Ich möchte mich in diesem Beitrag damit beschäftigen, warum immer mehr Ehen in Deutschland zerfallen und welchen Stellenwert die Ehe heute im Vergleich zu früher eingenommen hat.
Im Jahre 2019 lag die Scheidungsrate in Deutschland bei 35,79%, zwar ist die Tendenz seit 2005, als die Scheidungsrate bei 51,9% lag, sinkend, jedoch find ich es trotzdem erschreckend, dass etwa jede dritte Ehe in Deutschland in die Brüche geht. Vor allem wenn man die Scheidungsrate in den letzten Jahrzehnten betrachtet, sieht man einen extrem starken Anstieg seit 1960, als die Quote bei 10,66% lag, ist die hohe Rate Heutzutage doch erstaunlich hoch. Gerade nach diesem Jahr könnte der Wert weiter ansteigen, aufgrund des vielen Kontaktes durch Homeoffice oder Quarantäne. Somit geht im Durchschnitt etwa jede dritte Ehe kaputt und ich frage mich was diese hohe Scheidungsrate bewirkt hat.
Ein Grund dafür könnte der stark gestiegene Wohlstand in den letzten Jahrzehnten sein. Den kann man besonders an dem durchschnittlichen Bruttomonatsverdienst sehen, der eine steigende Tendenz vorweist: Während 1992 das Durchschnittsbruttoeinkommen nur bei 2000€ lag, ist es im Jahre 2019 schon bei 4000€. Somit hat sich im Durschnitt der Wohlstand bei den Deutschen in nicht einmal 30 Jahren verdoppelt. Sicherlich ist es Heutzutage sowohl für Männer als auch für Frauen möglich, eine berufliche Karriere einzuschlagen und finanziell von dem Partner unabhängig zu werden. Vor etwa 65 Jahren, als Frauen es noch schwierig hatten, einen Beruf zu finden, waren sie von dem Mann abhängig und der Gedanke einer Scheidung kam somit viel seltener auf als heutzutage. Das hat sich im Jahr 1958 verändert, als Frauen selbst entscheiden durften, ob sie arbeiten gehen wollten. Ich will damit auf gar keinen Fall sagen, dass die positive Entwicklung der Chancengleichheit von Frauen und Männern etwas Schlechtes ist, sondern ich sehe diese Entwicklung teilweise als Faktor für die gestiegene Scheidungsrate von vor 100 Jahren zu heute. Diese lag damals diese nur bei etwa 4,2%. Das hängt auch damit zusammen, dass eine Familie damals deutlich mehr leisten mussten, da heute Einrichtungen wie Kindergärten oder Altenheime für die pflegebedürftigen Großeltern die Familien stark unterstützen.
Viele Ehen gehen heutzutage aber tatsächlich nicht in den ersten Jahren zu Grunde, sondern erst nach etwa 20 Jahren des verheiratet Seins. In den ersten Jahren der Ehe sorgt man sich erstmal um eine Wohnung, oder man baut sich sogar ein Haus, danach ist man mit der Kindererziehung beschäftigt und nachdem der ganze Stress vorüber ist und die Kinder ausgezogen sind, ist man logischerweise so gut wie gar nicht auf den Ehepartner angewiesen. Jetzt ist nämlich das eigene Leben im Vordergrund und so können Ehen auch zu Grunde gehen, indem mit den veränderten Lebensumständen die Abhängigkeit voneinander sinkt. Das bedeutet aber natürlich nicht direkt, dass diese plötzliche Unabhängigkeit zu einer Scheidung führt, weil es natürlich auch viele glückliche Ehen gibt.
