Wunschkind gesucht: Blond, blaue Augen, ausgewachsen ungefähr 1,80, intelligent.
Was wäre, wenn das tatsächlich möglich wäre? Wenn man sich das perfekte Kind „zurechtschneidern“ könnte?
Genau diese Gefahr sehen manche in der Präimplantationsdiagnostik.
Dieses Verfahren, kurz PID, gewinnt auch heutzutage in den Medien immer mehr Aufmerksamkeit und wird zum Teil heiß diskutiert. Doch was ist PID genau und warum ist es so ein brisantes Thema?
Präimplantationsdiagnostik bezeichnet im Wesentlichen die Überprüfung bzw. Untersuchung eines künstlich befruchteten Embryos vor der Einpflanzung in die Gebärmutter auf Gendefekte. Wenn schwerwiegende Chromosomenanomalien vorliegen sollten, kann man dies vorher erkennen und entscheiden, ob die Implantation stattfinden soll oder nicht. Hierbei kann auch im Voraus bestimmt werden, ob das Kind männlich oder weiblich ist.
Dadurch, dass man durch die Untersuchung schon vorher weiß, dass das Kind zum Beispiel nicht lebensfähig ist, kann den Eltern Schmerz erspart werden, was nicht der Fall wäre, wenn sie erst nach der Geburt von dem Gendefekt erfahren würden und das Kind wenige Wochen nach der Geburt schon versterben würde.
Man hat somit die Möglichkeit, genetisch bedingte Krankheiten gezielt zu vermeiden und dadurch die Lebensqualität der Eltern und des Kindes zu verbessern. PID bietet also solchen Paaren eine Möglichkeit, Kinder zu bekommen, die durch Erbkrankheiten vorbelastet sind und daher Angst haben, dass sie diese Erbkrankheiten auch an ihr Kind vererben.
Außerdem kann man durch die PID das Leben eines schwerkranken Geschwisterkindes retten, das auf eine Knochenmarksspende bzw. Stammzellenspende angewiesen ist und das sonst sterben würde. Dazu erfolgt die Implantation eines Embryos, der die höchste genetische Übereinstimmung mit dem erkrankten Kind zeigt.
Auch wenn PID viele Vorteile hat, so kann man dennoch auch einige Nachteile feststellen.
Nehmen wir an, ein Paar erfährt, dass ihr Kind voraussichtlich nur 2 Wochen leben wird, dann werden sie es wahrscheinlich nicht implantieren lassen.
Wenn das Kind aber voraussichtlich 3 Jahre leben wird, so ist es schon schwerer abzugrenzen, ob man den Embryo implantieren lässt oder nicht. Es verschwimmen die Grenzen, man kann nicht genau sagen, ob man diesem Embryo ein Leben „zugestehen“ kann oder nicht.
Außerdem ist es ethisch fragwürdig, wenn man einen Embryo „züchtet“, der nur als Spender für das schwerkranke Geschwisterkind herhalten soll. Man verletzt hierbei die Menschenwürde des Spenderkindes, da man es bloß als Mittel benutzt, um das andere Kind am Leben zu erhalten, ohne anzuerkennen, dass das Spenderkind als Zweck an und für sich existiert.
Zudem kommt die Angst hoch, dass man dieses Verfahren als Mittel benutzen könnte, um „Wunschkinder“ zu kreieren, man sich also, wie in der Einleitung beschrieben, aussuchen kann, wie das Kind aussehen wird. In der Tat gab es wohl einen Versuch, so etwas in den USA möglich zu machen:
„Eine im Jahr 2009 gestartete Initiative einiger Fertilitätskliniken, auch die Auswahl von Augenfarbe und Haarfarbe in ihr Angebot aufzunehmen, ist seinerzeit aufgrund öffentlicher Proteste wieder gestoppt worden.“ (http://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin-ernaehrung/praeimplantationsdiagnostik-als-hilfe-fuers-wunschkind-11823264.html )
Wenn man davon ausgeht, dass das menschliche Leben schon mit der Befruchtung einer Eizelle durch einen Samen beginnt, so kann man mit dem Lebensschutzrecht bzw. der Menschenwürde argumentieren. Die Menschenwürde ist universal, das heißt, sie gilt für alle Menschen, unabhängig von ihrer „Rasse“ oder Religion, weiterhin ist sie individuell, was so viel heißt, dass sie jedem einzelnen Menschen zukommt. Hier liegt auch schon der Punkt, an dem sich die Geister scheiden, manche sagen nämlich, dass der Embryo vor der Implantation kein Individuum ist, da bis zum 12 Tag noch eineiige Mehrlinge entstehen könnten. Die Menschenwürde bzw. Menschenrechte kommen aber erst Individuen zugute, also erst nach der Implantation.
Dennoch kommt es hierbei auf die genaue Differenzierung an, wann einem Wesen genau Menschenwürde zukommt.
