Ein grundlegendes Merkmal unserer modernen Gesellschaft ist der stetige Drang nach Konsum und Materiellem. In einer Welt, in der Werbung und Marketing uns täglich mit Verlockungen ködern, ist es schwierig, dem Sog des Überkonsums zu widerstehen. Doch während der Konsum oft als Zeichen des Fortschritts und Wohlstands betrachtet wird, sollten wir uns bewusst machen, dass dieser ungebremste Konsum auch ernsthafte Probleme mit sich bringt.
Ergebnisse des Statistischen Bundesamts zeigen: An Konsumgütern herrscht in Deutschland kein Mangel. Im Schnitt besitzt jeder Haushalt drei Telefone, anderthalb Flachbildschirm-Fernseher und etwas mehr als ein Auto, haben die Statistiker für 2017 ermittelt. Jeder zweite Haushalt besitzt zudem eine Spielkonsole und ein Navigationsgerät, jeder dritte einen Heimtrainer. Insgesamt stehen in jedem Haushalt im Durchschnitt 37 Unterhaltungs-Elektrogeräte.
So sieht man, dass in Deutschland kein Mangel an Konsumgütern herrscht, da die Menschen es sich gerne leicht machen. Denn dies ist oftmals kurzfristig die Wirkung. Doch langfristig machen wir uns damit unsere eigene Lebensgrundlage kaputt. Wir verbrauchen in viel zu kurzer Zeit zu viel unserer natürlichen Rohstoffe, wie das Grundwasser, den Boden oder auch die Wälder, was letztendlich dazu führt, dass ein noch kleinerer Teil der Bevölkerung Zugriff zu lebenswichtigen Ressourcen haben wird.
Uns muss bewusst sein, dass vor allem die westlichen Industriestaaten massiv zu dieser Knappheit beitragen, da wir seit Jahren über dem Durchschnitt leben. Eine Konsumgewohnheit, die sich zum Beispiel sehr negativ auswirkt, ist der übermäßige Fleischverzehr und die damit verbundene Massentierhaltung. Mit einer riesigen Menge von verbrauchtem Wasser und gerodetem Regenwald hat dies eine sehr schlechte Ökobilanz.
Ein großes Problem ist außerdem, dass viele Hersteller ihre Produkte heutzutage auf eine kürzere Nutzungszeit auslegen. So ist es beispielsweise auch nicht mögliche diese zu reparieren. Apple hat beispielsweise schon einige Firmen, die deren Smartphones aufbereiten, auf viel Geld verklagt. So wird der Käufer angetrieben alles neu zu kaufen und die Konsumgesellschaft weiter gestärkt.
Des Weiteren wird die Ausbeutung der Arbeiter weiter voran getrieben. Für unsere billigen Konsumgüter müssen viele Menschen in Entwicklungsländern unter schlechten Arbeitsbedingungen Schwerstarbeit leisten und werden dafür nicht einmal entlohnt und obwohl man relativ oft über dieses Thema der Ausbeutung hört, denken viele Menschen in ihrem täglichen Leben nicht daran, woher ihre Produkte sein könnten.
Ich finde es wichtig sich damit zu befassen und sich bei Einkäufen zu fragen, was man unbedingt braucht und ob dies auch nachhaltig ist. Wir machen alle noch viele Fehler, doch das Wichtigste ist, dass wir es versuchen und wir ein Bewusstsein dafür entwickeln. Insgesamt ist es an der Zeit, den schädlichen Auswirkungen des Überkonsums entgegenzutreten und alternative Wege des Lebens und Wirtschaftens zu erkunden. Nur so kann man gegen die Ressourcenknappheit ankommen, doch leider müsste dass auch mehr in den Köpfen der Politiker und auch vor allem der großen Wirtschaftsakteure ankommen, sodass sich grundlegend etwas ändern könnte.
1 Kommentar
Kommentieren →Hallo Tokio,
Ich stimme Dir komplett darin zu, dass der globale Norden seit dem Anfang der neoliberalen Ära in einer Überkonsumgesellschaft lebt und diese weiter ausbaut wird. Dabei werden natürlich auch Arbeiter aus dem globalen Süden ausgebeutet und Mitglieder der eigenen Gesellschaft durch kurzlebige Produkte dazu gezwungen immer mehr zu konsumieren. Die Argumente sprechen für sich, und Du hast sie zu Wort kommen lassen. Auch befürchte ich, dass wir mit diesem Überkonsum langfristig unsere Lebensgrundlage verlieren. Auf der einen Seite vernichten wir zu viele Rohstoffe im Namen des Konsums, auf der anderen Seite erzeugen wir zu viele Treibhausgase und Müll mit der einzigen Hoffnung, der Markt würde die Dinge für uns schon regeln.
Allerdings denke ich, dass das größte Problem der Überkonsumgesellschaft nicht nur in ihren Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen liegt, sondern auch in ihrer Alternativlosigkeit. Wir leben in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem, für das Wirtschaftswachstum unerlässlich ist. Dies ist dadurch bedingt, dass die einzelnen Unternehmen aufgrund des Konkurrenzdrucks untereinander immer weiterwachsen müssen. Das bekannte „fressen-oder-gefressen-werden“. Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich, dass wir Konsumenten immer mehr konsumieren müssen, um den Wachstumsdrang der Unternehmen zu stillen. Fordern wir also berechtigterweise, die Überkonsumgesellschaft hinter uns zu lassen, müssen wir bedenken, dass es zu kurz greift einfach weniger zu konsumieren. Wir müssen eine neue Form des Wirtschaftens finden.
Auf dieser Suche sollten wir auch uns selbst besser studieren. Denn ein weiteres großes Problem der Überkonsumgesellschaft ist in meinen Augen, dass sie die Natur des Menschen verleugnet, indem sie Wirtschaftswachstum mit einer steigenden Zufriedenheit der Gesellschaft gleichsetzt. Grundsätzlich ist diese Korrelation zulässig –
vor allem wenn es um eine Befriedigung der Grundbedürfnisse geht –, da ein Wachstum des Wertes von Waren und Dienstleistungen mit einem steigenden Lebensstandard einhergeht. Doch sind die Grundbedürfnisse des Menschen befriedigt, muss Wirtschaftswachstum nicht automatisch zu steigender Zufriedenheit führen. Denn wie wir in der Maslowschen Bedürfnishierarchie (https://de.wikipedia.org/wiki/Maslowsche_Bedürfnishierarchie#/media/Datei:Einfache_Bedürfnishierarchie_nach_Maslow.svg) gut erkennen können, gibt es viele Bedürfnisse des Menschen, die nicht mit Konsum befriedigt werden können. Wollen wir also die Überkonsumgesellschaft hinter uns lassen, müssen wir uns fragen: “Wofür lohnt es sich noch so viel zu arbeiten wie wir es jetzt tun?“ Für den Konsum auf jeden Fall nicht, denn dieser kann nur die Grundbedürfnisse des Menschen stillen. Aber vielleicht für die Selbstbestimmung?
VG Mittelscheitelmanfred