Ist eine Abtreibung ethisch vertratbar?

Anfang September trat in Texas das Herzschlaggesetz in Kraft, welches eine Abtreibung verbietet sobald der Herzschlag des Fötus festgestellt wurde. Dies kann bereits schon ab der 6. Schwangerschaftswoche der Fall sein. Hier wissen die meisten Frauen noch gar nicht, dass sie schwanger sind und somit ist eine Abtreibung unmöglich. Etwa einen Monat später (stand 07.10.2021) hat ein US-Bundesrichter das neue Gesetz vorläufig ausgesetzt, mit der Begründung, dass Frauen unrechtmäßig daran gehindert wurden Kontrolle über ihr Leben auszuüben. Es hieß das Gericht werde „diese beleidigende Beraubung eines so wichtigen Rechts“ nicht weiter bewilligen.

Aber was genau ist eigentlich eine Abtreibung und warum sollte sich eine Frau gegen ihr eigenes Kind entscheiden? Ist ein Verbot gerechtfertigt?Unter einer Abtreibung versteht man den gezielten Abbruch einer Schwangerschaft, die den Tod des Embryos zur Folge hat. Ein solcher Schwangerschaftsabbruch ist erst nach der Einnistung des befruchteten Eis in der Gebärmutter möglich.

In Deutschland ist dies nur unter gewissen gesetzlichen Vorkehrungen möglich. Eine Abtreibung ist für die durchführende Person erst dann rechtsgemäß, also straffrei, wenn diese Vorkehrungen eingehalten werden. Zum einen muss die Schwangere den Schwangerschaftsabbruch selbst verlangen und eine gesetzlich vorgeschriebene Schwangerschaftsberatung durch eine staatlich anerkannte Beratungsstelle wahrnehmen und dort einen Beratungsschein erhalten. Zwischen dem Ausstellen des Beratungsscheins, also dem Beratungstag und dem Eingriff müssen mindestens drei Tage liegen, sodass die Schwangere nochmal die Gelegenheit hat sich im Klaren über alles zu werden. Außerdem darf eine Abtreibung nicht mehr als zwölf Wochen nach der Befruchtung durchgeführt werden. Rechnet man vom ersten Tag der letzten Monatsblutung stellt das die 14. Schwangerschaftswoche dar. Der letzte wichtige Punkt ist, dass der Schwangerschaftsabbruch von einem Arzt oder einer Ärztin vorgenommen werden muss, der/die nicht das Beratungsgespräch durchgeführt hat.

Warum sich eine Frau für eine Abtreibung entscheidet kann verschiedene Gründe haben:

  • Kriminologische Gründe bezeichnen Vorfälle wie eine Vergewaltigung, sexueller Missbrauch von Minderjährigen oder sexuelle Nötigung
  • Medizinische Gründe sind, wenn eine Behinderung des Embryos vorliegt oder die Schwangerschaft die Gesundheit der Schwangeren gefährden könnte. Dadurch ist hier auch ein Spätabbruch, also nach der 14. Schwangerschaftswoche möglich mit der Bestätigung eines Arztes, dass eine medizinische Indikation vorliegt. Die Gefahr muss umso größer sein, je weiter die Schwangerschaft fortgeschritten ist.
  • Persönliche Gründe sind eine ungeplante Schwangerschaft, kein Partner oder eine instabile Partnerschaft, eine Belastung durch bereits vorhandene Kinder oder auch ein instabiles Lebensumfeld

