Fußball ist für viele Menschen ein elementarer Bestandteil ihres Lebens. In Deutschland und vielen weiteren Ländern der Welt verfolgen mehrere Millionen Menschen die Spiele ihrer Lieblingsvereine Woche für Woche oder spielen sogar selbst noch aktiv Fußball.
Mit der zunehmenden Kommerzialisierung in weiten Bereichen des Profifußballs in der Vergangenheit und der Gegenwart werden zahlungskräftige Investoren für viele Vereine immer wichtiger. In der Saison 2024/2025 haben viele bekannte Vereine aus der Bundesliga Wettanbieter als Sponsoren gewählt, zum Beispiel der FC Bayern München mit Tipico, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen mit Bwin, der VfB Stuttgart mit Winamax, etc. Diese Sponsoren sind dann sehr oft auf Trikots, Werbebanden und auch in kurzen Werbespots in der TV-Übertragung zu sehen. Dabei entsteht ein Spannungsfeld zwischen dem eigentlichen Sport und dem Thema Glücksspiel. Fußball steht für Werte wie Gemeinschaft, Zusammenhalt, Fairness, während Glücksspiel beziehungsweise Sportwetten mit Kommerz, Sucht und Risiko in Verbindung gebracht werden. Daher stellt sich die Frage, ob Wettanbieter als Sponsoren für Fußballvereine aus moralischer Sicht vertretbar sind.
Für die moralische Vertretbarkeit von Wettanbietern als Sponsoren spricht, dass jeder Mensch für sein eigenes Handeln verantwortlich ist. Nur weil diese Anbieter existieren, muss der Einzelne nicht sofort davon Gebrauch machen, sondern kann sich eigenständig dagegen entscheiden. Das Sponsoring ist deshalb nicht gleich unmoralisch, weil Konsumenten sich immer noch selbst aktiv für eine Nutzung von Sportwetten entschieden müssen.
Darüber hinaus lässt sich das Sponsoring utilitaristisch rechtfertigen. Durch Sponsoringeinnahmen stehen den Vereinen zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung. Dieses Geld kann dann beispielsweise für neue Spieler investiert werden, was unter anderem zu sportlichen Erfolgen führen kann. Dadurch kann die Freude der zahlreichen Fans gesteigert werden, was das Sponsoring nach dem utilitaristischen Prinzip moralisch rechtfertigen würde, weil es einen Nutzen für die größtmögliche Anzahl von Menschen erzeugt. Der Nutzen, also die Freude der Fans, ist hierbei größer als der Schaden, der bei einigen Menschen aufgrund finanzieller Verluste durch Sportwetten entsteht.
Gegen eine moralische Vertretbarkeit spricht ganz klar die Verantwortung gegenüber jüngeren Menschen. Sportwetten sind in vielen Bereichen des Fußballs (und auch in anderen Sportarten) zu einem wichtigen Bestandteil geworden, wie etwa auf Trikots, Werbebanden oder in Werbespots. Beispielsweise war der Wettanbieter Winamax zwei Jahre lang als Hauptsponsor auf dem Trikot des VfB Stuttgart zu sehen. Wenn Wettanbieter immer wieder zu sehen sind, könnte man meinen, dass Sportwetten etwas ganz normales und ein stetiger Bestandteil des Alltags sind. Die davon ausgehenden Gefahren, wie beispielsweise der Verlust von sehr viel Geld oder das hohe Suchtpotential werden dabei aber komplett vernachlässigt. Besonders bei jungen Menschen können diese vermeintlich lukrativen Anreize zu hohen finanziellen Verlusten oder sogar sehr hohen Schulden führen, weil sie das bestehende Risiko oft nicht richtig einschätzen können.
Außerdem sind bei Wetten häufig große Summen an Geld im Umlauf. Das kann durchaus eine Manipulationsgefahr für einzelne Spiele darstellen. Was auch unter dem Begriff „Match-Fixing“ bekannt ist, beschreibt das gezielte Manipulieren von Spielen, um Gewinne durch Wetten zu erzielen. Dabei werden beispielsweise Trainer, Spieler oder Schiedsrichter von kriminellen Organisationen bestochen, um das Spielergebnis zu ihren Gunsten anzupassen. Vor kurzer Zeit ist ein großer Wettskandal in der Türkei bekannt geworden. Dabei sollen etwa 150 Schiedsrichtern, darunter sieben Spitzenschiedsrichter, und ca. 3700 Spieler aktiv Wetten platziert haben. Dieser Vorfall zeigt die Aktualität der Thematik sehr deutlich. Zudem ist daran erkennbar, dass die Fairness und die Gerechtigkeit verloren geht, weil die Priorität vor allem auf der Gewinnerzeugung durch Sportwetten liegt. Aufgrund dessen wird auch die Integrität des Fußballs stark gefährdet.
Aus meiner Sicht sind Wettanbieter als Sponsoren für Fußballvereine aus moralischer Sicht nicht vertretbar sind. Meiner Meinung nach ist es nicht richtig , Geld zu investieren, das andere Menschen durch Sportwetten bzw. Glücksspiel verloren haben. Es ist widersprüchlich, dass Vereine häufig Werte wie Zusammenhalt, Fairness und viele weitere vermitteln und dann aber gleichzeitig mit solchen Sponsoren zusammen arbeiten. Denn dabei steht vor allem ein hohes Risiko und der Wille, immer mehr Geld zu verdienen im Vordergrund.
Zudem gibt es auch noch andere Firmen, die als Sponsor fungieren können, und sich für nachhaltige Projekte wie zum Beispiel den Klimaschutz einsetzen. Solche Unternehmen würden Werte wie Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit und Verantwortung vermitteln. Somit entstünde auch keinen Wertekonflikt zwischen den Werten des Sponsors und den Werten des Vereins.
Quellen
Sportschau: https://www.sportschau.de/fussball/mehr-internationale-ligen/in-der-tuerkei-bahnt-sich-ein-formidabler-wettskandal-an,tuerkei-1350.html
zuletzt aufgerufen am 02.11.2025
Kickfieber: https://kickfieber.de/artikel/bundesliga-diese-wettanbieter-sind-bundesliga-sponsoren
zuletzt aufgerufen am 02.11.2025
DW: https://www.dw.com/de/fu%C3%9Fball-und-sportwetten-eine-fatale-beziehung/a-60425316
zuletzt aufgerufen am 02.11.2025
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