Da ich selbst Ski fahre und überlegt habe, ob ich in den Weihnachtsferien gehen soll, wollte ich mich etwas genauer mit dem Thema auseinandersetzen. Im folgenden werde ich besonders auf die Aspekte Umwelt, Wirtschaft und Corona eingehen.
Umwelt:
(Bild entfernt. Quelle unklar. Sü)
Durch den Bau einer Skipiste werden kilometerweise Wälder gerodet, Bäume samt Wurzel herausgerissen und Waldböden planiert. Teilweise werden sogar Felsen gesprengt oder Flüsse umgeleitet. Doch das ist nicht alles, denn es wird ebenfalls Platz für Parkplätze, Hotelanlagen, Zubringerstraßen, Lifte und Gondeln benötigt. „Für Skigebiete und die dazugehörige Infrastruktur sind gigantische Flächen notwendig. Das bedeutet einen großen Einschnitt in das jeweilige Gebiet und die Zerstörung von Lebensräumen der dort beheimateten Tiere“, so Martina von Münchhausen, die bei WWF Deutschland als Tourismus-Expertin arbeitet. Doch nicht allein die riesige benötigte Fläche ist das Problem: Durch das Planieren der Pisten wird der Boden so verhärtet, dass er kaum mehr Wasser aufnehmen kann. (Das Planieren dient dazu, die Pisten möglichst gleichmäßig abzuflachen, um darauf besser Skifahren zu können). Das führt wiederum zu Überschwemmungen, sowie Erosion, Schlamm- und Gerölllawinen. Verstärkt wird der Effekt ebenfalls durch die Abrodung der Wälder, da sich diese Lawinen nun ungehindert ausbreiten können. Somit kann es im Winter in den Skigebieten zu Schneelawinen kommen, besonders wenn sich die Sportler nicht an die Pistenabgrenzungen halten, man nennt dies auch Freeriden. Im Winter 2014/2015 starben in der Schweiz 32 Menschen durch Lawinen. Durch das Freeriden können also nicht nur Lawinen ausgelöst werden, sondern man dringt dabei auch noch in die Lebensräume der Wildtiere ein. Die meisten Tiere verlangsamen im Winter ihren Stoffwechsel. Kommt es jedoch zu Stresssituationen, wenn bspw. ein Skifahrer das Gebiet durchkreuzt, werden die Tiere in Angst versetzt und flüchten. Bei der Flucht verlieren sie wichtige Energiereserven, die sie bräuchten, um den Winter zu überleben und es kommt im schlimmsten Fall zum Erschöpfungstod. Besonders betroffen sind Gämse, Steinböcke, Rehe, Rotwild, Schneehasen und einige Vogelarten. Die Wildtiere werden zusätzlich in ihren Ruhephasen gestört, wenn die Schneekanonen aktiviert werden. Diese verursachen ähnlich großen Lärm wie eine stark befahrene Straße und werden hauptsächlich abends eingesetzt. Gerade in tiefer gelegenen Skigebieten kann man den Skitouristen ohne die Schneekanonen keine Schneegarantie zusagen, was natürlich abstoßend auf die Touristen wirkt. Durch den Klimawandel wird sich der Schneemangel in Zukunft noch verstärken. Schon jetzt müssen immer mehr Skigebietbetreiber die Pisten künstlich beschneien. Jedoch verbrauchen die Schneekanonen extrem viel Wasser und Energie. Pro Hektar verbrauchen sie jährlich etwa eine Millionen Liter Wasser, was dem Bedarf einer Großstadt wie Hamburg entspricht. In den Alpen führen einige Flüsse jetzt schon bis zu 70% weniger Wasser als vor Einführung der Schneekanonen. Um die Wassermassen in Zukunft noch bereitstellen zu können, müssten künstliche Speicherseen in der Nähe der Skigebiete angelegt werden, was wiederum zur Eingrenzung und Zerstörung der Natur beiträgt. Kunstschnee ist nicht nur deshalb keine gute Ausweichmöglichkeit, er ist auch dichter als natürlicher Schnee, weshalb weniger Sauerstoff an die Erde gelangt. Das ist ein Problem für die gesamte Vegetation unter der Schneedecke, da diese abstirbt und im Sommer sich nicht mehr erholen kann. Es kommt zu kaputten Wiesen, planierten Böden und weniger Wildtieren. Man könnte jetzt denken, dass das Problem nur bei den Pisten liegt, doch das ist falsch! Rund 85% des CO2-Ausstoßes im Wintertourismus wird allein durch die eigene An-/Abreise produziert. Die meisten kommen nur für ein paar Tage und legen dafür eine lange Strecke hinter sich. Alle fahren mit dem eigenen Auto, kaum einer nutzt Bus oder Bahn. Von 45 bis 50 Millionen Touristen im Jahr kommen gerade einmal 5% mit der Bahn.
Wirtschaft:
Gerade in den Ländern Österreich und Schweiz arbeiten viele Menschen in der Skibranche, da es dort sehr beliebte Skigebiete gibt. Mit einem Skiurlaub unterstützt man die dortige Wirtschaft enorm. 2014 wurden in den österreichischen Alpen rund 66 Millionen Übernachtungen registriert. Dort arbeiten knapp 20% der Vollzeitbeschäftigten im Bereich Freizeit und Tourismus. Angenommen keiner würde dieses Jahr Skifahren gehen, dann würde die Wirtschaft riesige Einbußen machen und einige vermutlich sogar ihren Job verlieren. Durch Corona würden sie dieses Jahr zwar entschädigt werden, doch das schadet der Wirtschaft ebenfalls, wobei man abwägen muss was das kleinere Übel ist: Die Skibranche dicht zu halten und diese zu entschädigen oder die Skibranche öffnen zu lassen und dadurch weitere Lockdowns zu riskieren.