Die Hauptrolle bei der Entscheidung für oder gegen die Schwangerschaft spielt allerdings die moralische sowie die religiöse Einstellung. Ab wann kann man ein Embryo als Mensch bezeichnen? Schon bereits nach einem Monat oder erst, wenn er schon fast ausgewachsen ist. Ab wann spielt die Hirnaktivität eine Rolle oder auch das mögliche Schmerzempfinden des Embryos? Ist es ein Verstoß gegen die Menschenwürde einem Embryo das Leben nicht zu gewähren? Auch die Psyche beziehungsweise die psychische Belastbarkeit der Frau ist ein wichtiger Punkt. Eine Abtreibung bedeutet für eine Frau eine extreme psychische Last, mit der viele erstmals nicht klarkommen. Auf der anderen Seite sind aber möglicherweise die Lebensumstände sowohl als auch die Beziehung mit dem Vater des Kindes so instabil, dass dies eine noch größere psychische Last darstellen würde. Von einem konservativen Standpunkt aus wird dem menschlichen Leben dasselbe unantastbare Recht auf Leben zugesprochen wie einem Erwachsenen, womit eine Abtreibung allgemein als moralisch unzulässig ist. Der radikalliberale Standpunkt spricht dem ungeborenen Menschen nur einen minimalen oder sogar gar keinen moralischen Status zu, sodass eine Abtreibung als ethisch und moralisch vertretbar gilt. Das Selbstbestimmungsrecht der Schwangeren allein ist ausschlaggebend.

Ich persönlich halte eine Abtreibung, solange sie nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt stattfinden darf, vertretbar. Zwar hat der ungeborene Mensch keine Schuld an der Situation und ihm wird in dem Fall das Leben nicht ermöglicht, allerdings kann man das Leben der Mutter nicht mit dem des ungeborenen Kindes gleichsetzen. Sollte sie am Ende mit der psychischen Last, womöglich auch aufgrund der gesellschaftlichen und sozialen Situation nicht klarkommen und daran zerbrechen, wäre das nicht vertretbar. Oder wenn das ungeborene Kind unter den schlechtesten Verhältnissen aufwachsen würde, auch ohne Vater, hat es deutlich erschwerte Voraussetzungen ein normales Leben zu führen. In so einem Fall denke ich wäre es aber eine bessere Möglichkeit das Jugendamt einzuschalten. Sollten die Eltern nicht in der Lage sein sich um das Kind zu kümmern, muss das Jugendamt handeln. So kann eine Abtreibung umgangen werden und das Kind hat die Möglichkeit in eine Pflegefamilie zu kommen, zu Eltern die vielleicht keine Kinder bekommen können um dort ein schönes Leben zu führen.  In Extremfällen wie Vergewaltigungen halte ich ein Abtreibungsverbot für absolut nicht vertretbar und unmenschlich, genauso wenn die Gesundheit der Schwangeren auf dem Spiel steht. Die Frau müsste nach so einem traumatisierenden Ereignis das Kind gegen ihren Willen austragen. Dies könnte soweit gehen, dass sie psychisch krank wird und ihr Leben auf dem Spiel steht, und sie dann auch keine Möglichkeiten mehr hat sich um das Kind zu kümmern. Trotz all dem sollte man meiner Meinung nach alles dafür tun und alles versuchen das Kind nicht abzutreiben und nach einer Lösung zu suchen, da es obwohl es ungeboren ist ein Recht auf Leben hat. Jedoch sollte eine Frau jederzeit selbst über ihren Körper entscheiden dürfen.

Ich denke Abtreibung ist ein großes Thema bei dem es viele verschiedene Meinungen gibt, was ist deine?

Quellen:

Erfahrungsberichte:

6 Kommentare

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hey milka,
meiner Meinung nach ist es wirklich schwer zu sagen, ob eine Abtreibung gerechtfertigt sein kann, denn wie du bereits sagtest, wird einem Menschen so das Leben verwehrt. Wenn ich mir jedoch vorstelle, ein Kind von einem Vergewaltiger bekommen zu müssen, kann ich die Frauen verstehen, die das Kind nicht behalten möchten, denn so werden sie für immer eine Erinnerung an die Vergewaltigung haben und würden womöglich ein Kind bekommen, obwohl sie nie eins haben wollten. Außerdem finde ich eine Abtreibung gerechtfertigt, wenn die Gesundheit für die Schwangere in Gefahr ist, denn es kam schon vor, dass eine Schwangere durch die Schwangerschaft ums Leben kam und besser schützt man ein Leben, von einem Menschen, der mitten im Leben steht, als das von einem Ungeborenen, das noch nicht einmal vollständig entwickelt ist.
Andererseits finde ich es jedoch nicht gerechtfertigt ein Kind abzutreiben, wenn man ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte, denn heutzutage gibt es viele Verhütungsmöglichkeiten und wenn man diese nicht nutzen möchte, dann muss man meiner Meinung nach mit einer Schwangerschaft rechnen und sollte dann auch nicht abtreiben. Jedoch sollte man keine Frau aufgrund einer Abtreibung verurteilen, egal welche Gründe sie hatte, denn es ist ihr eigener Körper und ihre eigene Entscheidung, was sie mit ihm macht.

