Vosricht-Fluch oder Segen?

In der griechischen Mythologie nahm Icarus die Flügel seines Vaters an mit der Warnung nicht zu hoch, jedoch auch nicht zu tief zu fliegen, da die Wärme der Sonne oder die Feuchtigkeit des Meeres die Flügel zerstören würden. Er solle die Flügel verwenden, um das Labyrinth, indem die Beiden eingesperrt wurden, zu entkommen. Allerdings ignorierte Icarus die Warnung und flog zu nah zur Sonne, wodurch er zu seinem Tod fiel. Dadurch entstand das Idiom „fly too close to the sun“. Dieser Mythos wird auch unter dem Begriff der Vorsicht verwendet, dass man vorsichtig sein muss und nicht wie Icarus aus scheinbar sinnlosen Gründen sein Wohlergehen riskieren soll. 

Dieser Mythos ist eine gute Analogie zum Thema Vorsicht, da es vielseitige Interpretationen zu diesem Mythos gibt. Zum einen hat man Menschen, die sagen, dass Icarus vorsichtig hätte sein sollen und verwenden den Mythos, um Kindern Vorsicht beizubringen. Andererseits gibt es einige Ansichten, dass obwohl Icarus starb, er dafür glücklicher war wie nie zuvor.

Der Begriff „Vorsicht“ hat also schon seit ewig eine große Bedeutung für den Menschen, besonders bei Kindern, die immer gewarnt werden, vorsichtig zu sein. Vorsicht ist daher sehr wichtig. Kann es aber sein, dass Vorsicht auch zu weit getrieben wird? Kann man „zu Vorsichtig“ sein? Kann es sein, dass zu viel Vorsicht mögliche Erfahrungen und Fortschritte verhindert?

Im Folgenden soll daher erörtert werden, ob Vorsicht als Fluch oder Segen bezeichnet werden kann.

Zum einen sehen wir Vorsicht als einen wichtigen Wert, da Vorsicht uns Menschen hilft nicht zu überheblich zu sein, sondern Risiken zu vermeiden. Vorsicht hilft den Menschen in vielen Aspekten des Lebens, zum Beispiel natürlich in gesundheitlichen Angelegenheiten. Wenn man gerne sich körperlich anstrengt, muss man Vorsichtig sein sich dabei nicht zu verletzen oder sich zu überanstrengen. Genauso auch ist es mit was man zu sich nimmt, man muss darauf aufpassen um allergische Reaktionen zum Beispiel zu Vermeiden. Ebenso wichtig ist Vorsicht, um ein Sicherheitsgefühl zu haben, um nicht ständig Angst zu haben, dass etwas passiert.

Dies bringt uns allerdings auch zur Ansicht, dass Vorsicht ein Fluch ist. Zu sehr darauf zu achten, ob man sicher ist, kann zu einer Paranoia führen und man wird übervorsichtig. Zu vorsichtig zu sein führt außerdem dazu, dass man sich ständig alles hinterfragt „War das jetzt richtig was ich getan hab?“ „Was wenn ich doch etwas falsch gemacht habe?“ usw. Dies beeinträchtigt das Selbstbewusstsein des Menschen durch konstante Angst nicht vorsichtig genug zu sein.

Abschließend kommen wir zurück zum Mythos von Icarus. Es ist zwar richtig, dass Vorsicht uns verhelfen soll, nicht in Probleme zu geraten, allerdings verursacht diese Angst die Unterdrückung von Spaß im Leben aber genauso auch eigene Erfahrungen zu machen. Ja, im Fall von Icarus hat dies sein Leben gekostet, aber dennoch heißt dies nicht, dass man vermeiden muss Spaß zu haben oder eigene Erfahrungen zu machen. Vor allem bei Kindern sind diese zwei Aspekte wichtig. Kinder müssen eigene Erfahrungen in ihrem Leben machen, auch wenn sie dabei mal verletzt werden. Solche Erfahrungen prägen Kinder ihr Leben lang und lernen daraus, wie etwas richtig gemacht wird oder auch etwas zu vermeiden.

Beide Ansichten sind nachvollziehbar, daher sollen philosophische Perspektiven weiterhelfen.

Nach Aristoteles und dem Prinzip der „Goldenen Mitte“ gibt es einen Mittelpunkt zwischen zwei Extremen, der zum größten Glück führt. Diese „goldene Mitte“ muss also auch beim Thema Vorsicht gefunden werden, um ein glückliches Leben zu führen.  

