Ist Frieden als Dauerzustand überhaupt möglich?

Der Ukraine-Krieg und der Nahost- Konflikt machen es vor: Das friedliche Leben eines Bürgers kann sich vom einen auf den anderen Tag schlagartig ändern. Die Zahl der Opfer und der Flüchtlinge nimmt dauerhaft zu und täglich bleibt den Kriegsopfern nichts anderes übrig, als auf ein Friedensabkommen in naher Zukunft zu hoffen. Aber ist der Frieden als Dauerzustand möglich, oder muss man sich am Ende eines Krieges schon wieder um den nächsten Konflikt sorgen?

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, gilt es zunächst einmal den Friedensbegriff zu definieren:

Das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung behauptet: „Frieden ist die Abwesenheit von gewaltsamen Konflikten oder Krieg.“ (Zitat 1) Frieden ist ein Zustand, in dem Differenzen ohne Gewalt begegnet wird. Als Bedingungen für ein friedliches Miteinander sah der griechische Philosoph Epikur Seelenruhe und Gelassenheit. Immanuel Kant beschreibt den Frieden als einen im Menschen natürlich angelegten Endzweck, trotz dem menschlichen Trieb nach Bösem.

Wenn Frieden also ein Endzweck ist, ist der Dauerzustand von Frieden dann tatsächlich möglich?

Kant hat hierzu seine Friedensschrift „Zum ewigen Frieden“ im September 1795 publiziert, in dem er seine Moralphilosophie auf die Politik anwendet. Laut ihm wäre ein dauerhafter Friedenszustand nur möglich, wenn es nicht nur einen Waffenstillstand zwischen zwei Parteien gäbe, sondern auch Regelungen, die jegliche Vorbereitungen auf weitere Kriege ausschließen würden. Ein stehendes Heer sollte abgeschafft werden, kein Staat dürfe sich in die Regierung anderer Nationen einmischen und schlimme Kriegsmethoden, wie zum Beispiel Spionage, sind zu unterlassen. Somit könnte man also gar keinen weiteren Krieg mehr führen.   

Theoretisch wäre dauerhafter Frieden also möglich, aber wie sieht es in der Praxis aus?

Diese Frage könnte man aus heutiger Zeit wohl gar nicht besser beantworten. Aktuell gibt es nämlich einen großen Konflikt, der wieder aufgegriffen wird: der Nahost- Konflikt im Israel- Krieg. Dieser ist ein Konflikt im Nahen Osten zwischen Israel und den arabischen Staaten und besonders den Palästinensern. Seit dem 16. Jahrhundert siedelten immer wieder Juden in Palästina und sie und die Palästinenser mussten sich diesen Staat teilen. 1947 haben die Vereinten Nationen Palästina geteilt, um einen arabischen Staat und einen Staat für die Juden zu errichten, weshalb die Juden 1948 den Staat Israel ausriefen. Seit 1948 kam es also immer wieder zu israelisch- arabischen Kriegen, in dem die Israelis die Anerkennung des israelischen Staates und die Palästinenser einen eigenen Staat, der Teile Israels umfasst, fordern. Es gab in der Geschichte demnach bereits einige Versuche, den Frieden wiederherzustellen, woran man sieht, dass ein dauerhafter Frieden nie erreicht wurde. Aktuell greifen die Hamas, eine radikalislamische Palästinenserorganisation, Israel, genau aufgrund dieses Konfliktes wieder an und Israel reagiert mit äußerster Schärfe. Bisher sind schon über 200 Menschen zu Geiseln der Hamas geworden, aber auch die Anzahl an Opfern auf der palästinensischen Seite steigt immer weiter an. Menschen gehen „von Beerdigung zu Beerdigung“ (Zitat 2) und leiden fortwährend unter diesem Konflikt.

Auch wenn man also darauf hofft, dass Kriegszeiten irgendwann ein Ende nehmen werden, so scheint es doch eher aussichtslos.

Für die meisten Machthaber und Regierungen ist Gewalt eine weit oben angestellte Handlungsoption, um das zu bekommen, was man will, ungeachtet dem Wohl der Menschen. Die weit ausgebaute Friedensforschung wird außerdem immer erst dann gehört, wenn ein Streit schon eskaliert, denn anstatt in die Forschung nach Ursachen von Kriegen oder in die Prävention dieser zu investieren, investiert sie fast ausschließlich in die Bereitstellung von Waffen. Neben den klassischen Kriegen gibt es außerdem auch andere, persönliche Kriege, in denen man Frieden immer wieder erst erlangen muss. Rassismus, Ungleichheit der Geschlechter und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung sind nur wenige Beispiele für den täglichen Kampf um persönlichen Frieden, den man immer wieder erreichen muss.

Meiner Meinung nach kann Frieden also niemals zu einem Dauerzustand werden, sondern man wird immer wieder darum kämpfen müssen, denn schließlich sind es nicht nur die politischen Kriege, sondern auch die bereits dargelegten individuellen Kriege mit denen man täglich umgehen muss.

Summa summarum lässt sich also mit dem Titel eines Buches der Philosophin Angela Davis abschließen: „Freiheit ist ein ständiger Kampf.“ (Zitat 3)

1 Kommentar

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Hallo lionking,

ich stimme dir zu, dass Frieden ein ständiger Kampf ist und tatsächlich ein wahrer dauerhafter Frieden unmöglich ist.
Laut dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist Frieden die Abwesenheit von gewaltsamen Konflikten oder Krieg. Es wird damit ein Zustand bezeichnet, bei dem auftretenden Differenzen zwischen Einzelpersonen, Gruppen oder Staaten, auf Basis von Rechten und Gesetzen, und ohne Gewalt begegnet wird.
Genau das sollte meiner Meinung nach das Ziel von jedem einzelnen Menschen sein: Jeden kleinsten Konflikt und jede Meinungsverschiedenheit ohne Gewalt und unter Berücksichtigung der Menschenrechte zu lösen. Dass das sowohl im Kleinen als auch weltweit nicht einfach ist, beweisen die Zahlen: Nach den Angaben der aktuellen Ausgabe des Conflict Barometer des HIIK belief sich die Anzahl der Konflikte weltweit, d.h. der Dispute, gewaltlosen sowie gewaltsamen Krisen und der begrenzten und allgemeinen Kriege, im Jahr 2022 auf insgesamt 363.

https://www.bmz.de/de/service/lexikon/frieden-14384#:~:text=Frieden%20ist%20die%20Abwesenheit%20von,und%20ohne%20Gewalt%20begegnet%20wird.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2736/umfrage/entwicklung-der-anzahl-von-konflikten-weltweit/#:~:text=Nach%20den%20Angaben%20der%20aktuellen,Asien%20und%20Ozeanien%20die%20dabei

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