Protokoll vom 10.10.12

Ergebnisprotokoll vom 10.10.12
Kurs: Ethikgrundkurs K2

Anwesende: 8 Schüler, 1 Lehrerin, 1 Blockreferendar

Thema: Rawls Gerechtigkeitstheorie

 

Gliederung:

  1. Person John Rawls
  2. Gedankenexperiment nach Rawls
  3. „Urzustand“ und Gerechtigkeitsgrundsätze bei Rawls
  4. Fazit

1. Person John Rawls

John Rawls war ein US-amerikanischer Philosoph, der von 1921 bis 2002 lebte. Sein Hauptwerk, von dem wir einen Auszug besprachen, heißt „A Theory of Justice“ und wurde im Jahre 1971 veröffentlicht.

 

2. Gedankenexperiment nach Rawls

Wir stellten fest, dass man beim gesellschaftlichen Zusammenleben gerechter Regeln bedarf. Die Notwendigkeit solcher Regeln und Absprachen, an die sich alle halten, zeigt sich am Beispiel einer WG:

In zwei Vierergruppen stellten wir uns jeweils vor, dass wir eine WG gründen, bei der die Wohnungsmiete 800 € pro Monat kostet. Unsere Aufgabe war es, Regeln für die Aufgabenteilung und die Finanzierung festzulegen.

Eine Gruppe bekam Rollenkärtchen, d.h. jedem wurde eine bestimmte Persönlichkeit zugewiesen, die er vertreten sollte:

–          Frieda, die nur wenig Geld zur Verfügung hat und sich auf ihre Prüfungen vorbereiten muss
–          Udo, der gern nachts sein Instrument spielt und durch Konzerte ab und zu Geld verdient
–          Petra, die ausreichend Geld hat, aber unter Migräneanfällen leidet
–          Torsten, der viel Geld verdient, aber auch wenig Zeit hat

In der anderen Gruppe wusste niemand, welche Rolle jeder später einnehmen würde. Sie sollten die Regeln festlegen, bevor sie das erfuhren.

Die beiden Gruppen kamen zu folgenden Ergebnissen:
Gruppe 1:

 

Gruppe 2:

Quelle der Bilder: Frau Schütze

 

Unsere Beobachtung: Die erste Gruppe ging individuell auf Bedürfnisse und Möglichkeiten der Einzelnen ein, während die zweite allgemeine Regeln aufstellte und die WG-Mitglieder als Gleichgestellte betrachtete.

3. „Urzustand“ und Gerechtigkeitsgrundsätze bei Rawls

Aus dem Text „Gerechtigkeit als Fairness“ arbeiteten wir folgende zentrale Punkte und ihre Definitionen heraus:

 

Vertragstheorie/prozedurale Theorie

–          Gemeinsame Verpflichtung zu gemeinsamen Grundsätzen
–          Zusammenarbeit ist wichtig
–          Ausarbeiten der Grundsätze ist ein Prozess

 

„Urzustand“

–          Gleichheit der Teilnehmer, die unter dem „Schleier des Nichtwissens stehen
–          Suche nach gemeinsamen Regeln des Zusammenlebens
–          Theoretischer/fiktiver Zustand

 

„Schleier des Nichtwissens“

–          Personen wissen nicht, was ihre zukünftige Lage sein wird (natürliche Begabungen, Status, Einkommen, …)
–          Dient der Neutralität

 

1. Freiheitsprinzip

–          Gleichheit der Grundrechte und –pflichten

 

2. Differenzprinzip

–          Ungleichheiten sind (später) vorhanden
–          Die Regeln sind also nur gerecht, wenn alle davon profitieren, besonders die weniger Begünstigten

 

 4. Fazit

Das Verfahren der zweiten Gruppe bei der Bildung einer WG verdeutlichte also das, was Rawls mit dem „Urzustand“ meinte: Sie standen unter dem „Schleier des Nichtwissens“, waren dementsprechend neutral und versuchten, für alle die Bedingungen so gut wie möglich zu gestalten.

Wir stellten uns die Frage, wie diese Theorie heute überhaupt funktionieren könnte.
Unsere Antwort fiel so aus: Zum Urzustand wird es nie kommen, aber Regelfindung und Gesetzgebung sind Prozesse, die auch heute immer wieder durchlaufen werden, und die beteiligten Personen sollten versuchen, sich ihren Hintergrund so gut wie möglich weg- und sich in den Urzustand hineinzudenken.

Außerdem kamen wir zu folgendem Schluss: Wenn Rawls heute eine Partei hätte, so wäre es ihm wichtig, sich besonders für die gesellschaftlich Benachteiligten und die sozial Schwachen einzusetzen sowie die Vermögenskonzentration auf wenige Reiche zu verhindern.

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