Meiner Meinung nach ist das ein sehr schwieriges Thema, aber ich finde, dass PID nur erlaubt werden sollte, wenn auch wirklich klar ist, dass das Paar das nur will, weil es Angst davor hat, dass das Kind eine schwere Erbkrankheit bekommt. In anderen Fällen, zum Beispiel wenn die Eltern sich aussuchen wollen, wie ihr Kind aussieht und welches Geschlecht es hat, finde ich es nicht gerechtfertigt.
Auch dass ein Embryo nur „gezüchtet“ wird, um als Spender für sein Geschwisterkind zu fungieren, finde ich absolut nicht zulässig, da man die Menschenwürde des „Spenderkindes“ verletzt.
Außerdem ist es schwer zu sagen, wann und wo man damit aufhört, wenn die PID legalisiert werden würde, würde eine genetische Voruntersuchung jedes Embryos wahrscheinlich an der Tagesordnung liegen, was wiederum dazu führen könnte, dass eine Selektion nach dem perfekten Menschenbild stattfinden könnte.
Wie steht ihr dazu? Seid ihr für oder gegen PID?
3 Kommentare
Kommentieren →Hallo Entschlossenheit,
ich muss deiner Aussage, dass die Präimplantationsdiagnostik ein schwieriges Thema darstellt, zustimmen. Auch ich stehe diesem kritisch gegenüber, da ich befürchte, dass in diesem Bereich viel Schindluder getrieben wird. Statt einer vorgeschobenen Untersuchung auf Erbkrankheiten, so kann ich mir vorstellen, werden manchmal weitere Details wie Haarfarbe, Augenfarbe oder ähnliches unter die Lupe genommen. Das entwerfen eines Designerbaby sollte definitiv nicht möglich sein.
Außerdem übernimmt der Mensch eine Art ,,Schöpferrrolle“, er entscheidet, welcher Embryo das Recht auf Leben hat – und welcher nicht.
Jedoch bin ich der Meinung, dass die Präimplantationsdiagnostik bei so genannten ,,Risikopaaren“ zulässig sein sollte, da dadurch viel Leid und Schmerz erspart bleiben kann.
Zum Thema Rettung eines Geschwisterkindes zum Beispiel durch Stammzellenspende habe ich keine klare Meinung. Einerseits kann dies natürlich hilfreich sein, andererseits ist dies ethisch gesehen natürlich höchst bedenklich.
Zusammenfassend kann man sagen, dass ein Mittelweg wahrscheinlich die richtige Lösung darstellt. Damit ist gemeint, die Präimplantationsdiagnostik zwar zuzulassen, dies aber nur unter sehr strengen Auflagen. Diese sollte also nur Paaren gewährt werden, bei denen das Risiko der Weitervererbung einer schlimmen Krankheit besonders hoch ist.
Liebe Grüße von bananapancake0!
Ich finde dies auch eine sehr schwierige Frage, denn einerseits finde ich es gut wenn Erbkrankheiten frühzeitig erkannt werden und somit nicht auftreten können, was den Eltern aber auch dem Kind viel Leid erspart, andererseits finde ich es überhaupt nicht gut sich ein Kind zu designen. Dies finde ich einen zu weiten Eingriff in die Entstehung eines neuen Lebens und man sollte es dem Zufall oder der Natur überlassen wie viele und was man für ein Kind bekommt. Das wichtigste ist das das Kind gesund ist und nicht das Aussehen zählt.
Ich bin auch eher der Meinung, dass man kein Kind „züchten“ sollte, nur damit es jemand anderem helfen kann. Natürlich ist es gut, wenn man seinem kranken Kind helfen will, aber das sollte man vielleicht nicht tun, indem man einfach noch ein „Spenderkind“ bekommt oder „züchtet“. Ich meine, dass spricht, wie du schon erwähnst, gegen die Menschenwürde des Kindes und es ist auch moralisch nicht richtig, finde ich jedenfalls. Denn wie würde sich das „Spenderkind“ fühlen, wenn es irgendwann erfährt, dass es es nur gibt, weil es seinem kranken Bruder oder seiner kranken Schwester helfen sollte. Auch wenn seine Spende sehr nützlich sein kann, so bin ich mir trotzdem nicht sicher, wie ich genau darüber denken soll.
Und dass man die Haar- oder Augenfarbe von seinem Kind bestimmen können soll, finde ich auch nicht wirklich toll. Immerhin ist jeder Mensch einzigartig und gut sowie er ist, da muss man doch nicht entscheiden, wie er aussieht. Außerdem sollte es einem als Eltern doch nicht darum gehen, ob sein Kind die perfekte Haarfarbe hat, sondern darum, dass es ein Teil von einem ist, dass es lernt was wichtig ist und was nicht. Da ist doch komplett egal, ob es grüne oder blaue Augen hat, es ist immernoch sein Kind. Und das ist es doch worauf es ankommt, dass es eben das eigene Kind ist, mit allen guten und schlechte Dingen, die es von seinen Eltern bekommen hat, denn die machen es erst zu dem was es ist. Und so sollte jedes Kind für die Eltern perfekt sein, auch wenn niemand wirklich perfekt ist, einfach weil es, egal mit welcher Haarfarbe, einzigartig ist.