Doping im Leistungssport: Zu großer Druck für Sportler?

„Manchmal frage ich mich, ob es nicht besser wäre, Doping in irgendeiner Form zu erlauben, so knallhart sich das auch anhören mag – Eine dopingfreie Sportszene wird es nie geben.“[1]

So lautet ein Zitat von Robert Harting, einem ehemaligen deutschen Diskuswerfer, der Olympiasieger, sowie mehrmaliger Welt- und Europameister wurde.

Im Jahr 2019 wurden laut der World Anti-Doping Agency (WADA) weltweit insgesamt 1.912 Verstöße gegen die Doping-Regeln im Profisport registriert. Die Anzahl der Fälle in diesem Jahr liegt somit deutlich über dem Durchschnitt der vorherigen sechs Jahre mit ca. 1830 Fällen pro Jahr. Von insgesamt 200.000 Proben von Leistungssportlern weltweit ist dieser Anteil zwar nur sehr gering, dennoch treten solche Fälle vor allem im Kraftsport häufiger auf.[2]

Der Grund dafür ist ganz klar der Leitungsdruck, der im Leistungssport auf den Athleten lastet. Dieser geht von vielen verschiedenen Faktoren aus. Laut der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) sind zum einen  die wirtschaftliche  Abhängigkeit vom Sport und die Abhängigkeit von Medien und Sponsoren ausschlaggebend. Zum anderen macht sich auch der Selektionsdruck bemerkbar, also dass es nur eine begrenzte Anzahl an Kaderplätzen und Fördergeldern gibt und nur die Besten davon profitieren. Desweiteren sind auch die hohe Wettkampfhäufigkeit und die fehlenden Regenerationszeiten ein Grund. Dazu kommt die politische Instrumentalisierung, also der Sport als Möglichkeit, im internationalen Vergleich die eigene Bedeutung zu demonstrieren.[3]

Um diesen Druck eben zu minimieren, indem man immer leistungsstärker wird, werden von manchen Athleten dann eben auf diese illegalen Substanzen zurückgegriffen.

Daraufhin stellt sich für mich die Frage, ob das, unter anderem auch aus ethischer Sicht, ein gerechtfertigtes und vor allem nachvollziehbares Verhalten darstellt.

Wichtig finde ich anzusprechen, dass viele wahrscheinlich auch das Doping mit einer Verantwortung und Kontrolle vom Staat in Verbindung bringen.

„Der Staat müsse eingreifen, sich stärker engagieren, Dopingsünder verfolgen und bestrafen, heißt es immer wieder. Die Sportverbände seien mit den kriminellen Machenschaften der Betrüger überfordert.“[4]

Laut Christoph Bergner (ehemaliger Staatssekretär) sei die Dopingbekämpfung in erster Linie aber Aufgabe des Sports selbst, da dem Staat die Legitimation fehlt, die Sportler zu zwingen sich Tests der Nationalen-Anti-Doping-Agentur (NADA) und der ständigen Bereitschaft für diese, zu unterwerfen. Der Staat kann also die rechtlichen Strukturen schaffen, allerdings sind die Sportverbände selbst für die Verfolgung und Bestrafung der Dopingsünder zuständig.

Nun zu meiner eigenen Meinung. Ich finde es auf jeden Fall nachvollziehbar, dass die Leistungssportler zu den Dopingmitteln greifen, um den enormen Druck, der permanent auf ihnen lastet, auszuhalten. Allerdings denke ich auch, dass das eine sehr gefährliche Lösung ist, da man dabei ziemlich schnell in die Abhängigkeit rutschen kann und es zu einem ständig fortlaufenden Prozess werden könnte. Deswegen muss es meiner Meinung nach eine Lösung geben, um den Sportlern diesen Druck zu nehmen und sie so zu unterstützen. Hier sollte auch von Seiten des Staates etwas unternommen werden um z.B. den Sportlern die finanzielle Sicherheit zu geben, sodass sie sich darüber keine Sorgen machen müssen und das keinen Grund darstellt auf Doping zurückzugreifen. Zwar kann der Staat in Sachen Kontrolle und Maßnahmen nicht so eingreifen, wie z.B. die Sportverbände selbst, dennoch hat er die Möglichkeit den Sportlern die Motive dafür zu nehmen, sodass sie gar nicht auf die Dopingmittel zurückgreifen müssen, wenn sie unter diesem enormen Druck stehen.


[1] Harting, Robert: Interview im Stern, 19. August 2009. 08.07.2023. Verfügbar unter: https://beruhmte-zitate.de/zitate/131903-robert-harting-manchmal-frage-ich-mich-ob-es-nicht-besser-ware/

[2] Statista: Zahl der Dopingverstöße weiter auf hohem Niveau. 05.06.2023. Verfügbar unter: https://de.statista.com/infografik/26558/anzahl-der-festgestellten-dopingverstoesse-im-sport/

[3] NADA Austria: 08.07.2023. Verfügbar unter: https://www.nada.at/de/praevention/dopipedia/marketshow-warum-wird-gedopt

[4] DW.com: Was kann der Staat tun? 09.07.2023. Verfügbar unter: https://www.dw.com/de/der-anti-doping-kampf-wieviel-verantwortung-tr%C3%A4gt-der-staat/a-3815191

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