Frauen gehen auf die Straße, protestieren und vertreten ihre Meinung in den Medien, um für Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen zu sorgen — Männer sehen eine förmliche Hasswelle gegen ihr eigenes Geschlecht.
Schon im 19. Jahrhundert trat die Bewegung des Feminismus in der Öffentlichkeit auf, die sich bis heute zu einem kritischen Thema in der Gesellschaft und der Politik entwickelt hat.
Oftmals kommt es vor, dass sich Personen des männlichen Geschlechts durch Anschuldigungen persönlich angegriffen fühlen und den Feminismus als feindliches Zeichen gegen sich selbst sehen.
Doch was steckt tatsächlich hinter diesem Problem und ist der männerfeindlich aufgefasste Feminismus überhaupt noch als Feminismus zu definieren?
Um diese Thematik zu besprechen, ist es zunächst wichtig zu definieren, was wir unter den Begriffen „moderner Feminismus“ und „Misandrie“ verstehen.
Der Begriff moderner Feminismus bezeichnet eine Bewegung, bei der es darum geht, traditionelle Geschlechterrollen aufzubrechen und Frauen die gleichen Rechte wie Männern in der heutigen Gesellschaft zu ermöglichen. Beispielsweise sollen Frauen nicht länger als das schwächere Geschlecht angesehen werden oder lediglich das Eigentum eines Mannes sein, das den Haushalt regelt und den Nachwuchs gebärt sowie erzieht. Ein weiteres wichtiges behandeltes Thema ist die „Gender Pay Gap“, bei der das im Durchschnitt höhere Gehalt von Männern im gleichen Beruf als kritisch angesehen wird. Sie ist somit die moderne Form des ursprünglichen Feminismus, bei dem Hauptthemen beispielsweise das Wahlrecht von Frauen waren. Außerdem sieht man den modernen Feminsmus vor allem in den Medien. Es geht also nicht um die Erniedrigung von Männern, sondern lediglich um einen Ausgleich der Verhältnisse zwischen Männern und Frauen.
Wenn man von Misandrie spricht, wird der Begriff generell als ein Synonym für „Männerhass“ verwendet. Dabei ist dieser oft nicht begründet und zeigt kaum bis keine Argumente zur Belegung des Hasses bzw. der Anschuldigungen. Vor allem problematisch an Misandrie ist, dass hier eine generalisierte Form des männlichen Geschlechts gebildet wird, die auf viele Personen nicht zutrifft und somit auch Hass gegen unschuldige Personen aufkommt.
Wann kann angeblicher Feminismus als Misandrie verstanden werden?
In der heutigen Gesellschaft kommt es immer wieder zu Vorfällen, bei dem der Feminismus als Misandrie bezeichnet wird. Durch die Definition von Feminismus klingen diese zu Beginn nicht gerechtfertigt, da hier Gerechtigkeit und nicht Hass erzielt werden soll, in der Realität zeigt sich das aber häufig anders. Das geschieht zum Beispiel gravierend oft in den sozialen Medien. Statt aktiv gegen das Patriarchat zu kämpfen, werden Aussagen, wie „Männer sehen sich immer als etwas Besseres.“ oder „Männer sind extrem egoistisch und wollen nur Kontrolle.“ getätigt. Nun entsteht hier also die Problematik, dass die Aussagen nicht rein über die Problematik der Bevorzugung von Männern im Staat aufklären, sondern zielgerichtete beleidigende Aussagen gegenüber Männern tätigen. Natürlich ist es wichtig zu erwähnen, dass viele dieser Aussagen vor allem in der Vergangenheit zutreffend waren, aber niemals auf alle Personen des männlichen Geschlechts zutreffen können
Wie entstehen diese problematischen Aussagen?
Häufig dienen persönliche Erfahrungen, wie häusliche Gewalt oder Missbrauch als ein Auslöser dafür. Nachdem sich die Frauen aus den traumatischen Verhältnissen befreit haben erzählen sie von ihren Erfahrungen. Hierbei ist es wichtig zu erwähnen, dass diese Erfahrungsberichte anderen Opfern helfen können, ihre Notlage zu realisieren und zu verlassen. Allerdings kommt es bei vermehrten Erfahrungsberichten zu Anschuldigungen, die nicht explizit auf eine Beziehung oder ein Verhältnis bezogen sind, sondern generell auf alle Beziehungen mit Männern übertragen werden.
Es ist allerdings nicht valide solche Argumente gegen eine enorme Gruppe von Menschen zu richten, da nicht alle Männer Frauen schlecht in Beziehungen behandeln. Darüber hinaus zeigen Statistiken, dass häusliche Gewalt durchaus auch gegen Männer passiert. Die Zahl ist zwar deutlich geringer aber zeigt ebenfalls, dass nicht alle Frauen immer Opfer von Männern sind, sondern sogar umgekehrt.
