Die Ethik hinter Kryptowährungen und der „Blockchain“: Sollten wir sie verbieten?

Vorgeschichte & Einleitung

Moderne Währungen, wie wir sie kennen, gab es nicht immer. Angefangen hat alles mit dem simplen Tauschen von Waren vor mehreren Tausend Jahren, doch dieser Tauschhandel hatte ein Problem, denn man konnte den Wert von Gütern, z. B. Vieh, Edelsteine oder Land, weder genau bestimmen noch konnte man der Entwertung dieser Güter entgegenwirken. Die Lösung war simpel: ein einheitliches Währungssystem, bei dem man verschiedene Güter und Dienstleistungen mit Geld bezahlen konnte. Das damals verbreitete „Warengeld“ bestand meist aus Muscheln oder Salz, wurde aber in der Antike (ca. 600 v. Chr.) durch die ersten Münzen abgelöst. Im Mittelalter etablierte sich das bis heute bekannte Papiergeld, und im frühen 20. Jahrhundert wurden die Währungen erstmals staatlich reguliert und standardisiert. Um 1970 kamen die ersten universellen und digitalen Bezahlverfahren auf den Markt, die bis heute verwendet werden, doch mit einer Finanzkrise mit dem Höhepunkt im Jahr 2008 veränderte sich alles.

Die bisher etablierten Währungen erlitten einen starken Schlag und wurden immer mehr kritisiert. Daraufhin gründete eine unbekannte Person namens „Satoshi Nakamoto“ die erste digitale Kryptowährung der Welt – Bitcoin. Im Vergleich zu herkömmlichen, einheitlich geregelten und überwachten Währungen basieren Kryptowährungen auf einem dezentralisierten System (Blockchain), auf das öffentliche Behörden keinen Einfluss haben. Die Versprechen von Anonymität und Stabilität lockten im Laufe der Zeit immer mehr Menschen an. Heute ist Bitcoin die mit Abstand am weitesten verbreitete digitale Währung und gewinnt immer mehr an Bedeutung. Dezentralisierte Währungen gelten unter bestimmten Voraussetzungen als sicherer und schützen zuverlässiger vor staatlicher Kontrolle, allerdings werden sie häufig für illegale Geschäfte verwendet und geraten dadurch zunehmend in die Kritik.

Vor- und Nachteile von Kryptowährungen

Wie kann man dem illegalen Gebrauch von Kryptowährungen entgegenwirken? Was passiert mit den Geschädigten? Sollte man sie verbieten oder unter staatliche Kontrolle stellen? Diese und weitere Fragen beantworte ich im folgenden Text. Doch zuerst einmal müssen wir verstehen, wie das System der Kryptowährungen überhaupt funktioniert.

1. Wie funktionieren Kryptowährungen?

Vereinfacht dargestellt basiert eine Kryptowährung (am Beispiel Bitcoin) auf der „Blockchain“, einem komplexen, dezentralisierten (also nicht zentral gesteuerten) System von Computern weltweit. Banken, Regierungen oder sonstige Institutionen haben keinen Zugriff darauf und können keine Daten einsehen, wodurch Transaktionen (Bezahlvorgänge) mit Kryptowährungen als anonym und sicher gelten.

Auch Kryptowährungen (z. B. Bitcoin) haben einen Wertschöpfungsprozess, bei dem man durch „Mining“ Geld in Form von „Coins“ erwirtschaften kann. Umgesetzt wird dies durch leistungsintensive Computerprogramme weltweit.

Man kann also mit Kryptowährungen anonym Transaktionen tätigen und Geld erwirtschaften, allerdings zeigen sich bei genauerem Betrachten einige gravierende Nachteile.

2. Kryptowährungen sind anonym (meistens)

Das System der Blockchain ermöglicht es uns, große Transaktionen über die gesamte Welt zu tätigen, ohne Angst vor staatlicher Kontrolle, da es aus technischer Sicht sehr schwierig sein kann, solche Vorgänge zurückzuverfolgen. Für Menschen, die in Ländern mit totalitären Regimen wie z. B. Nordkorea leben, ist es daher von großer Bedeutung, anonym zu bleiben, um der staatlichen Zensur im Finanzbereich zu entgehen. So wird der Bevölkerung dort der Zugriff auf ausländische Währungen verweigert und inländische Transaktionen werden vollständig überwacht, um Aufstände und politische Gegner zu unterdrücken. In solchen Situationen können Kryptowährungen den Menschen dort helfen, ihre privaten Geschäfte vor dem Staat geheim zu halten und eventuell Kontakt zur Außenwelt aufzubauen.