Was auch ein Faktor für die hohe Scheidungsquote sein könnte, ist der Wertewandel der letzten Jahrzehnte. Während vor 100 Jahren noch Werte wie am Sonntag in die Kirche zu gehen, oder die Rollenverteilung, dass der Mann arbeiten geht, während die Frau zu Hause die Kinder versorgt und den Haushalt macht, wichtig waren, sind heute Werte wie Selbstverwirklichung oder der erhöhte Stellenwert des Individuums im Trend. Man liest so oft, dass das eigene Wohl immer als erstes im Vordergrund stehen soll und dass alles andere zweitrangig ist. Aber ist das auch mit einer glücklichen Ehe kompatibel? Aus diesem Wertewandel resultiert, dass die Gesellschaft immer egoistischer wird und das Selbstwertgefühl bei den Menschen steigt. Das führt dazu, dass man als Ehepartner eigene Pläne für seine Karriere oder generell für sein Leben macht und eher sein eigenes Leben führt, anstatt eines mit dem Ehepartner. Gründe dafür können beispielsweise mehr Verantwortung aufgrund eines Aufstiegs im Beruf sein, da man seine Gedanken und Energie mehr der eigenen Karriere widmet anstatt der Familie. Es kann aber auch das neue Hobby dazu führen, dass man seine Aufmerksamkeit eher von der Familie bzw. dem Ehepartner entzieht und sie dem neuen Hobby schenkt. Dadurch leben sich Ehepaare oft auseinander, da jeder sich selbst im Vordergrund sieht und nicht den Ehepartner. Aber ich denke nicht nur der Wertewandel, der dem Individuum einen hohen Stellenwert verliehen hat, ist verantwortlich für die hohe Scheidungsrate. Sondern auch die gesunkene Stellung der Religion bzw. des christlichen Glaubens in Deutschland kann auch ein Faktor dieses Trends sein. Denn die Werte, die die Bibel vorschreibt, nämlich dass ein Mann und eine Frau heiraten sollen und dass der Ehebruch eine Sünde war, werden heutzutage kaum beachtet. In dieser Hinsicht sehe ich den mit der Modernisierung einhergehenden Wertewandel teilweise für die hohe Scheidungsrate verantwortlich, da er die Prinzipien der Ehe nicht unterstützt.
Außerdem ist eine Scheidungsschließung heute auch viel unkomplizierter als zum Beispiel vor 100 Jahren. Dadurch dass die Scheidungsrate so hoch ist und etwa jede dritte Ehe kaputt geht, ist es etwas ganz normales wenn sich ein Ehepaar scheidet. Vor 100 Jahren, als die Scheidungsrate nur bei 4,2% lag, ist eine Scheidung relativ ungewöhnlich gewesen und durch den höheren Wert der Moral der Bibel, wurde eine Scheidung logischerweise viel negativer angesehen als im 21. Jahrhundert.
Natürlich sind die mit der Modernisierung verbundenen Entwicklungen wie die gestiegene Chancengleichheit für Männer und Frauen und die höhere Stellung des Individuums extrem wichtig und ich möchte keinesfalls deren Wert bestreiten. Wenn man sich aber die Ursachen für die Scheidungen ansieht und die stark gestiegene Scheidungsrate seit etwa 1920, dann sieht man, dass mit der Modernisierung der Gesellschaft die Scheidungsrate in Deutschland angestiegen ist. Es wäre aber logischerweise falsch deswegen die Modernisierung als schlechte Entwicklung zu bewerten, aber gerade für Kinder von geschiedenen Ehen ist diese Entwicklung problematisch, da sie am meisten davon betroffen sind. Manchmal hört man von Kindern, dass sie nach der Scheidung ihrer Eltern sich total von der Außenwelt zurückziehen müssen und den ganzen Tag in ihrem Zimmer verbringen, da sie sich von der Scheidung ihrer Eltern irgendwie ablenken müssen. Somit sind Scheidungen gerade für die Psyche der Kinder ein großes Problem.
In diesem Beitrag habe ich herausgefunden, dass der steigende Wohlstand und der Wertewandel Faktoren für die Scheidungsquote in Deutschland sind. Was sind aber die Folgen davon und welche Problematik bringt eine steigende Scheidungsrate für die Moral der Gesellschaft mit sich?
Quellen:
Tabelle / Statistik Scheidungen, Eheschließungen in Deutschland seit 1890 (theologische-links.de)
Scheidungsrate in Deutschland bis 2019 | Statista
Durchschnittlicher Bruttomonatsverdienst von Arbeitnehmern in Deutschland bis 2019 | Statista
Diese Rechte haben Frauen in den letzten 100 Jahren errungen (humanresourcesmanager.de)
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