Die westliche Gesellschaft in der wir leben ist sehr wohlhabend. Wider allen Erwartungen kommt mit Luxus auch das Bestreben weitere Probleme zu lösen, für die man in einem Kampf um die Existenz, wie er in anderen Regionen der Welt Alltag ist, nicht möglich wäre. Viele heutige Probleme sind seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar Jahrhunderten, ungelöst, jedoch sind wir heute wesentlich besser aufgeklärt als damals. An jedes Mitglied dieser unseren Gesellschaft werden Ansprüche gestellt und so viele Probleme eröffnet, die gelöst werden sollen oder müssen. Dies wirft die Frage auf, ob ein Individuum unserer Gesellschaft nicht mit den Problemen unserer Zeit überfordert ist. Sollte dies zutreffen ist fraglich wer dann überhaupt noch „die Welt retten“ oder schlicht verbessern kann.
Das allererste Problem, das höchstwahrscheinlich einem jeden in den Kopf kommt ist der Klimawandel. Von jedem von uns wird ein klarer Standpunkt zu dem Klimawandel erwartet und ein dementsprechendes Handeln. Es gibt stets Möglichkeiten das eigene Leben und dessen Auswirkungen auf die Umwelt zu verändern und zu verbessern. Dies lässt einen nie gänzlich zufrieden mit dem eigenen Leben und Verhalten sein. Reicht es mehr öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen oder muss ich jetzt mit dem Fahrrad fahren? Ist regional und saisonal einzukaufen ausreichend oder muss ich fortan vegan leben? Ständig geschehen neue Umweltkatastrophen, wie die Überschwemmungen in Venedig und die Brände in Australien und im Amazonas. Uns ist klar, dass wir Mitschuld an diesen Ereignissen tragen, was zumindest bei mir oft Trauer und Frustration auslöst.
Weitere Probleme sind z.B. die soziale Ungerechtigkeit, die alleine schon Deutschland herrscht. Die Schere zwischen Armut und Reichtum wird global, aber auch national immer größer. Dies und andere politische Probleme, wie der aktuelle Rechtsdrang der Bevölkerung machen einem stets deutlich, dass eine Veränderung stattfinden muss. Jedoch fühlt sich der einzelne Bürger in unserer Gesellschaft nicht angesprochen diesen Wandel auszulösen. Man ist schlicht überfordert und schnell stellt sich das Gefühl ein, als Individuum eh nichts ändern zu können.
Das rasante Bevölkerungswachstum und die Lebensumstände in anderen Ländern sollten uns auch beschäftigen. Das Fehlen von Licht, Trinkwasser, Nahrung, Medizin und vor allem Bildung ist in vielen Teilen der Welt immer noch ein gewaltiges Problem. Für die meisten von uns würde es kein allzu großes Problem darstellen eine Spende von mehreren hundert Euro zu tätigen.Wird dies allerdings von den meisten getan? Nein. Der Grund dafür liegt ebenfalls bei der Überforderung. Allein die Auswahl des Betrags, der Organisation und des Zwecks für viele schon schwer, da es stets einen Ort gibt an dem das Geld mehr benötigt wird.
Auch die Arbeits- und Schulwelt macht es vor allem den jungen Generationen nicht gerade einfach. Studien zeigen, dass sich alleine in den letzten zehn Jahren die Anzahl an Studenten, die ein Burn Out erleiden mehr als verdoppelt hat und damit auch gehäuft psychische Erkrankungen einhergehen (https://www.sciencedaily.com/releases/2018/11/181105081716.htm). Dies ist nicht verwunderlich, wir leben in einer Welt des Wandels in dem permanent alles verändert und rationalisiert wird, und um für den Arbeitgeber attraktiv zu werden oder zu bleiben muss man immer mehr leisten und das mögliche Stresslevel immer höher schrauben. Allein die Berufswahl setzt viele, mich eingeschlossen, unter enormen Druck. Eben da es so viele ungelöste Probleme und Missstände gibt, sollte man seine Energie und Wissen in eines stecken, jedoch ist dies oft kein lukratives Geschäft.
Es gibt unzählige Probleme auf dieser Welt und ich bin nur auf eine handvoll davon eingegangen. Weitere Probleme wären die Energie- und nahende Wirtschaftskrisen, Kriege oder Flüchtlinge, allerdings ist das Grundprinzip für den Normalbürger dasselbe. Ein jeder von uns kennt viele Punkte in denen unsere ach so moderne Welt enormes Verbesserungspotential zeigt.Wir werden ständig mit Nachrichten von Katastrophen, Kriegen und Missständen bombardiert, sodass manche, vor allem mit schlechter Bildung dazu neigen, sich für gar nichts derartiges mehr zu interessieren. Dieses „Kopf in den Sand“ stecken ist das Schlimmste was wir machen können. Würde ein jeder von uns so reagieren, wäre jeder nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht und niemand könnte zur Weltrettung beitragen.