Diese Anonymität gefährdet allerdings die Bevölkerung, da auch illegale Geschäfte mit Kryptowährungen getätigt werden und kaum zurückverfolgt werden können. Dies macht es Ermittlern und Strafverfolgungsbehörden auf der ganzen Welt schwer, illegale Transaktionen zu unterbinden.

Die Anonymität bietet also Vor- und Nachteile und kann einerseits die Meinungsfreiheit schützen, aber auch kriminelle Geschäfte ermöglichen.

3. Wertschöpfung = Naturzerstörung?

Der Wertschöpfungsprozess von Bitcoin ist relativ einfach erklärt. Das Mining-Programm benutzt die Rechenleistung eines Computers, um digital nach Coins zu suchen. Man kann sich das vorstellen wie eine digitale Lotterie mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit auf Erfolg. Es gibt hier keine zentrale Lotteriestelle, sondern vielmehr einen Verband aus Lottospielern, die verzweifelt versuchen, ein Ticket mit einer speziellen Nummer zu erhalten. Dabei werden pro Sekunde meist Milliarden von Tickets generiert. Die ernüchternde Realität sieht allerdings anders aus. Gigantische Supercomputer und stromhungrige Serverfarmen suchen kontinuierlich nach solchen Tickets. Dabei verbrauchen sie unglaubliche Mengen an Strom. Das „Mining“ verbraucht weltweit ungefähr so viel Strom wie ganz Ungarn oder Neuseeland. Dies geschieht zum größten Teil in China, wobei der Strom in China noch zu großen Teilen aus Kohlekraft stammt. Das Bitcoin-Mining macht es schwieriger, auf erneuerbare Energien umzusteigen, da ein kontinuierlich hoher Strombedarf gedeckt werden muss.

Das Mining von Kryptowährungen sorgt für gewaltige Treibhausgasemissionen und Umweltzerstörung. Es gibt zwar schon Ansätze zur Verbesserung der Energieeffizienz in der Mining-Industrie, allerdings ist meist der Traum vom großen Geld zu verlockend.

4. Ist die Blockchain doch nicht mehr so sicher?

Trotz der Dezentralisierung und vermeintlichen Anonymität der Blockchain gibt es gravierende Nachteile in Bezug auf private Informationen und Urheberrecht. Private Informationen können ohne Weiteres auf die Blockchain hochgeladen werden und lassen sich aufgrund des weit verzweigten Netzwerks nahezu unmöglich entfernen. So wurden bereits Banken gehackt und unglaubliche Mengen an Kundendaten, z. B. Namen, Passwörter oder Adressen, auf der Blockchain gespeichert. Diese Daten sind nun öffentlich zugänglich und verletzen das Recht auf Privatsphäre und Urheberrecht der Menschen.

Es ist auch schon vorgekommen, dass Hacker in großem Stil fremde Computer gehackt und sie als Instrument zum Kryptomining verwendet haben. Die Hacker erzielen große Gewinne, und die Besitzer der Computer bleiben auf einem langsamen Rechner und hohen Stromkosten sitzen.

Auch andere Betrugsmaschen wie Steuerhinterziehung oder Geldwäsche wurden durch Kryptowährungen vereinfacht und immer lukrativer.

So wurden z.B. in Thailand Anfang 2025 fast tausend Bitcoin-mining-Geräte beschlagnahmt, welche illegal Kryptowährungen erwirtschafteten und durch ihren Stromverbrauch einen Millionenschaden verursachten. Ähnliche Fälle gab es schon in Polen und Paraguay, wobei insgesamt fast 4000 Geräte sichergestellt wurden.

Auch Kryptobörsen (welche im Vergleich zu normalen Börsen mit Kryptowährungen handeln und als besonders sicher gelten) wurden bereits Opfer großer Hackerangriffe. Der legendäre „Bybit-Hack“ im Februar 2025 ging in die Geschichte ein als größter Krypto-Hack aller Zeiten. Hacker der vermutlich nordkoreanischen Lazarus-Gruppe entwendeten ca. 1,5 Milliarden US-Dollar, worauf sich Angst unter den anderen Anbietern verbreitete. Die Beschaffenheit der Blockchain macht Ermittlungen und Strafverfolgungen nahezu unmöglich. Ich denke, ich brauche hier nicht sagen, dass das nordkoreanische Regime nicht über solche gewaltigen finanziellen Mittel verfügen sollte, unter Anderem, da Nordkorea sehr wahrscheinlich Russland im Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützt.

