie sich selbst vom äußerlichen Erscheinungsbild änderte, und ihre Flosse gegen Menschenbeine eintauschte. Noch dazu musste sie ihre Stimme abgeben, um von ihrer großen Liebe zurückgeliebt zu werden. Daraus lässt sich interpretieren, dass man von einem Mann geliebt wird, wenn man keine eigene Stimme und folglich dessen keine eigene Meinung hat.

Andererseits haben die Disney-Filme auch Botschaften mit positiven Einfluss. Während Tiara aus “Küss den Frosch“ durch ihre harte Arbeit von einer Kellnerin zu einer Restaurantinhaberin wird, und ihren langersehnten Wunsch durch harte Arbeit selbst realisiert, da sie an sich glaubt, wird vermittelt, dass man durch den eigenen Willen, dem eigenen Einsatz und der eigenen Arbeit viel erreichen kann. Auch wenn das im echten Leben nicht immer realistisch erscheint, kann diese Botschaft als Stütze jedes Individuums dienen. Auch Arielle musste viele Opfer bringen und durfte nicht aufgeben, um ihren Wunsch zur Realität zu machen, wobei es sich hier streiten lässt, ob es ihre Opfer tatsächlich wert waren. In “Die Schöne und das Biest“ wird auf die inneren Werte aufmerksam gemacht. Und der Film “Aladdin“ zeigt, dass nicht von Bedeutung ist, woher man kommt, sondern was man aus sich macht. Der letzte wichtige Punkt, auf den ich aufmerksam machen will, ist, dass die Disney-Filme auf die Unterstützung anderer Charaktere bauen. Es ist wichtig, Kindern schon im frühen Alter beizubringen, dass sie nicht alles alleine bewältigen müssen, sondern auch auf die Hilfe anderer bauen können, gerade in schwierigen Zeiten. Das ist ebenso eine wichtige Erkenntnis für das Erwachsen werden, die uns im Leben weiter helfen kann.

Zusammenfassend finde ich es wichtig, den Kindern selbst zu verinnerlichen, worauf es wirklich im Leben ankommt und was von nicht so großer Bedeutung ist. Zwar war es erschreckend, als mir die negativen Auswirkungen der Disney-Filme bewusst wurden, dennoch kann ich für mich selbst nur schwer abwägen, ob ich davon beeinflusst wurde oder nicht.

Was ist eure Meinung zu diesen Erkenntnissen? Findet ihr, sie sind zu weit hergeholt und übertrieben, oder glaubt ihr, Kleinkinder können diese Vorstellungen unbewusst verinnerlichen?

2 Kommentare

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Hallo Volvic
Ich bin ein großer Disney und Barbie Liebhaber, war es schon immer und werde es auch immer sein. Ich finde du hast ein paar gute Argumente gebracht bezüglich der Schönheitsideale, die Figuren und auch teilweise das Aussehen der Mädchen oder der Jungen zeigt vielleicht die etwas altklassische Denkweise der Menschen. Doch was genau ist ein Schönheitsideal? In den 70-er Jahren waren es starke und schlanke Frauen, in den 80-ern große Frauen und in den 50-ern kurvige Frauen. Ich finde ebenfalls, dass die Disney Filme wie Arielle oder Cinderella ausdrücken sich nicht unterkriegen zu lassen und aufzugeben. Ob Cinderella eine Waise war die den ganzen Tag nur putzen und für ihre Stief-Geschwister da sein musste und am Ende nur durch ihren Charakter und ihren Mut, ihr Verlagen und ihren Wunsch erfüllt hat. Auch in dem Film Arielle scheint es die jungen Mädchen dazu anstiften zu wollen sich zu verändern um einen Mann zu gefallen, doch im Endeffekt verliebte sich der Prinz in die Stimme und die Meerjungfrau die ihn gerettet hat.
Die Prinzessinnen Filme könnten Schönheitsideale beinhalten doch die Filme zeigen meiner Meinung nach ihren Junge Zuschauern, dass diese nicht aufgeben sollen denn nach jedem Tief kommt ein Hoch und dies zeigt das Happy End (Was nicht heißen muss, dass es für immer gut sein muss. Es schafft Hoffnung und Zuversicht auf das nach dem Tief). Dennoch hast du gute Argumente gebracht die mich zum Nachdenken und Überdenken dieser Filme gebracht haben.
Liebe Grüße
Lilifee

Liebe Lilifee,
danke für dein Kommentar. Ich wollte die Disney-Filme keinesfalls verteufeln, denn ich selbst schaue die Filme sehr gerne und bin mit ihnen aufgewachsen. Es freut mich, dass du auf meine dargelegten Argumente eingegangen bist und mir deine andere Sichtweise erklärst. Ich kann mich dir voll und ganz anschließen, wenn du schreibst, dass Frauen, welche anfangs unzufrieden gelebt haben, aus eigener Kraft und aus eigenem Willen eine Änderung erreichen können, um sich ein zufriedenes Leben aufbauen zu können. Wahrscheinlich ist diese Tatsache durch die etwas negativen Argumente etwas unter getaucht, was mein Fehler ist.
Andererseits denke ich, dass wir alle zweifellos erkennen können, dass die Prinzessinnen nunmal körperlich idealisiert werden und auch die Charaktereigenschaften oft rollenverteilt in den Filmen verkörpert werden. Die Frauen sind ,,schön‘‘ und die Männer sind stark, und beide finden am Ende zueinander. Ohne einander erscheint es, als ob sie nicht glücklich bis an ihr Lebensende werden könnten. Doch sollte das Glück einer Frau tatsächlich von einem (Ehe-)Mann abhängen? Cinderella drückt laut dir zwar aus, sich nicht unterkriegen zu lassen, doch mir erscheint es eher, als wenn sie bereits hinsichtlich ihres Lebens und ihrer Situation alle Hoffnungen verloren hätte, und sie nur durch einen wohlhabenden Mann ein neues Leben aufbauen konnte. Aber um nicht die positiven Botschaften der Disney-Filme zu vernachlässigen: Genauso wie Cinderella sollten wir den Mut haben, spontan Entscheidungen zu treffen und sein Leben zu leben, so wie Cinderella spontan mithilfe der guten Fee auf den Ball gegangen ist und den Abend in vollen Zügen genossen hat, wodurch sich ihr Leben letztendlich komplett ins Positive änderte.
Wenn ich selbst Kinder hätte, würde ich, trotz der Idealisierungen, die Disney-Filme mit ihnen anschauen, denn sie haben einen Großteil meiner Kindheit ausgemacht und mir sehr viel Freude bereitet. Anstatt die Filme, die letztendlich dennoch schön gemacht sind, zu verbieten, ist es meiner Meinung nach wichtiger, jungen Zuschauern klarzustellen, dass sie das alles nicht brauchen, um glücklich und zufrieden zu werden. Sie brauchen keine schlanke Taille oder eine kleine Stupsnase, müssen nicht ,,gerettet‘‘ werden, sind nicht abhängig von einem Mann und müssen sich selbst nicht aufgeben. Andersrum müssen Männer nicht immer kräftig und stark sein. Viel wichtiger ist doch, dass klar und deutlich wird, dass jeder Mensch auf seine eigene Art perfekt ist, keinen fremden Erwartungen entsprechen muss um glücklich zu sein, und aus eigenem Willen und eigener Kraft Großes bewirken kann.
Liebe Grüße
Volvic

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