Sollte ein Arzt für seine Behandlungsfehler die Folgen tragen?

Dauerhafte Erblindung durch Zahnziehen, Chemo ohne Krebserkrankung, lebendige Frau für Tod erklärt, Warnsignal des Beatmungsgerätes ausgeschalten – diese Berichte ärztlicher Eingriffe zeigen die Fehlbarkeit während Behandlungen auf, aufgrund Unachtsamkeit, mangelnder Organisation oder fehlender Kommunikation.

Ein Behandlungsfehler liegt nach deutschem Recht vor, wenn eine medizinische Behandlung nicht nach den zum Zeitpunkt der Behandlung bestehenden, allgemein anerkannten fachlichen Standards erfolgt, soweit nicht etwas anderes vereinbart ist.

Die Ärzte und Arzthelfer tragen in den meisten Fällen die größte Verantwortung während medizinischen Eingriffen. Sie sind dafür zuständig, Krankheiten fehlerfrei vorzubeugen, Diagnosen rechtzeitig zu erkennen und diese möglichst risikofrei zu behandeln. Im Jahr 2021 berichtete der medizinische Dienst über die Daten der Behandlungsfehler des vergangenen Jahres. Auffällig ist, dass in 3.222 Fällen innerhalb eines Jahres direkte Schäden nach dem Eingriff aufgetreten sind, von insgesamt 3.665 Fehleingriffen. Oftmals stellen sich Folgeschäden auch erst Wochen oder Monate später aufgrund des Behandlungsfehlers dar. Viele Arztfehler treten aufgrund Stress, Personalmangel, aber auch aufgrund „Leihärzten“ aus dem Ausland, auf. Kommunikationsfehler und Hektik sind die Folge davon, sodass einem Arzt schnell Fehler unterlaufen können.

Es stellt sich die Frage, ob der Arzt für sein falsches Handeln die Folgen tragen sollte, obwohl er gleichzeitig anderen Patienten das Leben rettet.

Das Leben des Patienten wird sich nach der Fehlbehandlung höchstwahrscheinlich durch eine physische oder/und psychische Beeinträchtigung für immer verändern. Je nach Ausmaß des Fehlers kann es zu geringen Veränderungen wie beispielsweise Beeinträchtigungen bis hin zum Tod führen. Nicht nur der Patient ist von dieser Situation betroffen, sondern auch die Angehörigen, da die betroffenen Patienten in einigen Fällen zum Pflegefall werden und dadurch auf Familie und Freunde angewiesen sind.

Des Weiteren würde eine Strafe das Bewusstsein des Arztes stärken, um in zukünftigen ärztlichen Eingriffen das Risiko eines weiteren Behandlungsfehlers durch beispielsweise Unachtsamkeit zu minimieren.

Die emotionale und psychische Belastung eines Arztes nach einem Behandlungsfehler ist nicht zu unterschätzen. Sie werden zum zweiten Opfer und sind ihrem schlechten Gewissen ein Leben lang ausgesetzt. Es kann sogar zu einem so enormen Druck führen, dass manche Ärzte nicht mehr in der Lage sind, den Beruf weiter auszuüben. Menschen sind nicht fehlerfrei und können somit auch im Berufsleben nicht jede Situation perfekt meistern. Das Risiko besteht vor allem in medizinischen Berufen, dass eventuell ein Eingriff nicht wie geplant verläuft, da unser Körper auch unvorhersehbare Reaktionen auslösen kann, welche für die Ärzte nicht abzuschätzen sind.

Wenn eine notwendige Behandlung überhaupt gar nicht erst durchgeführt wird, kann dies schwerwiegendere Auswirkungen auf die Gesundheit haben und zu dauerhaften Schäden führen. Deshalb ist es entscheidend, Vertrauen in die Ärzte zu haben und diese nicht direkt zu verurteilen, denn sie verfolgen das Ziel eine bestmögliche Behandlung zu gewährleisten.

Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass das medizinische Personal die richtige Diagnose stellt und eine darauffolgende bestmögliche Behandlung leistet. Jedoch finde ich es nicht angemessen, Ärzten eine Strafe aufzuhängen für Taten, die sie nicht absichtlich getan haben, um Verletzungen zu heilen oder ein Menschenleben zu retten. Natürlich müssen die betroffenen Patienten im Fokus stehen, denn sie tragen die Konsequenzen. Doch ich denke die Schuldgefühle der Ärzte sind schon „Strafe“ genug.

