Der Schönheitswahn der Gesellschaft

Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters, also während manche Menschen vielleicht blonde Haare mögen, finden andere schwarze ganz toll. Dies ist auch nicht nur auf Menschen bezogen, man kann beispielsweise ein Bild, eine Couch oder seine Katze wunderschön finden. Doch unsere Betrachtung von Schönheit wird schon immer von der Gesellschaft, in der wir leben, beeinflusst. Schon im antiken Griechenland galt beispielsweise ein athletischer Körper als Ideal, während es bei den alten Römern eher ein wohlgenährter Körper war. So hat sich dies über die Jahrhunderte und bei verschiedenen Kulturen immer wieder geändert. Mit der Erfindung des Internets hat sich aber eine Sache drastisch verändert. Nun kann man sich in kürzester Zeit mit vielen verschiedenen Menschen vergleichen.

In letzter Zeit ist mir vermehrt aufgefallen, dass man im Internet immer wieder neue Schönheitstrends vorfindet, wie zum Beispiel ein Strohhalm für weniger Falten, die verschiedensten Mittel für klare Haut oder aber auch drastische Maßnahmen, wie Fettentfernung in den Wangen. Während diese Dinge für manche Menschen gar dystopisch wirken, gibt es viele, die sich von so etwas stark beeinflussen lassen. Deshalb möchte ich darüber sprechen wie der Schönheitswahn der Gesellschaft uns als Menschen und im Besonderen Frauen beeinflusst, ob es wirklich so schlimm ist und was man dagegen tun kann.

Schönheit wird in „Lexikon für Psychologie“ als physische Attraktivität bezeichnet. Der Begriff ist eigentlich wandelbar, doch man muss immer dessen Konsequenzen miteinbeziehen. Also, dass mit Schönheit eigentlich immer Privilegien einhergehen. Doch die Schönheit in sich ist nicht das Problem, sondern die Besessenheit der Gesellschaft damit. In dieser digitalen Welt wird Schönheit oft in Trends eingepackt, die zu erreichen sind. Wer zum Beispiel ein bisschen in der Beauty-Szene ist, hat sicherlich schon einmal den Begriff „clean girl“ gehört. Dieser beschreibt den Wunsch besonders natürlich aussehen zu wollen. Die Autorin des Buchs „Beauty Sick“ Renee Engeln beschreibt den Begriff „Beauty Sickness“ so, dass man seine ganze Energie in seine Schönheit steckt, man das Gefühl hat an Trends teilnehmen zu müssen und der Glaube, dass andere Menschen nur auf das Aussehen achten. Doch was ist nun dabei eigentlich das konkrete Problem?

Mit diesen Trends und Ästhetiken geht immer eine Sache einher und das ist Konsum. Auf Social Media werden über Dinge diskutiert, von denen man zuvor nicht einmal wusste, dass man darüber unsicher sein „sollte“. Dann wird einem aber direkt eine Lösung vorgeschlagen, wie man dieses „Problem“ dann sozusagen lösen kann. So befindet man sich dann auf einem Karussell von Scham und Konsum, von dem man nicht mehr absteigen kann. Trotzdem kann man das Ideal nie erreichen. Hinzu kommt dass sich dies auch noch ständig ändert. Aus diesen Unsicherheiten wurde eine Milliardenindustrie aufgebaut. Marktforschungsberichte zeigen zum Beispiel dass im Jahr 2015 in den USA mit Kosmetik allein 60 Milliarden Dollar Umsatz gemacht wurde. Außerdem wurde es komplett normalisiert etwas Natürliches an seinem Körper zu verändern, so sind kosmetische Eingriffe laut der „American Society for Aesthetic Plastic Surgery“ in den USA seit 1997 um 538% angestiegen. Doch ist Social Media allein Schuld daran?

Nein, nicht direkt. Aber es trägt stark dazu bei. Man muss sich also auch die Wurzel des Problems anschauen. Es gibt schon immer den Konsens, dass schöner quasi mit besser gleichzusetzen ist. Wenn man schöner ist, dann bekommt man was man möchte, soziale Anerkennung und ein glücklicheres Leben. Vor allem Frauen wird schon im jungen Alter beigebracht, dass ihr Aussehen sehr wichtig sei. Ein Studie mit 5-jährigen Mädchen zeigt, dass 34% von ihnen schon einmal weniger gegessen haben um besser auszusehen.

Zurück zu Social Media, dort wird oft die idealisierte Version des Lebens geteilt und man muss sich immer wieder bewusst machen, dass diese Bilder und Videos einfach nicht realistisch sind und obwohl dieses Wissen heutzutage eigentlich weit verbreitet ist und eigentlich jedem bewusst ist, dass viel dort nicht real ist, zeigen Studien, dass sich die Menschen trotz deren Wissen, dass bestimmte Bilder bearbeitet wurden, dennoch beeinflusst fühlten. Das zeigt den Einfluss, den Social Media über viele Menschen hat.