Also müssen zunächst die zwei Extremen festgestellt werden. Zum einen haben wir die Leichtsinnigkeit: also, ohne nachzudenken sich in potenzielle Gefahren zu begeben. Auf der anderen Seite wiederum, haben wir das übervorsichtig Sein und somit alle Erlebnisse zu vermeiden, die mögliche Gefahren an sich haben.Von diesen zwei Positionen muss nun die goldene Mitte gefunden werden. In diesem Fall hätten wir als Resultat ein Individuum, das sich nicht unnötig in Risiken begebt, allerdings sich auch nicht vor zu großer Sorge alle Erfahrungen oder auch Spaß vermeidet.

Anschließend kann man dadurch sagen, dass das Thema Vorsicht nicht entweder ein Fluch oder Segen ist, sondern, kommt es darauf an, ob man Vorsicht zu stark oder zu wenig praktiziert. Vorsicht kann gut ein Segen sein, da es ein Wert ist, der uns schützen soll, allerdings kann es auch ein Fluch sein, wenn dies heißt man müsse sich sehr einschränken, nur um vorsichtig zu sein.

Zurückführend auf den Mythos lässt sich feststellen, dass Icarus zu leichtsinnig gewesen ist und hätte vorsichtiger sein müssen, allerdings ist es auch nachzuvollziehen weshalb er -oder auch Kinder bzw. Jugendliche heute- nicht hören, wenn Erwachsene sagen vorsichtig zu sein, da Vorsicht die gewisse Freiheit, Spaß zu haben, einschränkt.

Dieses Thema hat einen wichtigen Ausblick auf unsere Welt heute, da man vor allem Eltern sieht, die mit großer Vorsicht mit ihren Kindern umgehen und sie aus allen Gefahren bewahren wobei sich fragen lässt, ob dies nicht die Lernfähigkeit der Kinder einschränkt, wenn sie nicht einmal die Möglichkeit bekommen, selbst Erfahrungen zu machen. Daher finde ich sollte man Aristoteles Prinzip der goldenen Mitte immer im Hintergedanken haben, wenn es um Vorsicht geht, damit Angst und Sorge nicht einer guten Situation, von der man lernen kann, in den Wege kommen.

1 Kommentar

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Hallo gl1tch,
Ich bin ebenfalls der Ansicht, dass man bei „Vorsicht“ ein gutes Mittelmaß finden muss. Zu viel Vorsicht lässt einen die tollen Dinge im Leben verpassen. Solange man sich nicht traut und immer nur das Negative in einer Situation sieht, vergisst man die positiven Dinge daran zu erkennen. Jedoch ist ein gesundes Maß an Vorsicht, immer wichtig, da wie du bereits gesagt hast, Situation im Leben Vorsicht erfordern. Das Beispiel Krankheit, das du angebracht hast, finde ich daher sehr passend. Krankheit kann allen das Leben sehr schnell schwerwiegend beeinträchtigen und man traut sich keinerlei Dinge mehr zu tun, da man Angst hat, dass es ein negativen Einfluss auf sein Leben haben könnte. Jedoch darf man dabei nicht vergessen, dass wir in unserer heutigen Zeit medizinische Fortschritte haben, die es uns ermöglichen, trotz Krankheit Lebensqualität zu erlangen. Ich finde interessant, dass du das Thema mit Erziehung und Kinder angebracht hast, da gerade in unsere Gesellschaft Eltern dazu neigen, ihre Kinder zu sehr vor Gefahren schützen zu wollen. Auch auf dieses Thema bist du sehr gut eingegangen, gerade in Bezug auf Bakterien oder andere Arten von Krankheit oder auch Gefahren wie Verkehr oder Verletzungen. Helikoptereltern sind schnell dabei, zu überreagieren. Dabei ist es jedoch sehr wichtig zu beachten, dass, wie du schon gesagt hast, Kinder nur lernen, wenn sie eigene Erfahrungen machen. Eltern können ihre Erfahrungen teilen und den Kindern mit auf den Weg geben. Solange das Kind die Erfahrung jedoch nicht selbst gemacht hat, wird es diese Erfahrung nicht so verinnerlichen wie die Eltern. Daher muss man darauf achten, dass die Kinder eine Situation trotzdem durchleben, auch wenn sie vielleicht nicht schön ist. Aber daraus können sie dann lernen. Solange die Eltern aus ihren Erinnerungen in Erfahrungen den Kindern Dinge beibringen wollen , wird das Kind früher oder später diese Erfahrung selber machen, aber sich trotzdem nicht sicher sein, was es tun soll. Somit ist es wie die goldene Mitte es sagt wichtig, zwischen zu extremer Vorsicht und Leichtsinn eine gute Mitte zu finden.

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