Die Tötung anderer Tiere

Manche Tiere können Personen sein und das Töten von Personen kann utilitaristisch gerechtfertigt werden, jedoch wie verhält sich das bei Tieren, bei denen es sich weder um Personen noch potentielle Personen handelt?
Laut Michael Tooley haben nur Wesen, die sich selbst als abgeschlossene Entitäten, die in der Zeit existieren, verstehen, ein Recht auf Leben. Dies bezieht sich zwar auf Neugeborene, kann aber auch auf Tiere ausgeweitet werden. Weitere utilitaristische Philosophen wie Singer oder Hoerster sprechen Lebewesen erst das Recht auf Leben zu, wenn die unbedingte Voraussetzung vorliegt. Diese Voraussetzung ist das Interesse am Leben, so müssen Tiere oder neugeborene erst ein Interesse an ihrem Leben haben um ein zugestandenes Lebensrecht zu bekommen. Demnach ist es utilitaristisch gesehen gerechtfertigt Lebewesen ohne das Interesse am Leben zu Töten. Doch kann das Töten von Wesen ohne Interesse am Leben abgewendet werden und so auch deren Leben bewahrt werden? Singer ist wiederum der Meinung, dass Faktoren wie Leid, welches durch das Töten verursacht wird, Utilitaristen dazu veranlassen würden das Töten von Tieren teilweise abzulehnen, jedoch sind die Faktoren nicht Grund genug, um vom Standpunkt des Utilitarismus aus, das Töten allgemein abzulehnen.

Jedoch gilt es erst zu klären, wie das utilitaristische Verbot gegen das schmerzlose Töten, welches keinen Verlust für andere bedeutet, aussieht. Das utilitaristisch gerechtfertigte Töten lässt sich in zwei Argumente gliedern, einerseits in das Ersetzbarkeitsargument und andererseits in die Vorherige-Existenz-Ansicht. Das Ersetzbarkeitsargument besagt, dass wenn wir ein Tier töten, können wir es durch ein anderes ersetzen, welches ein ebenso angenehmes Leben führen wird wie das getötete Tier, wenn es hätte weiterleben dürfen. Demnach ist die Schaffung des Nächstfolgenden wichtiger als der Verlust des Lebens. Die Vorherige-Existenz-Ansicht besagt, dass es falsch ist ein Wesen zu töten, dessen Leben voraussichtlich mehr Lust als Schmerz enthalten wird oder dessen Leben man zu einem solchen machen kann. So ist die Möglichkeit der Tiere auf ein paar angenehme Monate/Jahre wichtiger als das Vergnügen des Fleischkonsums. So besagt die Vorherige-Existenz-Absicht, wir seien verpflichtet, das zu tun, was das Beste für die Lebenden und diejenigen, die auf jeden Fall leben werden ist. Daraus geht wiederum hervor, dass die Existenz deren Wesen, die eine höhere Lebensqualität haben werden, denen vorzuziehen sind, die eine niedrige Lebensqualität haben werden, auch wenn das bedeutet, dass ihnen ihre „garantierte“ Existenz verwehrt bleibt.

Dennoch ist das utilitaristisch gerechtfertigte Töten keine Rechtfertigung für Fleisch aus der modernen Massentierhaltung. Des Weiteren bedeutet das überspitzt, dass das Erzeugen glücklichen Lebens und das Erzeugen so vieler glücklicher Wesen wie möglich bedeutet, dass man so alle menschlichen Wesen vernichten müsste, um den Weg für eine größere Anzahl kleinerer glücklicher Tiere freizumachen. Hinzu kommt, dass laut Singer die Ersetzbarkeit für Tiere dann auch für Menschen auf einer vergleichbaren Stufe des Bewusstseins zutrifft.

Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass es kein utilitaristisches Prinzip gibt, welches auf alle Wesen anwendbar ist, da beispielsweise der Begriff „Tier“ zu weit gefasst ist. Des Weiteren gibt es auch Tiere, die sich mit Vergangenheit und Zukunft beschäftigen. Wie bereits auch schon im vorangegangenen Text geschrieben wurde, kann Massentierhaltung nie gerechtfertigt werden. Auf der anderen Seite ist es unter gewissen Umständen kein Unrecht, wenn Tiere ein angenehmes Leben hatten und ein schmerzloser, schneller Tod sowie die Ersetzung durch ein Anderes möglich ist. Ebenso kann das utilitaristisch gerechtfertigte Töten als kein Unrecht gewertet werden, wenn Menschen Tiere zum Überleben töten müssen, wie zum Beispiel die Inuit, sie können aufgrund ihrer geographischen Lage keine Nahrung, wie Obst, Gemüse oder Getreide anbauen. So bleibt den Inuit nur die Tötung von Tieren als Überlebenschance, was wiederum laut Singer gerechtfertigt ist.

