Sind Schönheitsoperationen Feministisch?

Schönheitsoperationen sind in den letzten 10 Jahren immer zugänglicher und normaler geworden. Anstatt sich mit Unsicherheiten herumzuschlagen, kann man sie jetzt mit einer Operation dauerhaft loswerden. Mit Hilfe  der sozialen Medien werden junge Menschen, insbesondere Mädchen, mit Schönheitsidealen bombardiert, denen sie entsprechen sollen. Und der einfachste Weg, diese Schönheitsideale zu erreichen, sind Schönheitsoperation.

Ich denke, der prominenteste Grund, warum viele Frauen Schönheitsoperationen für feministisch halten, ist der „Wahlfeminismus“. Der „Wahlfeminismus“ (eine Subkultur von Feminismus auch „choice feminism“ genannt) besagt, dass alles, was eine Frau aus freiem Willen tut, feministisch ist.  Ich persönlich halte den „Wahlfeminismus“ für etwas oberflächlich, da der Grund für die Wahl nicht berücksichtigt wird, obwohl er für die Entscheidung, ob etwas feministisch ist oder nicht, sehr wichtig ist. Die Ideologie ist einfach nicht klassenübergreifend. Zum Beispiel Arbeiten viele Frauen nach der Geburt eines Kindes nicht, weil es sie ermächtigt, sondern weil sie es müssen, um ihre Kinder zu versorgen. Die Tatsache, dass man eine Wahl hat und eine Entscheidung trifft, macht sie nicht zu einer feministischen Entscheidung.

Andere Frauen wiederum argumentieren, dass Schönheitsoperationen feministisch sind, weil sie sich dadurch gut und selbstbewusst fühlen.

Ich persönlich glaube nicht, dass Schönheitsoperationen per se feministisch sind. ViEle leute online neigen dazu, alles, was Frauen tun, als feministisch abzustempeln, und das ist einfach nicht richtig. Aber ich finde auch nicht, dass eine Schönheitsoperation eine Frau weniger zu einer Feministin macht. Nicht alles, was eine Frau tut, muss einen feminsitischen Hintergrund haben.

Der Hauptgrund, warum ich denke, dass plastische Chirurgie nicht feministisch ist, ist, weil sie einen individuell ermächtigt, aber nicht ALLE Frauen einen Schritt näher zur Gleichberechtigung bringt. Bei Feminismus geht es darum, die unterschiedlichen Erfahrungen, Identitäten, Kenntnisse und Stärken von Frauen zu respektieren und alle Frauen zu befähigen, ihre Rechte in vollem Umfang auszuüben. Schönheitsoperationen erfüllen keines dieser Ziele, sondern verstärken die von den Medien aufgestellten Schönheitsstandards, die den Wert einer Frau nach ihrem Aussehen beurteilen. Ich denke sogar, dass man durch plastische Chirurgie die Tatsache verstärkt, dass die Schönheitsstandards etwas sind, das Frauen ernst nehmen und anstreben sollten, und dass das Aussehen einer Frau so wichtig ist, dass sie potenziell ihr Leben in Gefahr bringen sollte, um diesen Standard zu erreichen.

Ich glaube auch nicht, dass es Schönheitsoperationen in dieser Form geben würde, wie sie es tun. Bei Schönheitsoperationen geht es um die Einhaltung von Schönheitsnormen, bei denen es wiederum darum geht, Männer idealen zu befriedigen. Wenn es keine Schönheitsnormen gäbe, würde niemand bereitwillig für ein teures Verfahren zahlen, das medizinisch nicht notwendig ist und möglicherweise zum Tod führen kann. Niemand wird damit geboren, einen Teil seines Körpers zu hassen. Das wird uns von den sozialen Medien beigebracht, um uns Produkte zu verkaufen, die genau diese „Fehler“ beheben sollen.

Insgesamt denke ich nicht, dass es ein Problem mit Schönheitsoperationen gibt, egal ob man sie für feministisch hält oder nicht, solange man selbstbewusst und glücklich ist, warum nicht. Was mich allerdings stört, ist, wenn Leute leugnen, dass man etwas hat machen lassen. Das gibt jungen, eindrucksvollen Mädchen das Gefühl, dass sie von Natur so aussehen sollten wie diese nicht realisierbaren Ideale.