Corona:
Österreich war vor Weihnachten lange Zeit im Lockdown, um die Inzidenzen zu senken. Der Plan dahinter war, über den Winter vor allem die Skisaison zulassen zu können. Die Wirtschaft braucht das Geld und durch den vorherigen Lockdown konnten sie die Grenzen öffnen. Sie haben nichtsdestotrotz strenge Corona-Auflagen: Für die Einreise nach Österreich gilt die 2G-Plus-Regel. Das bedeutet, man muss Genesen oder Geimpft sein und zusätzlich einen PCR-Test machen, außer man hat schon eine Booster-Impfung. Am Skigebiet selbst gilt die 2G-Regel, man muss überall Abstand halten und beim Lift eine FFP2-Maske tragen. Draußen während des Fahrens ist die Ansteckungsgefahr relativ gering, doch auch ohne Après-Ski werden die Leute sich in Innenräumen aufhalten und essen oder einkaufen. Das muss gar nicht mal zwingend direkt am Berg sein. Wenn die Touristen in die Einkaufsläden gehen und sich dort möglicherweise anstecken, tragen sie das Virus von dort bis in ihre Heimat, wo es sich dann schnell ausbreiten kann. Dadurch kann das Virus in alle Welt hinausgetragen werden. Beim Skifahren passieren immer wieder schwere Unfälle. Im Winter 2013/2014 wurden rund 41.000 verletzte deutsche Skifahrer registriert. Die Krankenhäuser sind in Zeiten von Corona um jeden Menschen weniger froh, den sie versorgen müssen.
Fazit:
Da die negativen Aspekte (Umweltzerstörung, erhöhte Virusausbreitung,…) des Skifahrens eindeutig den positiven Aspekten (Ankurbeln der Wirtschaft) überwiegen, bin ich persönlich gegen einen Skiurlaub, besonders wenn Corona noch herrscht. Ich finde man sollte nun nicht auf Zwang die Skigebiete öffnen, nur damit die Leute für ein paar Tage das Skifahren genießen können. Im Vordergrund sollte die Eindämmung des Virus stehen, bevor man überlegt, was man alles wieder öffnet. Ebenfalls der Umwelt sollte mehr Beachtung geschenkt werden. Vielen ist diese Klimasünde gar nicht bewusst. Wer jedoch trotz der verheerenden Folgen das Skifahren nicht missen möchte, der kann unter folgendem Link Tipps für möglichst nachhaltiges Skifahren finden (ganz unten auf der Seite): https://www.wwf.de/aktiv-werden/tipps-fuer-den-alltag/umweltvertraeglich-reisen/skifahren-wintersport-mit-folgen/
Quellen:
https://www.derwesten.de/reise/gefahren-des-tiefschnees-pro-und-contra-wintersport-id11335996.html
https://www.derstandard.at/story/2000121992674/pro-und-kontra-skigebiete-zusperren
https://www.snowplaza.de/weblog/21539-skifahren-nachhaltigkeit-umwelt/
1 Kommentar
Kommentieren →In deinem Beitrag hast du dich auf mehrere Kriterien bzw. Überthemen bezogen und sowohl Vor- als auch Nachteile des Skifahrens genannt. Da ich selber manchmal Skifahren gehe und in ein bis zwei Monaten die Saison wieder beginnt, fand ich deinen Blogpost sehr interessant und informativ. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich mir zwar dessen bewusst war, dass Skifahren kein umweltfreundliches Hobby ist, jedoch habe ich mich nicht weiter mit diesem Thema auseinandergesetzt. Ich finde es erschreckend und gleichzeitig beängstigend, wie schlimm dabei die Flora und Fauna beschädigt und zerstört wird. Hierbei bleibt es ja nicht nur bei der Rodung von Wäldern für die Skipiste, sondern auch für die Wege, Parkplätze, Hütten etc.. Auch die negativen Auswirkungen auf die Natur und Tierwelt in der Zeit nach der Skisaison sind einfach nur entsetzlich. Auch wenn man mit seinem Skiurlaub die Menschen, welche im Tourismus arbeiten und somit die Wirtschaft unterstützt und es mittlerweile keine Lockdowns gibt, so rechtfertigt dies für mich nicht die von dir geschilderte Problematik.
Aus diesem Grund würde ich es mir sehr gut überlegen ob ich wirklich noch einmal Skifahren gehe oder ob ich lieber etwas anderes mache. In diesem Zusammenhang hättest du vielleicht alternative Attraktivitäten nennen können. Mir würde an dieser Stelle Langlaufen einfallen. Hierbei wird weniger Infrastruktur und Energie benötigt als beim Skifahren. Zudem sind keine Pisten oder Lifts notwendig und man kann trotzdem eine ruhige und naturnahe Erfahrung in der Schneelandschaft machen. Auch Spaziergänge oder Wanderungen auf geräumten Wegen, sind eine mögliche Alternative zum Skifahren.