Meiner Meinung nach ist das Töten von anderen Tieren jedem selbst überlassen, doch man sollte nicht verschwenderisch damit umgehen. So würde ich zu einem bewussten Konsum raten und da wir ja genug andere Sachen zum Essen haben, wäre es für uns nicht wirklich eine Einschränkung sondern Verzicht und eher eine Haltung welche zu einem guten Miteinander führt. Wie oben schon genannt gibt es ja kein utilitaristisches Prinzip hierfür und somit muss jeder selbst Verantwortung dafür tragen!

Quellen: Singer, Peter: Praktische Ethik. 1979

https://www.krause-schoenberg.de/gent_beginn_menschliches_leben.html

http://www.myway.de/Ohne-Gott-gehts-besser/Singer-Praktische-Ethik.pdf

3 Kommentare

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Hallo oekoesoe
Ich stimme dir zu. Wir sind es gewohnt viele Gerichte mit Fleisch zu essen und nicht darauf verzichten zu müssen und da wir uns als Überlegen fühlen denken viele nicht daran was wir damit den Tieren antun. Es würde und nicht schaden auf ein paar Mahlzeiten mit Fleisch zu verzichten. Doch ich finde auch das Ersetztbarkeitsargument etwas plump, es ist klar das somit die Anzahl der Tiere nicht sinkt und diese vom Aussterben bedroht sind aber das zeigt nur wieder einmal das Überlegenheitsgefühl und denken der Menschen, dass Tiere nicht mehr als Fleisch sind und ersetzt werden können. Doch auf die Seele wird nicht Rücksicht genommen. Immerhin wird auf ein schmerzloses töten geachtet um somit die Tiere vor weiteren Menschenverursachten Schmerzen zu erlösen. Ich teile deine Meinung mit der Eigenverantwortung doch denke, dass sich die Menschen zu wenig mit dem Thema beschäftigen wollen um auf nichts verzichten zu müssen.
Lilifee

Hey oekoesoe,

ich bin der Meinung, dass man Tierfleisch essen darf, solange man darauf achtet, dass die Tiere ein gutes Leben hatten (keine Massentierhaltung) und man nicht zu häufig Fleisch isst. Eine gewisse Menge an Fleisch ist schließlich gesund, da in Fleisch wichtige Eiweiße, Fette und Mineralstoffe enthalten sind. Somit ist Fleisch ein Bestandteil einer gesunden Ernährungsweise ohne Nahrungsergänzungsmittel.
Da Tiere keinen Verstand haben und zumeist auch in der Natur Jäger und Gejagte sind, ist es für mich ethisch rechtfertigbar Tiere zum Essen zu töten. Dies gehört zum Kreislauf der Natur, aus dem wir Menschen mit der Zeit ausgebrochen sind. Allerdings sollte das Fleisch der getöteten Tiere dann auch wirklich gegessen und nicht weggeworfen lassen. Bei diesem Aspekt finde ich es wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass ein Lebewesen für das Essen sterben musste.
Was das Leben der Tiere anbelangt, bin ich der Meinung, dass die meisten Tiere, wenn wir ihr Fleisch nicht essen würden, gar nicht erst geboren werden würden. Also könnte man es so sehen, dass diese Tiere nie existiert hätten, wenn wir sie nicht zum Essen züchten würden. Einige Tiere würden sonst nämlich weniger oder gar kein Nutzen für uns haben. Dies rechtfertigt natürlich keine Massentierhaltung oder sonstige Tierquälerei, aber das Züchten von Tieren zum Schlachten und anschließenden Essen.

Hallo Moonlight,
Ich bin auch deiner Meinung, dass wir als Menschen Tiere essen „dürfen“, allerdings nur wenn wir uns mit der Art Fleisch zu produzieren auseinader gesetzt haben und es für uns, also für den einzelnen vertretbar ist, dann das Tier zu essen. Allerdings ist Fleich heutzutage kein Bestandteil einer gesunden Ernährung ohne Nahrungsergänzungsmittel mehr. Es gibt sehr viele Möglichkeiten durch eine Fleischlose Ernährung die wichtigen Nährstoffe zu sich zu nehmen.
Wenn ich dich richtig verstehe, dann sagst du, dass das Züchten von Tieren zum Schlachten und anschließend zum Essen gerechtfertigt ist. Ist es also deiner Meinung nach „besser“, wenn ein Tier nur zum Zwecke des Menschen, also um gegessen zu werden lebt als gar nicht? Ich bin der Meinung, dass Leben, egal ob Mensch oder Tier lebt um zu leben.

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