Macht Arbeit glücklich?

Macht Arbeit glücklich? Wer kennt es nicht: Der Stress in den Klausurenphasen, wenn man gerade erst eine Arbeit verhauen hat, heimkommt und direkt auf die nächste schwere und auch noch wichtige Klausur am Folgetag lernen muss, die man bis jetzt aufgeschoben hat. Und nebenbei sitzen einem noch eine GFS, eine Kurzpräsentation, eine Gruppenarbeit und mindestens zwei Aufsätze im Nacken, die man eigentlich auch mal so langsam fertig haben sollte. In solchen Momenten wünscht man sich eigentlich nur eine Auszeit von der ganzen Arbeit und dem Stress und träumt von den nächsten Ferien, für uns gerade sogar die Sommerferien. Wie schön wäre es, die paar Wochen bis dahin zu überspringen und gleich in den Urlaub zu gehen. Einfach ausruhen und nichts machen. Aber ist man dann auch zufrieden? In diesem Essay soll es darum gehen, ob der Mensch Arbeit braucht, um wirklich glücklich sein zu können oder nicht, und wie diese Arbeit dann aussehen müsste. Arbeit kann durchaus glücklich machen, sogar dann, wenn einem eine Tätigkeit nicht unglaublich viel Spaß macht. Denn wenn man arbeitet hat man eine Aufgabe, man beschäftigt sich mit etwas und erhält eine Belohnung in Form von Bezahlung, guten Noten, persönlicher Weiterbildung oder sonst etwas. Dann hat man einen Grund, stolz und zufrieden mit sich zu sein. Damit hängt auch zusammen, dass sich nicht wenige mit ihrer Arbeit identifizieren, diese also eine große Rolle im Leben vieler Menschen spielt. Auch anstrengende Arbeit hat im Rückblick meistens zu persönlichem Wachstum geführt, mehr, als wenn man der Bequemlichkeit nachgegeben hätte. Deshalb macht Arbeit allgemein erstmal glücklich. Das ist aber nicht bei allen Menschen und vor allem unter allen Umständen der Fall, wie eine Studie von Robert Half aus dem November 2020 berichtet. Laut den darin zu ihren Angestellten befragten Personalverantwortlichen gibt es einen großen Zwiespalt zwischen knapp 30% von glücklichen, engagierten Angestellten und einem guten Viertel von Beschäftigten mit Grenze zum Burn-out/ Überlastung, geringer Produktivität, Unzufriedenheit und wenig Arbeitsmoral.1

Tatsächlich besagt eine andere Umfrage vom Psychologen Daniel Kahneman von 2004, dass die Menschen zwar die meisten Stunden mit ihrer Arbeit verbringen, gleichzeitig aber die wenigste Freude mit ihr verbinden (im Vergleich zu anderen Tagesaktivitäten).2 Solche ernüchternden Ergebnisse führen vor Augen, wie sehr das Glücklichsein bei der Arbeit, wenn man sie länger ausführt, vom Menschen und von der Arbeit selbst abhängig ist. Wenn Arbeit nicht mehr die Aufgaben erfüllt, genug Lohn, Anerkennung oder persönliches Wachstum zu verursachen, macht sie auch nicht glücklich, macht sie das Leben nicht erfüllter. Daraus kann man schließen, dass es doch nicht „irgendeine“ Arbeit sein kann, sondern mit gewissen, von Mensch zu Mensch unterschiedlichen Ansprüchen übereinstimmen muss. Auch das Verhältnis von Arbeit und Privatleben muss stimmen, um glücklich sein zu können. So fand man heraus, dass Geld ein häufig überschätzter Glücksfaktor ist, jedenfalls dann, wenn man zum Leben ausreichend davon hat. Ab 75.000 $ Jahresgehalt steigert sich das Glück nicht weiter, heißt es. Im Gegensatz dazu würden zwischenmenschliche Beziehungen jeder Form für gewöhnlich unterschätzt.3 Dieses Ergebnis stimmt mit der Studie von Kahneman über die Freude an Beschäftigungen überein. Also ist die Arbeit gar nicht der Hauptindikator für Glück, sondern sogar eher nebensächlich? Ich persönlich bin der Meinung, dass Arbeit ihren Teil zum persönlichen Glück beiträgt. Allerdings muss sie den Ansprüchen der Personen gerecht werden, um ihre Wirkung zu entfalten. Beim Anfangsbeispiel kommt es darauf an: Finde ich das Lernen und Arbeiten sinnvoll? Interessiert es mich? Oder stresst es mich mehr, führt es zu Frust und Verwirrung? Wenn dann aber die Sommerferien in ihrer gefühlten Unendlichkeit über einen hereinbrechen und man gar nichts zu tun hat, wünscht man sich diese stressigen Schulzeiten vielleicht doch ein bisschen zurück. Denn ganz ohne Arbeit kommt man im Leben auch nicht weiter.