5. Fazit & Ethische Beurteilung

Kryptowährungen sind heute weit verbreitet und gewinnen immer mehr an Bedeutung in unserer Gesellschaft. Durch den starken Wertanstieg der Währung Bitcoin sind viele Menschen Millionäre geworden, während andere ihr gesamtes Geld verloren haben. Daran ist zunächst nichts Ungewöhnliches für eine Währung. Kryptowährungen sind insofern besonders, als sie einerseits Sicherheit vor staatlicher Kontrolle bieten und die finanzielle Freiheit der Menschen in manchen Ländern verbessern. Auf der Gegenseite bieten sie aber auch den perfekten Nährboden für illegale Geschäfte und Betrugsmaschen.

Es können Daten weltweit unwiderruflich ausgetauscht und versendet werden, allerdings können auch personenbezogene, private Daten auf der Blockchain landen, die nicht mehr löschbar sind. Es gibt zudem ein gewaltiges Problem in Bezug auf die Haftung bei Straftaten, denn durch die Anonymität der Blockchain werden Täter vor Strafverfolgung geschützt. Im Falle von Betrug wird es schwierig, den Täter zu fassen, was die allgemeine Haftung bei Steuerhinterziehung oder Geldwäsche erschwert. Durch die Blockchain können somit (kriminelle) Organisationen geschaffen werden, die sich jeglicher Haftung entziehen können.

6. Eigene Meinung

Insgesamt sind Kryptowährungen wie so vieles in unserer Welt ein zweischneidiges Schwert. Sie regen zu finanzieller Freiheit und Anonymität an, allerdings wird der Gesellschaft und der Umwelt auch in hohem Maße geschadet. Ich denke, dass man den Umgang mit Kryptowährungen nicht regulieren sollte, sondern vielmehr andere Währungen oder Bezahlsysteme durch verbesserten Datenschutz und Sicherheit interessanter gestalten sollte. Es ist schon aus rein technischer Sicht nicht einfach, die Blockchain zu „brechen“ und abzuschalten. Man sollte sich stattdessen mehr auf den öffentlichen Umgang mit solchen Währungen konzentrieren und die Bevölkerung über die Risiken und Vorteile aufklären. Zudem wird schon an Ansätzen zur Verbesserung der Blockchain gearbeitet, die Möglichkeiten zur Regulierung und Strafverfolgung bieten.

Im übertragenen Sinn kann man diese Diskussion auch auf das Thema des anonymen „Tor-Browsers“ ausweiten, der nahezu dieselben Vor- und Nachteile besitzt aufgrund eines ähnlich aufgebauten Systems.

Insgesamt ist es wichtig, über die Vorteile und Gefahren der Kryptowährungen und der Blockchain aufzuklären, um für einen vorsichtigeren Umgang mit ihnen zu sorgen. Die Technik wird sich in naher Zukunft immer weiterentwickeln. Kryptowährungen sind noch am Anfang ihres Entwicklungsprozesses und werden noch für viele Überraschungen sorgen. Dennoch denke ich, dass man sie mit Vorsicht genießen sollte.

Was denkt ihr zu diesem Thema?

Quellen:

https://www.srf.ch/news/international/screenshots-alle-fuenf-minuten-wie-ein-geschmuggeltes-handy-die-zensur-in-nordkorea-entlarvt

https://www.kalaidos-fh.ch/de-CH/Blog/Posts/2022/07/Digitalisierung-1077-Ethik-hinter-Blockchain

https://www.heise.de/hintergrund/Ethik-fuer-die-Blockchain-4574856.html

Krypto-Mining Skandale:

https://cointelegraph.com/news/paraguay-seizes-2738-crypto-mining-units-power-theft-crackdown

https://www.bangkokpost.com/thailand/general/2900898/police-round-up-crypto-mining-power-thieves?

https://www.reuters.com/technology/cybersecurity/cryptos-biggest-hacks-heists-after-15-billion-theft-bybit-2025-02-24/

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