Ich denke, wenn man Ärzte zur Rechenschaft ziehen würde, wird es sicherlich noch weniger Ärzte geben, da die Angst und das Risiko einen Behandlungsfehler zu tätigen zu hoch ist.

https://www.focus.de/finanzen/experten/anwalt_de/zehn-beispiele-behandlungsfehler-wenn-aerzte-alles-noch-schlimmer-machen_id_11519984.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Behandlungsfehler                   https://md-bund.de/fileadmin/dokumente/Pressemitteilungen/2022/2022_06_30/22_06_30_PK_BHF_Pressemappe_gesamt.pdf

4 Kommentare

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Hallo Nairobi
Ich bin gleicher Meinung. Ich finde auch, dass sie keine Strafen verdient haben, da sie ja keine absichtlichen Fehler machen. Fehler zu machen sind menschlich, jeder macht Fehler. Natürlich haben Ärzte eine besondere Verantwortung, jedoch finde ich es richtig wie du es schon gesagt hast, bei einem Fehler den Arzt nicht zu bestrafen, da der Arzt schon durch seine großen Schuldgefühle selbst betraft wurde.

Hallo nairobi,
Ein wirklich sehr interessantes und gleichzeitig auch wichtiges Thema, über das du schreibst. Ich persönlich finde es sehr schwer, wenn es um meine Gesundheit und in manchen Fällen sogar um mein Leben gehen könnte, einem Arzt zu vertrauen, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob er einen Fehler macht oder nicht. Fehler passieren und sind auch absolut menschlich. Es ist hart, einen Arzt zu bestrafen, wenn er nicht einmal etwas dafür kann. Es kann aber auch niemand garantieren, dass so ein Fehler nicht noch einmal passiert. Ich finde eine Strafe dennoch auch nicht angemessen, da auch nicht immer zweifelsfrei identifiziert werden kann, ob es die alleinige Schuld des Arztes ist, oder ob der Arzt nichts dafür kann. Sollte ein Arzt jedoch gehäuft Fehler machen, müsste meiner Meinung nach härter durchgegriffen werden.

Hallo Nairobi,
Dies ist wirklich ein sehr interessantes Thema bei dem sich die Meinungen sehr spalten.
Ich bin, genau wie du, der Meinung, dass man den Ärzten keine Strafe für Fehler verhängen darf. Denn wie du schon gesagt hast, tun sie dies ja schließlich nicht mit Absicht und außerdem würden Ärzte sich auch immer unschlüssiger bei ihrem handeln werden, wenn sie wüssten dass sie dafür bestraft werden können. Egal ob es sich um Falsche Behandlungen handelt, wobei der Arzt falsch an das Problem herangetreten ist oder auch keine Behandlungen bei denen der Arzt sich des Problems nicht bewusst war. Denn wenn Ärzte unter so einem Druck stehen, dass sie eine Strafe bekommen würden, glaube ich nicht dass sie dadurch bessere Entscheidungen treffen würden.
Doch ich bin der Ansicht, das ein Arzt sich seinen Fehlern bewusst sein sollte und nicht der Meinung sein sollte, dass er unfehlbar ist. Dies sollte auch im Studium gelehrt werden, denn ich glaube die meisten Menschen, die durch eine Fehlentscheidung des Arztes beeinträchtigt werden, wollen nicht, dass der Arzt bestraft wird. Das bringt ihnen ja auch nichts. Sie wollen einfach nur, dass der Arzt sich seinen Fehlern bewusst ist und sich beim nächsten mal vielleicht für die richtige Behandlung entscheidet.

Moin nairobi,
mir gefällt dein Blog sehr gut, da er auf eine verständliche und gut ausgearbeitete Weise das Thema dem Leser näher bringt. Ich bin ganz deiner Meinung das ein Arzt, der alles tut was in seiner Macht steht den Patienten zu helfen, nicht bestraft werden sollte wenn er ein Fehler begeht. Da jeder Mensch auch ohne Strafen erstmal mit den emotionalen Folgen umgehen muss. Zudem wird der betroffene Arzt durch die gesetzlichen Strafen nur noch mehr unter Druck gesetzt, was ihn auch negativ in seinem weiteren Arbeitsleben beeinflussen könnte. Deshalb finde ich gesetzliche Strafen für Ärzte eher kontra produktiv, da sie nur noch mehr Selbstbewusstsein verlieren, was zudem zu vermehrten Fehlern führt.

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