Aber was soll man nun tun? Um ein „guter“ Mensch zu sein, müsste man mehrere Leben und Versuche haben. Ich selbst verspüre oft ein Gefühl der Überforderung bei so vielen Dingen, oft auch nur Kleinigkeiten im Alltag. Wenn es allen so geht, wer kann dann überhaupt noch irgendetwas verändern? Solch pessimistische Gedanken kommen schnell auf und müssen ebenso schnell wieder verdrängt werden. Es gibt ein einfaches Mittel: Anfangen! Nichts verbessert sich, wenn jeder von einem Problem Bescheid weiß, aber niemand etwas dagegen unternimmt. Die Allgemeinheit kann enorm viel bewegen. Würde beispielsweise ein jeder regionaler einkaufen, wäre dies eine kleine Umstellung für jeden Bürger, jedoch würde sich der Marktsituation, die Umweltbilanz und vieles mehr ändern. Nicht jeder kann einen Umweltschutzbund gründen oder ähnliches, aber wenn jeder so viel wie möglich ändert ist schon viel geholfen. Auch große Persönlichkeiten wie Greta Thunberg mussten hart für ihren Erfolg arbeiten, aber vor allem erst einmal beginnen. Trotzdem hätte auch Greta keinen Erfolg gehabt, wenn sie nicht von abertausenden Menschen unterstützt worden wäre, die oft nur Kleinigkeiten beigetragen haben.
Außerdem bin ich davon überzeugt, dass der Beitrag zu Problemlösungen auch ein Beitrag zum persönlichen Glück ist. 5€ die an eine Wohltätigkeitsorganisation gehen, machen einen sicherlich glücklicher als ein Schein mit demselben Wert.
Das größte Problem, welches sich uns heutzutage stellt, ist die Abwägung zwischen Verzicht und eigenem Nutzen. Unsere Großeltern hatten höchstwahrscheinlich nicht die Entscheidungsmöglichkeiten und die Mittel, wie wir heute. Damals ging es bei vielen ums Überleben, somit ist das Auseinandersetzen von den Problemen, die es auf der Welt gibt, so wie wir es heute tun, ein Privileg, welches nicht zu unterschätzen ist.
Was sagt ihr zu diesem Thema? Wo und wann fühlt ihr euch überfordert?
3 Kommentare
Kommentieren →Wenn wir auf die Flut der Katastrophennachrichten schauen, stellt sich sicherlich schnell Überforderung ein. Man ist oft wie erschlagen von all der Not, Naturkatastrophen, Umweltverschmutzungen. Doch fangen wir mal klein an bei uns selbst, in unsrem Zimmer , in unsrer Wohnung, in unsrer Schule. In diesem Mikrokosmos ist doch schon einiges positiv zu bewirken. Wir können lächelnd unsren Mitmenschen begegnen, wir können zuhören anstatt zu jammern, wir können alten Leuten helfen, die wiederum den Jüngeren von ihrer Lebenserfahrung erzählen können.
Wenn das jeder tut in kleinen Kreisen , ergibt das ganz viele Kreise, die keinen Menschen übersehen.
Das wurde uns in der Nachkriegszeit des 2. Weltkriegs vorgemacht : jeder brauchte Wohnung, Kleidung,Essen.
Viele kleine Leute an vielen kleinen Plätzen schafften vielen kleinen Schutt mit kleinen Eimern weg und jedem wurde geholfen. Das funktioniert bestimmt auch heutzutage noch im kleinen und damit im großen Kosmos. Wir müssen dazu nur alle die gleiche Sprache sprechen…..und die heißt nicht Englisch, sondern MITMENSCHLICHKEIT:
Natürlich habt ihr Recht, die allgemeine Überfordeerung und damit auch die Desinteresse nimmt zu. Allerdings denke ich nicht, dass die Präsens dieser Themen dafür sorgt sondern eher der Zustand der Kontaklosigkeit. Klar weiß ich, dass die süßen kleinen Kinder in Afrika verdursten aber ich kann es mir nicht vorstellen. Nicht in dieser Gesselschaft wo die Menschen vom Kleinkindalter an mit Adipositas zu kämpfen haben. Hinzu kommt die Abstumpfung durch die Öffnung medialer Räume. Denn nicht nur die Kinder verdursten, auch die Koalas in den Buschfeuern und komplette Regionen im Mittelmeerraum. Auch wenn wir die Möglichkeit von globaler Vernetzung haben, wird sie seltens genutzt um „die vielen kleinen Dinge“, die wir tun können, miteinander abzusprechen. Stattdessen pocht jeder auch bei der Weltrettung darauf, es selbst am besten zu wissen. Verständlich, dass wir uns nur vor unserem eigenen Gewissen rechtfertigen müssen und deshalb auch das tun, was uns am effektivsten erscheint. Aber die „Weltrettung“ wäre doch mal ein allgemein gültiges Ziel, dass für globale Zusammenarbeit und grenzübergreifendes Handeln stehen könnte. Denn auch wenn viele Menschen mit vielen kleinen Dingen großes erreichen können, ist es doch das Höhere, was letztendlich zählt.
Die Philosophie hat – ganz wie man es erwartet – zwar keine Lösung für dieses Problem, aber immerhin eine recht präzise Analyse anzubieten: Andreas Vieth: Weltarmut und Ethik“. Das lässt sich leicht auf alle geschilderten Probleme übertragen.