Meiner Meinung nach sollte Schönheit nicht das Ziel aller Ziele sein. Während ich schöne Dinge durchaus genieße, sehe ich ein großes Problem in unerreichbaren Standards und Besessenheit diese zu erfüllen. Denn wir sind immer noch Menschen und keine Verzierungen oder Dekorationen. Aber in dieser digitalen Welt ist es eben einfach sich in den zahlreichen Trends zu verlieren und sich von Social Media beeinflussen zu lassen. Auch ich habe schon Dinge gekauft, weil ich sie im Internet gesehen hab.

Ein wichtiger Schritt ist aber, sich von der Besessenheit wegzubewegen, also beispielsweise Content, wegen dem man sich schlecht fühlt, ausblenden oder sich vor dem rausgehen nicht noch 20-mal im Spiegel nach Makeln absuchen und vor allem gründlich und lange genug überlegen, bevor man irgendeinem Trend folgt. Am Ende ist Schönheit etwas subjektives in dem Sinn, dass man in der Lage ist in anderen Schönheit zu finden, egal wie konventionell schön sie sind.

Quellen:

  • https://youtu.be/55MshtmGsP0?si=r9ayN7rNuWk8DcJx (05.11.23)
  • Engeln, Renee. “Beauty Sick: How the Cultural Obsession with Appearance Hurts Girls and Women.” (05.11.23)
  • https://www.galileo.tv/life/schoenheitsideale-im-wandel-der-zeit-frueher-schoen-heute-ueberholt/ (05.11.23)
  • https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/schoenheit/13604 (05.11.23)

3 Kommentare

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Hallo Tokio,
Ich finde deinen Beitrag wirklich klasse, da das Thema zum einen sehr aktuell ist aber zum anderen ja schon immer ein aktuelles Thema zu sein scheint.
Ich bin ganz deiner Meinung: jeder findet etwas anderes schön, jeder findet andere Charakterzüge schön und jeder findet andere äußerliche Merkmale schön.
Doch genau wie du schon beschreibst, werden viele durch die äußeren Trends (vor allem in Social Media) beeinflusst, da die Trends eben ständig und unfassbar schnell im Wandel sind. Mal sind beispielsweise große runde Lippen im Trend, ein wenig später zierliche helle Lippen. Trends kommen und gehen, doch leider nehmen sie vor allem sehr viele junge Leute mit.

Wenn man zu den 60 Milliarden Dollar Umsatz durch Kosmetika in den USA auch noch die Zahl der Schönheitsoperationen heranzieht, so kann man nur den Kopf schütteln:
Im Jahr 2011 wurden rund 14.700 Schönheitsoperationen weltweit durchgeführt. 2021, also nur 10 Jahre später, stieg die Anzahl von Schönheitsoperationen bereits auf 30.400 an – eine Steigerung von 106,8%.
Es würde wohl niemand behaupten, dass er sich freiwillig einer Operation unterzieht, jeder ist froh, wenn er gesund ist. Doch vor einer Schönheitsoperation scheinen besonders junge Leute nicht abzuschrecken.

Der Drang etwas an seinem äußeren Erscheinungsbild zu ändern, steigt also stetig an.
Dass Social Media ein entscheidender Faktor ist, lässt sich meiner Meinung nach nur schwer abstreiten. Auf den verschiedenen Plattformen werden oft perfekte und scheinbar makellose Bilder und Videos präsentiert, wodurch sich die Nutzer natürlich ständig mit anderen vergleichen Ännen. Dies muss nicht mal aktiv geschehen, auch die passive Betrachtung verschiedener Lebensstile und der damit zusammenhängenden „reinen Haut“ oder „makellosen Figur“ kann zu negativen Gefühlen führen, die dann erst nach einer gewissen Zeit zu einer inneren Erwartung an sich selbst führt.

„Wenn ich auch … mache, dann werde ich auch … sein“, „Hätte ich nicht … gegessen, könnte mir … auch passen“ „Wenn sie das so macht, sollte ich das auch so tun um …“ – Der visuelle Druck von Social Media beeinflusst die Wahrnehmung von Realität und vorträgt zur Festigung bestimmter Ideale bei.

Doch nicht alle Bilder sind so „makellos“ wie sie scheinen, denn laut der Umfrage des AOK-Bundesverbandes gestehen 97% der Social Media Nutzer, dass ihre geposteten Bilder bearbeitet sind.
Alleine dies zeigt, dass man sich auf keinen Fall mit anderen im Internet vergleichen sollte, da die Bilder die man im Internet, auf Social Media oder in Werbeanzeigen meist nicht ohne Bearbeitung veröffentlicht werden.

