Ist es moralisch vertretbar Frauen im Profifußball deutlich weniger zu bezahlen als Männer?

In Deutschland verdienen männliche Bundesligaspieler im Durchschnitt fast das Vierzigfache dessen, was weibliche Spielerinnen in der Frauen Bundesliga erhalten. Und das, obwohl sie sich auf der gleichen Spielklasse befinden und vergleichbare Faktoren wie  Alter, Talent, Durchsetzungsvermögen und Erfahrung. 

Während das durchschnittliche Jahresgehalt in der Bundesliga der Männer etwa 1,73 Millionen € beträgt es in der Bundesliga der Frauen nur rund 48.000€. Ist eine derart große Gehaltslücke in einer Zeit der Gleichberechtigung, Gleichwertigkeit, Verteilungs- und Chancengerechtigkeit moralisch vertretbar?

Zunächst muss man festhalten, dass das Gehalt der SpielerInnen und Spieler von den jeweiligen Vereinen bezahlt werden, bei denen sie unter Vertrag stehen. Die Höhe des Gehalts variiert je nach Spielklasse, Erfahrung und Leistung. Es ist also offensichtlich, dass es selbst in den einzelnen Ligen untereinander sehr große Unterschiede bei der Bezahlung der Spieler vorhanden sind. Allerdings ist dieser Unterschied zwischen den beiden Bundesligen im Allgemeinen extrem hoch, wie das jährliche Durchschnittsgehalt, wie oben genannt, zeigt.

Laut Stepstone beträgt das Gehalt eines männlichen 3. Bundesligaspielers jährlich durchschnittlich 120.000€ während es bei Frauen in der ersten Bundesliga nur 48.000 € sind. Ebenso gibt es auch große Unterschiede bei der Gewinnausschüttung für die FußballerInnen und Fußballer der Nationalmannschaft bei internationalen Turnieren . Hätte Deutschland 2021 die Europameisterschaft gewonnen hätte jeder Spieler von dem Deutschen Fußball Bund (folgend nur noch DFB genannt) 400.000€ bekommen. Die Frauen hätten bei einem Titelgewinn allerdings nur 60.000€ vom DFB bekommen. Somit liegt das Problem nicht nur bei den Vereinen, sondern auch bei den Verbänden und ist somit ein Grundsatzproblem.

Aber wie kommt es zu den massiven Gehaltsunterschieden im Profifußball?

Das liegt zum einem an dem fehlenden Interesse der Gesellschaft am Frauenfußball. Während in der ersten Bundesliga durchschnittlich 43 000 Zuschauerinnen die Spiele der Herren besuchen sind es in der ersten Frauen Bundesliga nur circa 2800 Zuschauerinnen. Das zeigt die geringe öffentliche Wahrnehmung und daraus resultierende geringe mediale Aufmerksamkeit. Der Männerfußball generiert deutlich mehr Einnahmen durch Sponsoring, Ticketverkäufe, TV-Rechte und weitere Einnahmequelle. Somit ist das Budget für den Frauen- und Männerfußball ein ganz anderes.

 Ein weiterer Grund dafür ist die fehlende Professionalisierung. Nicht alle Frauen in der Frauen-Bundesliga bekommen einen Vollzeitjob als Fußballer. Manche Frauen müssen nebenher noch regulär arbeiten, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen und können sich somit nicht voll auf den Sport konzentrieren. Eine  kleinere Ursache für die Benachteiligung der Frauen könnte die historische Benachteiligung des Frauenfußballs durch den DFB bis 1970 sein, welcher den Frauenfußball bis 1970 als „unzumutbar“ beschrieb.

Es liegt somit also nur indirekt an den Frauen, dass die Gehälter so niedrig sind, sondern eher an den geringen Einnahmen bedingt durch eine zu geringe Aufmerksamkeit und ein zu geringes Interesse an dem Frauenfußball. 

Trotzdem gehen viele Länder dagegen vor und fördern den Frauenfußball wie zum Beispiel Norwegen oder auch die USA. In den USA bezahlt der amerikanische Fußballverband den Nationalmannschaften der Männer und Frauen gleich viel für ihre Leistung bei internationalen Turnieren. Ebenso fördern viele Vereine, als auch der DFB den Frauenfußball, indem er professionalisiert wird oder mehr Aufmerksamkeit bekommt. Das wird in Deutschland durch attraktivere Anstoßzeiten, aber auch Marketing versucht.

Meine Meinung ist, dass es moralisch nicht vertretbar ist, dass Frauen im Fußball so unterbezahlt werden, da der Frauenfußball ebenso sehr beeindruckend, zeitintensiv und emotional sein kann, wie bei den Männern. Vor allem finde ich es wichtig, dass die Fußballverbände als ein Vorbild agieren sollten und den Frauen somit aktiv das Gefühl zu geben, dass sich auch wirklich etwas verändert. Insbesondere möchte ich hervorheben, dass der DFB einführen sollte, den Frauen als auch den Männern gleich viel auszuzahlen bei internationalen Turnieren wie zum Beispiel Europameisterschaften.

Denn es kann nicht sein, dass eine Frau denselben zeitlichen und körperlichen Aufwand betreibt für einen Sport, wie ein Mann, aber nur ein geringen Bruchteil des Gehalts bekommt. Allerdings wächst das Budget des Vereins leider nicht auf Bäumen und somit ist dieses, insbesondere im Frauenfußball, einfach gering und kann nicht mit dem Etat der Männer mithalten.

Wie seht ihr das?

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Quellen:

Anmerkung SÜ: Bild entfernt, Bildquelle lässt ein erneutes Hochladen nicht zu

1 Kommentar

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Hey,

In deinem Post spiegelst du ausführlich und strukturiert das Thema des niedrig bezahlten Frauenfußballs wieder und gehst dabei auf mögliche Gründe und die moralische Vertretbarkeit dieser ein. Dabei erwähnst du Werte wie die Gleichberechtigung oder Chancengleichheit zwischen Männer- und Frauenfußball, was mir besonders gefallen hat. Hier arbeitest du zur besseren Darstellung des Problems auch mit Zahlen, durch die man viel besser den Gehaltsunterschied erkennen kann. Aber man sieht auch Gründe für diese Problematik und kann sich eine Meinung bilden, die nicht nur von einer Seite beeinflusst wird. Beispielsweise die niedrigen Einschaltqutoen des Frauenfußballs werden bei dir deutlich gemacht und als wichtiger Faktor für das wenige Geld aufgeführt.

Ich stimme deiner Meinung zu, da ich es nicht gerechtfertigt finde, Frauen deutlich weniger zu bezahlen. Dieses Thema wird vor allem in den Europa- und Weltmeisterschaften immer wieder aktuell und fordert dazu auf, Frauenfußball mehr zu beachten. Jenseits dessen finde ich, dass eine große Lücke im Marketing des Frauenfußballs vorliegt, da man immer Werbungen des Männerfußballs sieht aber nie anders herum.
Frauenfußball sollte in unserer Gesellschaft mehr normalisiert werden und nicht als rein männliche Sportart angesehen werden. Schließlich leisten die Frauen genauso viel und müssen trotzdem parallel an einem anderem Ort arbeiten, um gut leben zu können. Wie du ebenfalls gezeigt hast, ist es durchaus möglich den Gehalt zwischen den Geschlechtern auszugleichen, da in einigen Ländern die gerechte Vertreilung bereits als Vorschrift gilt.

LG EdleKirschtorte

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