Was bin ich? – Mitläufer oder Individuum?

‚Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?‘, ‚Werde, der du werden kannst‘, ‚Werde, was du bist‘, ‚Wähle, was du bist‘, … – zahlreiche Zeitschriften und Bücher greifen mit verkaufsfördernden Titeln die Suche des Menschen nach Identität und Selbsterkenntnis auf, die angesichts vielfältiger Rollen im gegenwärtigen Alltag offensichtlich zu einer dringlichen Aufgabe geworden ist.

Aber können wir dann in unserer heutigen Gesellschaft überhaupt noch eine eigene Persönlichkeit entwickeln oder ist es schon vorherbestimmt wer wir sind und wer wir einmal werden.

Obwohl jeder Mensch unterschiedlich ist, so sind viele von uns gerade noch in der Schule oder haben einen Beruf, wo sie sich in einer Rolle der Gesellschaft befinden und nach Regeln funktionieren sollen. 

Sei es nun Lernender oder Vollzeitangestellter, beide sind dazu verpflichtet gewisse Termine einzuhalten, wie z.B. Klausuren, Hausaufgaben oder Projektschlüsse. Man wird dazu ausgebildet, wie man ‚richtig‘ lernt, arbeitet und nach den Regeln anderer zu tanzen. Es wird einem also beigebracht, wie man sich in seiner Rolle zu verhalten hat und das meist ohne Rücksicht auf das eigene Empfinden. 

Vielleicht ist es bei euch auch so, dass je nach dem in welcher Freundesgruppe ihr unterwegs seid, ihr euch anders verhaltet oder auch nicht. Gewissermaßen passen sich die meisten wahrscheinlich eher etwas an die anderen an, z.B. wenn man vorher in einer lauteren Gruppe war und jetzt in eine ruhigeren, ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass man sich zurückhält und sich somit an die anderen anpasst.

Hier allerdings handelt man dann nicht mehr nach eigenem Willen, sondern danach, wie man aufgewachsen ist, weil man denkt, dass das eigene Verhalten die anderen stören würde.

Aber ob wir nun nach den Regeln anderer handeln oder nach unseren eigenen Prinzipien, hängt viel davon ab, wie früh und wie stark wir von z.B. unseren Eltern, Freunden, usw. beeinflusst wurden und wie sehr wir es zugelassen haben, auch wenn nur unabsichtlich. Also finde ich, ist es besonders wichtig, dass man schon früh erkennt, wer man ist und weiß, warum man gewisse Entscheidungen trifft und sich trotz gesellschaftlicher Rollen, die eigene Persönlichkeit nicht entziehen lässt und seinen Prinzipien treu bleibt.

6 Kommentare

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Hallo chaouz,

mir persönlich geht es auch manches Mal so, dass ich mich im Nachhinein darüber ärgere nicht anders gehandelt zu haben. Und das nur, weil ich mich wie ein Mitläufer verhalten habe und nicht meinem individuellen Wunsch nachgekommen bin.

Grundsätzlich erhält der Mitläufer Sicherheit durch die Gruppe. Auf der anderen Seite muss er auf ein Stück Freiheit verzichten im Vergleich zum Individuum.
Von Natur aus ist der Mensch ein Herdentier, weshalb er sich in der Gruppe geborgen fühlt und gerne Mitläufer ist. Erst wenn der Gruppenzwang bzw. die Bedingungen der Gruppe zu starke Auswirkungen haben besinnen wir uns wieder auf uns als Individuum. Diese Grenze liegt bei jedem Menschen an einer anderen Stelle.

Sich für die Seite des Mitläufers zu entscheiden wird durch die negativ empfundene Aufmerksamkeit der anderen bei Abweichungen von der Norm und den sozialen Zusammenhalt in der Gruppe gefördert. Um dagegen anzukämpfen benötigen wir Mut, Verbündete, Vernunft, Fakten bzw. Mitgefühl.

Auch die Politik wird durch dieses Phänomen beeinflusst.
“ Mitläufer fördern die Demokratie” da die Mehrheit davon profitieren kann, wenn Individuen sich nicht selbst informieren.

Auch aus der Geschichte heraus kann man lernen, welche Folgen auftreten, wenn viele Menschen sich wie Mitläufer verhalten. Hitler und die NSDAP haben diesen Effekt sich zu Nutzen gemacht um ihre Macht auszubauen.

Es ist also sehr wichtig bewusst zu entscheiden, in welcher Situation man sich als Mitläufer und in welcher als Individuum verhält.

https://www.mpg.de/4705627/Mitlaeufer_foerdern_die_Demokratie
https://www.facebook.com/ZDFterraX/videos/die-psychologie-der-mitläufer/5984805324909520/

Hallo chaouz,
passend zu diesem Thema hab ich erst vor kurzem einen Test durchgeführt (https://www.testedich.de/quiz20/quiz/1146749328/Bist-du-ein-Individuum-oder-ein-Mitlaeufer) und mein Ergebnis war „Mitläufer“. Ich glaube mir wird es jetzt bewusst, wie sehr ich mich nach anderen richte oder mich an andere versuche anzupassen, aber mein Style beispielsweise gefällt mir, obwohl ich ihn an die trendige Mode anpasse.
Allgemein muss ich aber auch hinzufügen, dass Spannungen zwischen Gesellschaft und Individuum entstehen, da durch die zunehmende funktionelle Bedeutung der Gesellschaft oder der Zugehörigkeit den individuellen Interessen und Kompetenzen nur ein eingegrenzter Spielraum zum Ausleben geboten wird. Aufgrund solch starker gesellschaftlicher Normen und Werte ist meiner Meinung nach kein einziger Mensch ein Individuum in dem Sinne, dass er sich von allen anderen abgrenzt, solange er keine einzigartigen biologischen Merkmale aufweist. Ich finde zwar, dass jeder Mensch eine individuelle Charakteristik oder Individualität hat, aber jeder versucht sich an die gesellschaftlichen Gruppen oder Milieus, in denen er sich augenblicklich befindet, anzupassen. Dass sich, meiner Meinung nach, also niemand in allen möglichen Aspekten von anderen unterscheidet, gibt es doch nur Mitläufer, oder nicht? Das ist aber auch normal, denn genau diese Anpassungsfähigkeit ist wohl oder übel unerlässlich für die Integration.