Es gibt jedoch auch Social Media Nutzer, die ihre Bekanntheit für den Zweck der Aufklärung nutzen: Sie zeigen die natürlichen Dinge eines Menschen, die von Social Media als „Makel“ bezeichnet werden. Armbehaarung, Gesichtsbehaarung, unreine Haut oder ein Doppelkinn – all das wird als „Makel“ bezeichnet, obwohl sie ja vollkommen natürlich sind.

Ich finde deshalb deinen Lösungsvorschlag wirklich gut: Nutzer, die einen selbst verunsichern oder schlecht fühlen lassen sollte man ausblenden. Und wenn man merkt, dass Social Media zu viel Einfluss auf das eigene Selbstwertgefühl hat, schadet eine Social Media Pause auf keinen Fall!

Quellen zu den oben aufgelisteten Zahlen und Fakten:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/702578/umfrage/laender-mit-der-hoechsten-anzahl-an-schoenheitsoperationen/ (zuletzt aufgerufen am: 21.12.2023)
https://www.cosmopolitan.de/97-der-social-media-nutzer-gestehen-ihre-bilder-sind-bearbeitet-131982.html#:~:text=Media%20Social%2DMedia-,97%25%20der%20Social%20Media%2DNutzer%3Ainnen,gestehen%3A%20Ihre%20Bilder%20sind%20bearbeitet&text=Dass%20Bilder%20auf%20Social%20Media,der%20Umfang%20sind%20allerdings%20überraschend. (zuletzt aufgerufen am: 21.12.2023)

Hallo Tokio,
ich finde deinen Beitrag informativ und wichtig, da du ein sehr aktuelles Thema ansprichst, das große Teile der Bevölkerung betrifft. Vor allem jüngere Genrationen, die sehr viel Zeit auf Social Media (Instagram, Tik Tok, etc.) verbringen, sind täglich einer Überflutung an Content ausgesetzt. Deshalb ist es nicht vermeidbar, dass man, wenn auch unterbewusst, ständig von Influencern beeinflusst wird. In deinem Beitrag fasst du gut zusammen welche Auswirkungen das für junge Menschen haben kann. Auch deinen abschließenden Satz finde ich sehr passend, denn genau diese Message muss intensiver in Social Media verbreitet werden. Es ist wichtig aufklärenden Content zu verbreiten, um junge Zuschauer vor dem Entwickeln eines falschen Body-Image, zu schützen. Gerade unter dem #BodyPositivity findet man glücklicherweise immer häufiger Content, der erklärt, wie unerreichbar die heutigen Schönheitsidealen wirklich sind und wie beispielsweise Filter die Realität verzerren können. Durch Aufklärung wie diese kann die Mentalität der Social Media User geändert werden, in dem klar wird, dass man sein Selbstbewusstsein nicht vom Aussehen/ Auftreten anderer auf Social Media abhängig machen sollte. Dadurch wird nicht nur das Selbstbild gestärkt, sondern auch verinnerlicht, wie wichtig es ist sich nicht von Äußerlichkeiten blenden zu lassen und zu verstehen welche Folgen es haben kann den Wert einer Person anhand seiner äußeren Schönheit zu beurteilen. Das Ändern einer solchen Mentalität trägt dazu bei, dass unrealistische Schönheitsideale ihren Platz in der Gesellschaft verlieren.
Liebe Grüße und Danke für deinen interessanten Beitrag 🙂

Hallo Tokio,
ich habe deinen Beitrag gelesen und fand ihn wirklich sehr informativ und spannend. Es wurden sehr viele wichtige Aspekte und Probleme genannt und du hast sie sehr gut begründet und allgemein dargestellt. Es regt auf jeden Fall zum Nachdenken an. Denn ich denke auch, dass der Schönheitswahn, der vor allem durch Social Media unterstützt und verbreitet wird ein Problem für unsere Gesellschaft darstellt. Vor allem die fast noch Kinder, die sich schon überall auf Social Media aufhalten, erhalten ein verfälschtes Weltbild und haben schon früh mit Makeln und Unzufriedenheiten zu kämpfen. Man selbst hat in diesem Alter vielleicht noch im Garten gespielt und nur ein paar Jahre später dreht sich bei so manchen Mädchen alles nur noch um Instagram-Likes und neue Beauty-Produkte, was natürlich sehr schade ist. Um auf beispielsweise Beauty-Op´s zurückzukommen, diese sind sehr teuer und auch lebensgefährlich. Immerhin legt man sich nicht einfach so unters Messer. Doch dabei wird auch noch nicht genug aufgeklärt. Ich finde, dass es auf jeden Fall noch mehr Aufklärung im Internet und auch allgemein geben sollte. Mehr „body positivity“, um zu zeigen, dass es egal ist wie man aussieht oder wie „schön“ man ist, sondern dass es auf andere Dinge ankommt. Auch deine These ist abschließend sehr schön und lässt einen nochmal über das ganze Thema nachdenken, da mittlerweile so gut wie jeder davon betroffen ist.

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