Mit dem sogenannten „Trolley-Problem“ haben sich schon viele Menschen beschäftigt. In diesem Gedankenexperiment fährt man eine Straßenbahn einen Berg hinunter. Nun tritt aber das Problem auf, dass die Bremsen der Straßenbahn nicht mehr funktionieren und am Ende des Berges fünf Arbeiter*innen auf einer Baustelle arbeiten. Wenn es zum Zusammenstoß käme, würden alle fünf sterben. Rechts daneben ist aber Platz, um auszuweichen. Das Problem hier ist jedoch, dass auch dort eine Person arbeitet. Diese Person würde sterben, wenn man ausweichen würde. Wie handelt man in dieser Situation?

Die meisten Menschen würden ausweichen und somit eine Person statt fünf töten. Nach dem Utilitarismus wäre dieser Mord moralisch richtig. Utilitarismus ist eine Form von Konsequentialismus. Hier kommt es auf die Konsequenzen einer Handlung an. Der Utilitarismus macht deutlich, dass in einer solchen Situation so gehandelt werden sollte, dass am wenigsten Schmerz oder am eben meisten Glücklichkeit verursacht wird. Deshalb wäre die Entscheidung, auszuweichen und eine Person zu töten anstatt fünf moralisch richtig.

Sehen wir uns das „Trolley-Problem“ nun aber aus einer anderen Perspektive an. Hier ist man nun eine Person die das ganze Geschehen von einer Brücke über dem Berg beobachtet. Man sieht eine Straßenbahn den Berg herunter rasen. Es ist offensichtlich, dass die Bremsen versagt haben. Die Straßenbahn fährt geradewegs auf fünf Arbeiter*innen auf einer Baustelle zu. Wenn sie nicht irgendwie zum Anhalten gebracht werden kann, werden fünf Leute sterben. Nun steht aber ein Mann auf der Brücke neben einem. Wenn man diesen Mann von der Brücke schubsen würde, würde dieser Mann die Straßenbahn stoppen und somit die fünf Arbeiter*innen retten, dabei aber sterben. Wie handelt man in einer solchen Situation?

Das Interessante ist hierbei, dass die meisten Menschen den Mann nicht schubsen würden. Nach dem Utilitarismus wäre diese Handlung aber die Richtige, da hier am wenigsten Leid erzeugt werden würde. Die Menschen, die den Mann nicht schubsen würden, handeln hier nach dem kategorischen Imperativ. Der kategorische Imperativ sucht Moral in bestimmten Pflichten und Gesetzen anstatt in den Konsequenzen einer Handlung.

Also kann Mord moralisch richtig sein? Auch ich würde in der ersten Situation nach dem utilitaristischen Prinzip handeln und eine Person statt fünf töten. Würde ich diesen Mord deshalb als moralisch richtig bezeichnen? Nein. Ich halte grundlegend nämlich beide Entscheidungen für falsch, da in beidenen Entscheidungen Personen zu Schaden kommen. Da ich jedoch nur diese beiden Optionen zu verfügen hätte, würde ich die wählen, die am wenigsten Leid verursacht. In der zweiten Situation würde ich ebenso wie die Mehrheit handeln und den Mann nicht von der Brücke schubsen.

Weshalb würde ich so handeln? Was macht die Entscheidung, weniger Menschen zu töten in diesen beiden Situationen so unterschiedlich? Vielleicht ist der Grund, dass ich in der ersten Situation sowieso jemanden umbringen würde, in der zweiten als beistehende Person aber nicht. Wenn ich den Mann nämlich schubsen würde, würde ich aktiv seinen Tod herbeiführen. Wenn ich dies nicht täte, wäre ich lediglich ein Zeuge des Todes der fünf und würde keine aktive Rolle in dem Unglück haben.