Sind Wissenschaftler für die Folgen ihrer Erfindungen verantwortlich?

Alfred Nobel erfand 1866 das Dynamit. Seine eigentliche Intention war das Entwickeln eines Sprengstoffs, der ohne große Gefahr transportiert und verwendet werden kann. Bisherige Sprengstoffe führten immer wieder zu großen Unglücksfällen. Durch die verbesserten Eigenschaften entwickelte er allerdings eine Kriegswaffe, die zum Beispiel im deutsch-französischen Krieg eingesetzt wurde. Schon bald verdiente Alfred Nobel ein Vermögen mit der neuen Waffe, die nicht nur in Kriegen, sondern auch für Attentate verwendet wurde.
Nobel wird sich über die negativen Folgen seiner Erfindung bewusst und nimmt anonym an Friedenskongresse teil und spendet Geld an pazifische Organisationen. Zusätzlich legt er fest, dass nach seinem Tod mit dem Großteil seines Vermögens eine Stiftung gegründet werden soll, die Menschen, die sich für das Wohl der Menschheit einsetzen, mit einem Preis auszeichnen soll. Daraus entstand der Nobelpreis, der auch noch heutzutage jedes Jahr an Alfred Nobel’s Todestag in Stockholm verliehen wird. Nun ergibt sich die Frage, ob Wissenschaftler für negative Folgen ihrer Erfindungen verantwortlich gemacht werden können.

Dafür spricht, dass die Idee der Erfindung von ihnen kommt und sie sich dafür entschieden haben an dieser Idee zu forschen. Jeder ist hierbei für seine Taten selbst verantwortlich und sollte abwägen, ob das Arbeiten an dieser Idee gefährlich ist. Besonders die Entscheidung seine Entdeckung zu veröffentlichen ist ein großer Schritt, der nicht ohne sorgfältige Kontrollen gemacht werden sollte. Vor der Veröffentlichung muss sicherstellen werden, dass ihre Idee nicht missbraucht werden kann.
Zudem könnte es sein, dass die Wissenschaftler die negativen Seiten ihrer Erfindung bereits erkannt haben, ihre Erfindung aber dennoch auf den Markt bringen mochten. Dies könnte daran liegen, dass sie Kriegsbefürworter sind und ihr Ziel die Vernichtung ist oder dass sie ausschließlich auf Ruhm und Geld aus sind und deshalb fahrlässig handeln.

Auf der anderen Seite gibt es auch einige Argumente, die dagegen sprechen, dass Wissenschaftler für ihre Erfindungen verantwortlich sind. Einige Wissenschaftler wussten zur Zeit ihrer Erfindung nicht, welch schwerwiegende Folgen sie haben kann. Beispielsweise wusste Otto Hahn 1938 nicht, dass durch die bei der Kernspaltung entstehenden Energie und Radioaktivität nicht nur für die Technik und Medizin, sondern auch für den Waffenbau genutzt werden kann.
Wie in vielen weiteren Fällen, hatten Wissenschaftler gute Intentionen und Ideen, doch die Gesellschaft hat sie in etwas Schlechtes weiterentwickelt. Auch Alexander Flemming, der Entdecker des Penicillins, hat viele Menschenleben gerettet. Die Gesellschaft hat trotz der Warnung vor Antibiotikaresistenzen das Medikament übermäßig gebraucht, zum Beispiel durch den Einsatz von Antibiotika bei Masttieren, der teilweise präventiv war oder allgemein durch die zu häufige Einnahme von Antibiotika. Somit ist nur die Gesellschaft und nicht der Erfinder selbst für die negativen Konsequenzen der Erfindung verantwortlich. Die Aufgabe von Wissenschaftlern ist schließlich Dinge zu entwickeln und ihren eigentlichen Zweck auf Gefahren zu testen, nicht aber sich Gedanken darüber zu machen, ob man ihre Erfindung in eine Waffe umbauen kann. Dies ist die Verantwortung der Gesellschaft und Politik, die die Weiterentwicklung der Erfindung beobachten, eventuell durch Gesetze einschränken oder verbieten müssen. Eventuell sollten mehr Institutionen eingerichtet werden, die Ideengut für Erfindungen sorgfältig überprüfen, bevor es veröffentlicht wird.


Allerdings wird die Politik ihrer Verantwortung nicht immer gerecht. Wissenschaftler haben bereits vor negativen Seiten ihrer Erfindungen gewarnt, diese wurden jedoch ignoriert. Beispielsweise wurde bei der Inbetriebnahme vieler Atomkraftwerke keine Lösung gefunden, wo der radioaktiven Atommüll gelagert werden kann. Man hat vorwiegend die Energiegewinnung, die positive Seite der Kernkraft, gesehen und die negativen Aspekte, wie zum Beispiel den entstehenden Atommüll, verdrängt und optimistisch gedacht, dass die Wissenschaft in Zukunft eine Lösung finden wird. Nun kann man nicht die Wissenschaft, sondern muss die Gesellschaft für das Atommüllproblem verantwortlich machen.


Zudem kann man fast jede Erfindung in etwas Schlechtes umwandeln. Selbst Transportmittel sind schlecht für die Umwelt, können schwere Unfälle verursachen oder können für Anschläge benutzt werden und dennoch könnten wir uns heute ein Leben ohne Transportmittel nicht mehr vorstellen und nur schwer darauf verzichten. Aufgrund dessen sollten ihre Erfinder geehrt und nicht durch falschen Umgang mit ihren Erfindungen für Katastrophen verantwortlich gemacht werden. In einigen Fällen überwiegt nämlich der gute Nutzen der Erfindung.