Liebe Grüße
Stitch

Hallo milka,
Vielen Dank für deinen Blogbeitrag! Das Thema Abtreibung und ob diese ethisch vertretbar ist, ist ein sehr aktuelles Thema. Das kann man am Beispiel Texas sehen, dass du erwähnt hast oder auch in Deutschland, denn die Grünen, die SPD und die FDP haben im Koalitionsvertrag stehen, dass sie den Artikel 219a aus dem Strafgesetzbuch streichen wollen. Im Artikel 219a geht es um ein „Werbeverbot“ für Schwangerschaftsabbrüche.
Die Frage, die du auch diskutiert hast, ob es ethisch vertretbar ist abzutreiben, ist eine schwierige Frage, auf die es meiner Meinung nach keine Antwort gibt. Jede Frau, die sich für eine Abtreibung entscheidet hat andere individuelle Gründe dafür, von denen du auch einige genannt hast. Die Frage nach der Ethik bzw. der Moral ist auch eine sehr schwierige, denn Menschen bewerten das selbe Ereignis jeweils unterschiedlich. Das liegt an der religiösen Überzeugung und den eigenen moralischen Erfahrungen, die der Mensch schon gemacht hat. Auch die Frage, wann Leben beginnt, muss jeder für sich selber definieren.
Ich bin der Meinung, dass man das Leben eines Fötus nicht über das Leben der Frau stellen sollte und das jede Frau die Entscheidung für sich selber treffen muss. Aus diesem Grund finde ich ein Abtreibungsverbot falsch.
Abtreibungen sollten deshalb staatlich legitim sein und jede Frau sollte die Möglichkeit haben, sich informieren zu können. Meiner Meinung nach sind Abtreibungen bis zu einem gewissen Fortschritt der Schwangerschaft ethisch vertretbar, aus welchen Gründen auch immer sich die Frau oder das Paar für eine Abtreibung entscheiden. Für mich steht das Selbstbestimmungsrecht der Frau an oberster Stelle und ich denke nicht, dass eine Abtreibung auf die leichte Schulter genommen wird. Eine Abtreibung als den „einfachen Ausweg“ zu nutzen, finde ich persönlich nicht richtig, aber ich denke, die wenigsten sehen eine Abtreibung als das an.
Abtreibung – ein sehr interessantes Thema, bei dem sich die Meinungen spalten.
Viele Grüße Arendt