hey chaouz,
ich bin ebenfalls deiner Meinung, dass es in der heutigen Gesellschaft relativ schwierig ist ein Individuum zu werden, jedoch nicht unmöglich. Ich denke vielen Menschen fällt es leichter ein Mitläufer zu sein, da man so leichter akzeptiert werden kann und nicht „gegen den Strom schwimmen muss“. Mir persönlich fällt es auch leichter mich meinem Umfeld anzupassen, jedoch ist es wichtig auch mal für sich selbst einstehen zu können und seine Meinung vertreten zu können.
Wie du bereits erwähnt hast, ist es wichtig früh genug zu erkennen, wer man selbst ist, bzw. sein möchte und so seine Prinzipien zu vertreten. Natürlich kann man anderen Menschen entgegenkommen, wenn man beispielsweise zusammen arbeitet und gemeinsam nach einer Lösung suchen muss, jedoch sollte man nie die eigenen Wertvorstellungen vergessen, nur damit ein anderer Mensch einen mag, denn diese machen unsere Persönlichkeit aus. Um dies zu können, ist es denke ich von besonderer Bedeutung, sich mit seinem Selbstwertgefühl zu beschäftigen und zu lernen, für sich selbst einzustehen.
Liebe Grüße,
Stitch 🙂

Ich stimme dir auch aufjedenfall zu , ich glaube, dass Individualität und Selbstfindung etwas ist, das gefeiert und gefördert werden sollte. Abgesehen davon denke ich aber, dass die Menschen heutzutage so sehr versuchen, anders und einzigartig zu sein. Vor allem im Internet werden Leute dafür kritisiert, dass sie „basic“ sind oder Mainstream-Dinge mögen. Individualität ist zu einer Art Konkurrenz im Internet geworden, was so dumm ist, denn es geht nicht darum, sich so stark wie möglich von anderen zu unterscheiden, sondern man selbst zu sein, auch wenn das bedeutet, Dinge zu mögen, die Millionen anderer mögen.

Hey chaouz,
ich stimme dir voll und ganz zu. Ich bin auch eher der Typ „Mitläufer“ ich pass mich meinen Mitmenschen an aus Angst etwas falsches zu tun um am Ende dann alleine dazustehen.
Natürlich mache ich Dinge die mir gefallen und auf was ich Lust habe, jedoch hinterfrage ich immer zuviel…
Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen das ich nicht zufrieden damit bin und gerne eine stärkere
Persönlichkeit haben will um nicht immer ein Mitläufer zu sein, sondern auch mal die Dinge selber in die Hand zu nehmen. Du hast Recht wenn du sagst, dass man eigentlich immer nach einem Gewissen Prinzip funktioniert, wie du zum Beispiel mit dem Thema Beruf deutlich gemacht hast. Wenn man bei manchen Berufen nicht in das System passt, wird man aussortiert, also wird man bei dieser Arbeit zum Mitläufer gemacht.
Danke für dein tolles Thema, es war sehr interessant.
Liebe Grüße
Lau2004

Hallo Chaouz,
ich finde deinen Blogbeitrag sehr interessant, denn ich stelle mir häufig die Frage ob ich mich Mitläufer oder eher wie ein Individuum in verschiedenen Gruppen und Kreisen verhalte. Ich denke genau wie du, dass die Frage nach dem was wir sind, von unserer Erziehung und von dem Einfluss von der Familie und Freunde abhängt, da uns diese Menschen besonders prägen und uns helfen sich zu entfalten. Jedoch kann diese Einwirkung der Freunde und Familien sich auf unsere Persönlichkeit und unser individuelles Handeln negativ widerspiegeln. Dies kann beispielsweise durch Ausgrenzung erfolgen oder durch zu geringe Wertschätzung. Um diese negativen Erfahrungen zu vermeiden, passt man sich der Gesellschaft und besonders seinem Umfeld dementsprechend an und wird zum Mitläufer.
Meiner Meinung nach ist es „einfacher“, als Mitläufer zu leben, da weniger negative Kommentare durch die Anpassung fallen. Wenn man als Individuum lebt, besteht oft Neid anderer Menschen aufgrund des selbstbewussten Auftretens. Ich denke, dass wir Menschen in beiden Formen in Freundesgruppen oder während alltäglichen Tätigkeiten auftreten, denn in größeren Gruppen passt man sich häufiger an, da man in den meisten Fällen nicht so vertraut mit allen ist. Bei den engeren Freunden ist es allerdings so, dass das Individuum eher zum Vorschein kommt, da diese einen häufig genauso akzeptieren wie man ist. Die engen Freunde haben in fast allen Situationen dich schonmal erlebt, sodass sie dein Handeln kennen und direkt merken, wenn du dich an dein Umfeld anpasst.
Aus diesem Grund ist es unbedingt erforderlich, das individuelle Handeln zum Vorschein zu bringen, auch wenn es in vielen Situationen schwerfällt, denn die eigenen Prinzipien sollten an erster Stelle stehen.

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