,,Ein Glas Rotwein am Tag ist gut fürs Herz.“ ,,Wer mäßig konsumiert lebt länger.“
Das sind Sätze die man ständig hört. Doch inwiefern treffen diese Aussagen zu? Mit dieser Fragestellung möchte ich diesen Essay beginnen und die Alkoholproblematik unserer Gesellschaft verdeutlichen.
Es ist nicht auszuschließen, dass Alkohol für bestimmte Krankheiten von Vorteil sein kann. In einer Studie wurden 83 Langzeitstudien gleichzeitig ausgewertet, mit insgesamt fast 6000 Menschen, die an den Studien teilgenommen haben. In dieser Studie kam man zu dem Ergebnis, dass Menschen, die keinen Alkohol konsumieren, tatsächlich ein erhöhtes Risiko haben einen Herzinfarkt zu erleiden. Also? Sollten wir deshalb alle mehr Alkohol trinken? Nun ja, nur wenn man nichts gegen Schlaganfälle hat. Denn bei Schlaganfällen wurde ein erhöhtes Risiko, für Menschen die regelmäßig Alkohol trinken, festgestellt.
Das trifft auch auf viele andere, unschöne Krankheiten zu. Über diese Studie hinaus, ist auch bekannt, dass Alkohol mit bestimmten Lebererkrankungen sowie Krebsarten zusammenhängt. Es ist also nicht verwunderlich, dass Alkohol zu einem früheren Tod führt, dann eben nicht durch einen Herzinfarkt, aber dass ist nicht die Tatsache, die man dieser Studie entnehmen sollte.
Tatsache ist also, dass Alkohol bestimmte Krankheiten vorbeugen kann, dafür aber das Risiko an anderen Krankheiten zu leiden erhöht.
Die Tatsache, dass Teile der Bevölkerung immer noch davon überzeugt sind, dass der Genuss von Alkohol in geringem Maße gesundheitsfördernd sei, verdeutlicht doch nur das gewaltig Alkoholproblem, dass in unserer Gesellschaft besteht. Und um unser absurdes Verhältnis zum Alkohol zu verdeutlichen: Warum zählt Deutschland weltweit zu den Führungsnationen des Alkoholmissbrauchs und glimmt zugleich europaweit als Schlusslicht bei wirksamer Prävention? Warum sind Kauf und Konsum von Alkohol, anders als in 20 EU-Staaten, schon Minderjährigen gesetzlich erlaubt? Warum prahlen Politiker öffentlich, dass sie nach mehreren Litern Bier noch Auto fahren? Warum darf Alkoholgelage in der Gegenwart von Kindern stattfinden? Warum, so müssen wir unter dem Strich fragen, lebt Deutschland mit seinem Alkoholdesaster genauso besinnungslos und unbeirrt wie die USA mit ihrer Schusswaffenkatastrophe? Im Folgenden möchte ich diesen Vergleich weiter auszuführen und das Argument der Alkohollobby, dass ,,Menschen, die nicht mit Alkohol umgehen können selbst Schuld seien“, entkräften. Der Schusswaffenvergleich veranschaulicht, wieso man die Verantwortung nicht auf den einzelnen Menschen schieben kann sondern, dass allein die Präsenz von gefährlichen Gütern, wie Waffen oder Drogen, katastrophale Folgen hat. Der Schusswaffenvergleich verdeutlicht wie menschenverachtend und zynisch das Argument der Alkohollobby ist. Die Waffenlobby in den USA argumentiert nämlich ganz ähnlich. So seien, sinngemäß, nicht die Waffen das Problem, sondern die Menschen die schießen. In den USA hört man Geschichten wie diese fast jeden Tag: Eine Frau nimmt einem Mann unabsichtlich die Vorfahrt. Dieser schießt auf ihr Auto und tötet ihr Kind auf dem Rücksitz. oder Eine Frau trägt eine geladene Waffe in ihrer Tasche, ihr Kind spielt mit der Waffe und erschießt seine Mutter im Einkaufsladen.
Wenn wir solche Nachrichten hören, dann denken wir uns sowas wie: ,,Ach du meine Güte“, dabei passiert genau das gleiche auch bei uns, nur eben mit Alkohol. Bei uns betrinken sich Menschen zu Tode oder reißen betrunken andere in den Tod. Bei uns vergiftet der Alkohol Familien und Beziehungen. Zählt zu der Hauptursache für Scheidungen, Depressionen, sexuellem Missbrauch oder Arbeitslosigkeit. Dass gefährlich Güter dermaßen präsent sind hat katastrophale Konsequenzen.
Quellen:
- Jahrbuch Sucht 2019, S.216 ff.
- Risk thresholds for alcohol consumption: combined analysis of individual-participant data for 599 912 current drinkers in 83 prospective studies – ScienceDirect
- Ist ein bisschen Alkohol gesund? – YouTube
- Waffengewalt in den USA: Wie die Coronakrise das Problem verschärft – Podcast – DER SPIEGEL
2 Kommentare
Kommentieren →Hallo,
Ich finde auch, dass der Alkoholkonsum in Deutschland einfach vor allem von der alten Generation total verherrlicht wird und es als normal gilt jedes Wochenende Alkohol in Massen zu konsumieren. Dabei ist es ja wie du mit den Statistiken gezeigt hast Wissenschaftlich nachgewiesen, dass es schädlich ist, aber die Leute wollen es einfach nicht verstehen, weil es zu ihrer Kultur und ihrem Lebensstil gehört. Sie haben auch keine anderen Ziele, die über diesem Alkoholkonsum stehen. Lernen für die Arbeit? Nein lieber 2 mal Saufen gehen am Wochenende und das mit der Klausur wird dann schon.
Ich finde es höchst bedenklich und finde man sollte etwas dagegen tun, vielleicht erleben wir ja auch einen Wandel wie mit der Anzahl der Rauchern, welche auch rapide abgenommen haben in den letzten Jahrzehnten.
Hallo,
meiner Meinung nach sollte dieser überdurchschnittliche Alkoholkonsum, den du in deinem Beitrag dargestellt hast, eingestellt werden. Er gefährdet sowohl die psychische, als auch physische Gesundheit der Menschen, was einem schnell zum Verhängnis werden kann. Auch wenn man ab und zu Alkohol konsumiert, sollte man sich den möglichen Folgen bewusst sein, und gegebenenfalls Präventionsmaßnahmen einsetzen, wie viel Wasser zu trinken um hydriert zu bleiben.
Alkohol zu konsumieren sollte kein geplanter Bestandteil in unserem Leben haben, sondern wenn überhaupt nur selten getan werden. Ich hoffe, dass dies auch unsere Generation einsieht und sich dem Problem annimmt!