Quellen:

1 Vgl.: Christina Holl. Robert Half(17.03.2021). Warum Arbeit relevant für das Glück der Welt ist. Zugriff am: 24.06.2023. Verfügbar unter: https://www.roberthalf.de/blog/warum-arbeit-relevant-fuer-das-glueck-der- welt-ist

2 Vgl.: Christina Holl. Robert Half(17.03.2021). Warum Arbeit relevant für das Glück der Welt ist. Zugriff am: 24.06.2023. Verfügbar unter: https://www.roberthalf.de/blog/warum-arbeit-relevant-fuer-das-glueck-der- welt-ist

3 Vgl.: Anna-Kathrin Hentsch. National geographic(16.03.2023). Glücksforschung: Was wir wirklich brauchen, um glücklich zu sein. Zugriff am: 24.06.2023. Verfügbar unter: https://www.nationalgeographic.de/wissenschaft/2023/03/gluecksforschung-was-wir-wirklich-brauchen-um- gluecklich-zu-sein-psychologie-skandinavien-deutschland

5 Kommentare

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hey flea,
ich persönlich bin auch der Meinung, dass weder das ganze Geld noch die Arbeit unsere Hauptquelle des Glückes und der Zufriedenheit ist. Es kommt natürlich auch immer auf die eigenen Präferenzen an, die einen sind glücklich wenn sie viel arbeiten und dementsprechend viel Geld verdienen, während die anderen ihren Hobbys und anderen Interessen nachgehen und die Arbeit nur Nebensache ist.
Ich finde, dass jeder das machen sollte, was einem selbst das größte Glück und die höchste Zufriedenheit gibt. Es ist doch prinzipiell egal welchen Job wir später ausüben oder welchen Hobbys wir nachgehen, solange wir glücklich sind, am Ende des Tages zählt doch nur, dass wir sagen können, dass wir es nicht bereut haben.
Es ist allerdings für sehr viele von uns nicht möglich, unseren Interessen nachzugehen und z.B. unser Hobby zum Beruf machen. Vielen von uns fehlt dafür entweder der angeforderte NC oder das Kapital, was uns wiederum in Berufe schickt, die wir eigentlich gar nicht so sehr mögen und es im Endeffekt nur ein Zeitvertreib ist und halt die Einkommensquelle, damit wir über die Runden kommen.
Sincerely
chaouz

Hallo Chaouz,
und danke für Deinen Kommentar. Was das persönliche Glück angeht stimme ich Dir zu mit dem Gedanken, dass man machen sollte, was für einen passt. Das Leben ist im Endeffekt doch ein sehr beschränkter Zeitraum und die Vorstellung, eine langweilige oder einfach unzufriedenstellende Arbeit auszuüben, finde ich persönlich einfach nur bedrückend. Wenn man so viel Zeit damit verbringen muss, kann das damit erwirtschaftete Geld das überhaupt wieder „gut machen“? Oder sollte es nicht viel eher darauf ankommen, allgemein, mit der alltäglichen Situation zufrieden zu sein?
Natürlich weiß ich nicht, inwiefern diese Ansprüche an eine „schöne Arbeitsstelle“ realistisch sind. Wie Du erwähnt hast, schon allein das Umfeld mit existierendem oder nicht existierendem Vermögen oder auch den gestellten Erwartungen verhindern es meistends, dass man seinen „eigentlichen Wünschen“ nachgeht. Allein zu dieser Problematik wäre ein BGE vielleicht interessant 🙂
LG, flea.

Hallo flea,
ich finde deinen Blogpost äußerst anregend und es ausgesprochen positiv, dass du deine Argumente zum doch eher philosophischen Thema: „Macht Arbeit glücklich“ durch Fakten belegst.