Zuletzt lässt sich sagen, dass einige Erfindungen so essentiell sind, dass sie früher oder später erfunden werden mussten. Damals kam es schließlich öfter vor, dass Dinge gleichzeitig an verschiedenen Orten von verschiedenen Forschern erfunden wurden. Das bedeutet, dass man eine Erfindung nicht unbedingt an einer Person festmachen kann und behaupten könnte, dass sie ohne diese Person nicht existieren würde. Höchstwahrscheinlich wäre die Erfindung dann ein paar Jahre später auf den Markt gekommen.

Schließlich komme ich zu dem Fazit, dass Wissenschaftler zumeist nicht für ihre Erfindungen verantwortlich gemacht werden sollten. Natürlich spielen dabei auch Faktoren wie die Intention oder die Vorhersehbarkeit der negativen Folgen eine Rolle, doch in den meisten Fällen wollten Wissenschaftler das Wohl der Menschheit fördern, indem sie Technologien voranbringen und das haben sie aufgrund vieler Erfindungen geschafft. Wenn man abwägen würde, haben die meisten essentiellen Erfindungen der Menschheit vorwiegend gute Folgen und werden meist von Menschen absichtlich missbraucht.

Quellen:

https://www.ndr.de/geschichte/Alfred-Nobel-und-die-Erfindung-des-Dynamits,alfrednobel104.html#:~:text=September%201867%3A%20Dynamit-Patent%20f%C3%BCr%20Alfred%20Nobel& zuletzt aufgereufen am 02.01.2021
https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Die-Entdeckung-der-Kernspaltung,uranspaltung100.html zuletzt aufgerufen am 02.01.2021
https://www.philosophie.ch/blogartikel/highlights/philosophie-aktuell/die-verantwortung-der-wissenschaft zuletzt aufgerufen am 02.01.2021

3 Kommentare

Kommentieren →

Hi Moonlight,
ich bin absolut deiner Meinung, dass Wissenschaftler nicht für die negativen Folgen ihrer Erfindung verantwortlich gemacht sollen, denn oft haben diese nur eine gute Intention. Ich finde es auch sehr verantwortungslos, die Schuld auf die Erfinder zu schieben, denn ich finde, jeder ist selbst dafür verantwortlich, wie er eine Sache bzw. eine Erfindung nutzt. Es kann doch nicht der Erfinder der Rasierklinge schuld sein, dass Leute diese zu Suizidzwecken benutzen, um es mal exaggeriert auszudrücken. Dein Beitrag erinnert mich aber auch daran, was der Erfinder von dem Videospiel Doom und der Erfinder von Counter-Strike gesagt haben, als man ihnen vorgeworfen hat, dass ihre Videospiele der Auslöser für sämtliche Amokläufe wären. Beide haben gesagt, dass sie eigentlich nur ein Spiel erfunden haben, damit die Menschen Spaß am Spielen haben, und nicht eins, das Morden beibringen sollte.
Außerdem ist es auch schwierig im Voraus abzuschätzen, ob die schlechten Seiten einer Erfindung so weit überwiegen, dass man sie der Öffentlichkeit enthalten sollte. Vielleicht hätte es viele Menschen gerettet und man hat es nicht veröffentlicht? Ich denke, ein Erfinder, der so einen Einfall hat, kann nicht allein mit der Verantwortung leben, solch eine wichtige Erfindung zu verschweigen. Deswegen muss man Erfinder eher dafür respektieren, dass sie die Welt weitergebracht haben oder es zumindest versucht haben.
Viele Grüße,
Asparragus

Hallo Moonlight,
Ich bin ebenfalls deiner Meinung, dass Wissenschaftler*innen nicht für die negativen Folgen ihrer Erfindungen verantwortlich gemacht werden sollten. Wissenschaftler*innen erfinden ja nicht mit Vorsatz etwas, dass in späterer Zukunft negative Folgen haben kann. Außerdem liegt es an der Gesellschaft und an den Umständen der Zeit, wie die Erfindung weiter entwickelt wird. Die Enfindungen oder Entdeckungen die gemacht wurden haben vielen Menschen geholfen, sonst hätten sie sich nicht durchgesetzt. Und was dann weiter mit der Erfindung des Wissenschaftlers passiert, darauf hat er/sie keinen Enfluss mehr, also sollte er/sie auch nicht Verantwortlich für die negativen Folgen gemacht werden.
Viele Grüße
Arendt

Hey Moonlight,
ich finde dein Thema sehr interessant und habe bisher noch nicht darüber nachgedacht, ob Wissenschaftler Schuld an negativen Auswirkungen ihrer Erfindungen bekommen sollten. Durch deinen Text hast du mich ins Nachdenken versetzt und ich bin ebenfalls zu dem Entschluss gekommen, dass sie keine Schuld daran tragen sollten, denn z.B. bei dem Dynamit, das Alfred Nobel erfunden hat, hatte er dabei keinerlei schlechte Absichten, ganz im Gegenteil, er suchte nach einer Erfindung um das Leben für Menschen einfacher zu machen. Ich denke die meisten Wissenschaftler haben keine schlechten Intentionen in ihren Erfindungen, sondern haben nur mögliche negative Folgen zu wenig bedacht, die ihre Erfindung hervorbringen könnte. Es ist schwer zu beurteilen, ob der Wissenschaftler in einem solchen Fall die Verantwortung übernehmen muss, denn seine Erfindung brachte natürlich auch positive Auswirkungen und hilft vielleicht das Leben für uns Menschen einfacher zu machen.
Liebe Grüße
Stitch 😉

Schreibe einen Kommentar