Hallo milka,
das Thema deines Beitrages ist ein sehr interessantes und wichtiges Thema. Es herrscht ein Konflikt zwischen den Werten des Kindes und das Recht der Frau auf Selbstbestimmung. Meiner Meinung nach finde ich eine Abtreibung ethisch vertretbar, da es die alleinige Entscheidung der Frau ist. Es sollte nie die Entscheidung des Staates sein, wie es z.B. in Polen der Fall ist. Dies gilt allerdings nur solange, bis das Kind etwas fühlen kann. Also sollte die Abtreibung, nach dem das Kind Reaktionen zeigt, verboten sein. Ab dann wird meiner Meinung nach das Kind am weiter leben gehindert, da es sich zwar noch in der Mutter befindet, jedoch theoretisch schon lebt.
Ich finde auch nicht, dass eine körperliche Behinderung des Kindes ein Grund für eine Abtreibung sein sollte, sofern das Kind auch trotz dieser Behinderung ein Leben führen könnte und die Chance hat Eudaimonie zu erreichen. Gründe für das Abtreiben, sind meiner Meinung nach, wenn sich die Mutter in einer Lebenslage befindet, in der sie nicht für das Kind sorgen kann, oder wenn sich die Mutter noch nicht dafür bereit fühlt. Aber es sollte nie so ablaufen, dass man ein Kind haben möchte, es dann jedoch schon eine, während der Schwangerschaft, sichtbare Behinderung hat und man es deswegen Abtreiben lässt und es dann erneut versucht.
Eine Abtreibung auf Grund von einer Behinderung, welche dem Kind jedoch trotzdem ein Leben ermöglicht, liegt wahrscheinlich an unserer Gesellschaft, da die Eltern Angst haben, dass das Kind nicht akzeptiert wird oder ähnliches.
Allgemein finde ich allerdings nicht, dass es ein gesetzliches Verbot für Abtreibung geben sollte, da es die alleinige Entscheidung der Mutter ist.
Viele Grüße bangsye

Hallo milka,

ich finde, dass das Thema ‚Abtreibung‘ ein äußerst wichtiges Thema ist und ich stimme auch all deine Argumenatationen völlig zu. Denn ich finde, dass im Falle einer Abtreibung immer der Wille der Frau zählt, die das Kind austrägt und nichts anderes. Denn Tatsache ist, dass die Frau das Kind austrägt, es gebährt, und sich am Ende (sofern sie es nicht beim Jugendamt abgibt) definitiv um das Kind kümmern muss bis es ausgewachsen ist. Also geht mit einer Schwangerschaft immer eine Verantwortung einher, die bei einer Geburt noch mindestens 18 Jahre, 18 Lebensjahre der Frau anhält. Somi finde ich, dass es in jedem Fall immer die Entscheidung der Frau ist das Kind abzutreiben, und es niemand anderen etwas angeht.

Grüße Jotaro

Hallo milka,
ich stimme deinen Argumenten voll und ganz zu. Ich habe aber auch noch ein anderes Argument.
Wenn es bei einem Abtreibungsverbot darum geht, dass kein Lebewesen getötet wird, warum gibt es dann keine Impfpflicht gegen Corona? Die Impfung schützt doch schließlich Menschen vor schweren Corona Verläufen, die oft genug bis zum Tod geführt haben. Warum setzt die Politik den Strich bei der Entscheidung, ob ein Embryo getötet werden darf oder nicht? Schließlich wird hier noch darüber gestritten, ob es schon ein Mensch ist oder nicht. Und wenn wirklich so viele Menschenleben gerettet werden sollen wie möglich, dann ist es am schlauesten eine Impfpflicht einzuführen.
Grüße SemiSemi

Hallo milka,
ich finde das Thema Abtreibung sehr schwer zu beurteilen. Meine Meinung nach kommt es immer auf den Sachverhalt an, wenn eine Frau sexuell Missbraucht wird und dadurch schwanger wird, finde ich es vertretbar eine Abtreibung in Erwägung zu ziehen. Zudem finde ich es noch gerechtfertigt wenn die Schwangerschaft sich auf die Gesundheit der Frau negativ auswirkt, und vielleicht auch zum Tod führt, da man eher ein Leben beschützen sollte das schon auf der Welt ist und schon mitten im Leben steht. Dagegen find ich es nicht gerechtfertigt eine Abtreibung in Erwägung zu ziehen, wenn man ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte und daraus eine Schwangerschaft entsteht, da es viele Möglichkeiten gibt zu Verhüten.
Zusammenfassend finde ich das die finale Entscheidung immer bei der Frau liegt die betroffen ist, da sie am besten weiß was für sie am besten ist. Deswegen sollte man auch keine Frau verurteilen die eine Abtreibung in Erwägung zieht, aus welchem Grund auch immer.

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