Weiterführend könnte man das Thema noch aufteilen in die Fragen: „Ist ein Leben ohne Arbeit ein unglückliches Leben?“ und die Frage: „Macht Arbeit zur reinen Existenzsicherung Spaß?“. Bei einer Beantwortung der ersten Frage schließe ich mich dir an, denn ein Leben ohne Arbeit enthält keine Herausforderungen, man würde sich an die Bequemlichkeit gewöhnen und schließlich in Gleichgültigkeit dahinvegetieren.

Bei der Beantwortung der zweiten Frage würde ich dir allerdings nur bedingt zustimmen. Wenn ich dich richtig verstehe, bist du der Meinung, dass es eine individuelle Frage ist: „Solche ernüchternden Ergebnisse führen vor Augen, wie sehr das Glücklichsein bei der Arbeit, wenn man sie länger ausführt, vom Menschen und von der Arbeit selbst abhängig ist.“ Doch können wir nicht etwas mehr pauschalisieren? Ist es nicht allen Menschen gemeinsam, dass anstrengende und monotone Arbeit (also insbesondere entmenschlichte Arbeit, die nicht der natürlichen Lebensweise des Menschen entspricht) sie nicht glücklich macht? Ich denke gerade in diesem Bereich wären noch mehr Studien nötig, die besonderen Fokus darauf legen, welche Arbeit Menschen glücklich macht.
Mfg Mittelscheitelmanfred

Hallo flea
Ich fand deinen Blogeintrag äußerst interessant und ich zumindest konnte mich gut hineinversetzen.
Meiner Meinung nach spielt nicht das Geld die große Rolle um wirklich glücklich zu sein. Es kommt auf so viel mehr Sachen an wie zum Beispiel das Umfeld, die Abwechslung und der Arbeitsort oder die Arbeitszeit.
Da hat jeder seine eigenen Vorlieben, denn manche möchten den ganzen Tag monoton im Büro sitzen und jeden Tag das gleiche machen und andere möchten raus in die Natur und brauchen die Abwechslung und den Spaß das sie glücklich sind.
Wie du schon gesagt hast muss auch die Arbeit mit dem Privatleben übereinstimmen und genau deshalb sollten wir so früh wie möglich in die verschiedensten Jobs „reinschnuppern“ und uns früh genug überlegen was uns am Ende vom Tag glücklich macht auch wenn das Geld erstmal keine Rolle spielt.
LG Veganer

Hallo flea,
mich persönlich hat der Beitrag ebenfalls sehr zum Nachdenken angeregt und ich habe mal überlegt, wie ich mich fühlen würde, wenn ich gar nichts mehr hätte, dass ich abarbeiten könnte.
Ich bin dann eben auch zu dem Entschluss gekommen, dass mir vermutlich mit der Zeit komplett die Struktur in meinem Alltag fehlen würde und es dann womöglich auch ziemlich langweilig werden könnte.
Allerdings finde ich es aus meiner Perspektive schwierig zu sagen, ob einen ein Job, für den man Geld bekommt, glücklicher macht, da ich selbst noch nicht die tägliche Erfahrung gemacht habe. Ich finde es sehr erschreckend, dass so viele Leute so viele Stunden mit einer Arbeit verbringen, die sie eigentlich gar nicht gerne machen. Für mich ist ein wichtiges Kriterium, dass eine Arbeit, die man täglich ausführen muss, auch Spaß machen sollte um so für einen positiv geregelten Tagesablauf zu sorgen. Natürlich gibt es in jedem Bereich Aufgaben, die man nicht so gernen erledigt, allerdings lässte sich deren Ergebniss dann doch oft mit einem Glücksgefühl verbinden, da man eben eine neue Herausforderung geschaft hat.
Zusammenfassend bin ich also der Meinung, dass Arbeit insofern glücklich macht, dass sie für eine geregelte Struktur im Alltag und für die Erfolgsmomente beim Bewältigen einer Aufgabe verantwortlich ist. Im Gegensatz dazu kann es eben gut sein, wenn man die „falsche“ Arbeit gewählt hat, die einem keinen Spaß macht und man sich jeden Tag erneut zwingen muss, sich für etwas zu motivieren, dass Arbeit auch nicht glücklich macht. Auch ein gutes Beispiel hierfür finde ich die genannte Klausurenphase in der Schule, während der man in seiner Freizeit teilweise wirklich eingeschränkt ist. Wenn man dann in den Sommerferien eventuell auch mal Langeweile hat, bin ich allerdings eine Person, die sich eher eine andere entspannte und abwechslungsreiche Aufgabe sucht und sich definitiv nicht die stressige Klausurenphase zurückwünscht.:)

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