Insgesamt ist es also wichtig, Aufmerksamkeit bei problematischem und häufig normalisiertem Verhalten gegen Frauen zu erregen, man sollte aber stark auf die Generalisierung einer riesigen Menschengruppe aufpassen.
Misandrie kann sich aber auch in einem anderen Fall zeigen.
Wenn Feministen sich gegen das Patriarchat, eine von Männern geschaffene Gesellschaft, die Männer bevorzugt, stellen, sehen das viele als einen persönlichen Angriff an. Die Intention der Feministen ist also in dem Fall zu zeigen, was aktuell problematisch ist, wird aber als eine Hasserfüllte Nachricht gegen das männliche Geschlecht verstanden.
Infolgedessen äußern sich manche Männer selbst kritisch gegenüber Frauen und dem Feminismus, was einen erneuten Anreiz zur Misandrie erwecken kann.
Zusammenfassend sieht man also, dass es zu einem endlosen Zyklus von Hass kommt, der durch Generalisierung und Missverständnisse erschaffen wird.
Kann moderner Feminismus letztendlich als eine Methode der Misandrie angesehen werden?
Nach der ursprünglichen Funktion des Feminismus müsste man das eigentlich verneinen. Allerdings ist die Grenze zwischen Feminismus und Misandrie momentan stark verflossen, da während der Kritisierung vieler Normen auch persönliche negative Aussagen getätigt werden, die man nicht sofort als Männerhass identifizieren kann. So ist es zum Beispiel problematisch, wenn gesagt wird, Männer wären für unsere Gesellschaft nicht nötig und Frauen könnten alles selbst regeln. Denn die Gesellschaft in der wir heute leben kann nur durch beide Geschlechter entstehen. Zudem werden Männer oft für Dinge beschuldigt, die sie selbst nicht ändern können. Wenn sie sich als Beispiel darüber beschweren, sie können keinerlei Gefühle zeigen oder über ihre Probleme sprechen, da es für sie nicht normalisiert ist und als schwach angesehen wird, gibt es feministisch eingestellte Personen, die sagen, es sei ihre Schuld, da sie das System erschaffen haben. Das sieht man vermehrt in den Kommentaren von Posts, in denen Männer diese gesellschaftlichen Probleme äußern und als Antwort „Who set that system up? — Wer hat dieses System erschaffen?“ bekommen. Die Kritik dabei liegt in dem Punkt, dass sie selbst diese Probleme anerkennen und sagen wie schwierig es ist und anders sein sollte, als Antwort aber selbst für die Systeme beschuldigt werden, die Männer vor Hunderten von Jahren erschaffen haben. Insgesamt sieht man also, dass der Feminismus sich nicht immer als völlig hasslose Form zeigt; dabei wird manchmal sogar der Begriff Misandrie romantisiert um eine hohe Position gegenüber Männern zu zeigen.
Es ist nicht einfach direkt zu beantworten, ob Feminismus auch Misandrie sein kann, da die Definition und die Umsetzung von Feminismus stark voneinander abweichen. Theoretisch gesehen sollte der Feminismus als reiner Kampf für die Gerechtigkeit dienen, der nicht die Kritisierung von Männern, sondern die ihres Systems beinhaltet. In feministischen Aussagen werden Männer allerdings oft direkt für ihr Geschlecht beleidigt, was zeigt, dass auch der Feminismus seine eigenen Probleme zu der Gleichberechtigung beiträgt.
Meiner Meinung nach ist Feminismus keine Form der Misandrie, aber man sollte bei der Verwendung des Begriffs darauf achten, nicht das männliche Geschlecht zu generalisieren und herabzustufen, sondern als Ziel haben beide Geschlechter auf die gleiche Ebene zu bringen. Wenn das nicht erfolgt, können feministisch gemeinte Aussagen auch als Misandrie verstanden werden. Auch die generelle Kritik am Patriarchat kann für viele persönlich schon als Männerfeindlichkeit gelten, da das „männliche“ System als ein schwerwiegendes Problem dargestellt wird. Ob man es insgesamt allerdings als Misandrie bezeichnen kann ist nicht festgelegt, da jede Person Aussagen als unterschiedlich gravierend beurteilt.
Quellen
Internetquellen
Friedrich Ebert Stiftung: https://www.fes.de/wissen/gender-glossar/feminismus
zuletzt aufgerufen am 24.10.2025
Duden: https://www.duden.de/rechtschreibung/Misandrie#
zuletzt aufgerufen am 24.10.2025
Die Zeit: https://www.zeit.de/kultur/2016-03/feminismus-kritik-debatte-frauen
zuletzt aufgerufen am 29.10.2025
War da. Komme wieder.: https://warda.at/magazin/kunst-und-kultur/ich-hasse-maenner-ist-misandrie-die-zukunft-des-feminismus/
zuletzt aufgerufen am 29.10.2025
Problematische Beiträge in den sozialen Medien zu romantisierter Misandrie
https://vm.tiktok.com/ZNd3MyeFN
https://vm.tiktok.com/ZNd3MyeFN
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